„Wollen wir Stadt oder Stillstand?“
Bernhard Bauer und Josef Herk melden sich mit deutlichen Worten für eine nachhaltige Entwicklung der Landeshauptstadt zu Wort.
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Wer in urbanen Zentren eine nachhaltige Entwicklung vorantreiben will, braucht ein ausgewogenes Zusammenspiel von Ökologie, Ökonomie und sozialen Aspekten. Drei Säulen, die in Graz aus dem Gleichgewicht geraten sind, „da wirtschaftliche Interessen vernachlässigt oder gar behindert werden“, mahnt der Grazer Unternehmer und WKO-Regionalstellenobmann Bernhard Bauer.
Aus diesem Grund wurde „Stadt oder Stillstand“ erarbeitet. Ein Manifest für die Grazer Wirtschaft, das Forderungen, Anliegen und Wünsche der mehr als 20.000 Grazer Unternehmen in fünf unbequemen Thesen zusammenfasst (siehe Info unten). Was man darunter konkret verstehen darf? „Es ist ein Weckruf. Die Politik in Graz konzentriert sich momentan auf den Ausbau von Rad- und Gehwegen und auf soziale Projekte. Alles wichtig – aber bitte nicht auf Kosten der Unternehmerinnen und Unternehmer“, mahnt Bauer.
Fokus auf Wirtschaft
Genau das passiere aktuell. Die Schulden der Landeshauptstadt explodieren in Richtung 1,8 Milliarden Euro, während die Kommunalsteuer – als Indikator für Beschäftigungswachstum – gerade einmal real um magere vier Prozent in den letzten 20 Jahren gestiegen sei. Zum Vergleich: In Graz-Umgebung hat die Kommunalsteuer im selben Zeitraum um 81 Prozent zugenommen. „Wir brauchen eine Politik, die erkennt, dass eine Stadt nicht nur von sozialpolitischen Projekten und Verkehrsberuhigung lebt. Graz muss verstehen, welchen Beitrag Unternehmen zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten“, so Bauer.
Ein Befund, den auch WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk teilt – und mit deutlichen Worten nachschärft: „Wer sich mit Nachhaltigkeit ernsthaft auseinandersetzt, weiß, dass nur ein kluges Verhältnis von Ökologie, Ökonomie und sozialen Anliegen eine nachhaltige Entwicklung möglich macht.“ In Graz sei das heftig aus der Balance geraten. Die Stadt leiste sich Radwege für 100 Millionen Euro, habe aber überhaupt keinen Fokus auf die Bevorratung von Gewerbeflächen.
„Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die fehlende Anerkennung und Wertschätzung für unternehmerisches Engagement“, so Herk. Die Leistung von Unternehmen werde als selbstverständlich vorausgesetzt, ohne zu berücksichtigen, dass dahinter viel Einsatz, Risiko und Kreativität stecken. „Statt Freiraum zu lassen, dominieren unsinnige Vorschriften“, kristisiert Herk. Eine Bürokratie, die sich mittlerweile verselbständigt hat und die auch die Beamten selbst immer öfter sprachlos mache, ergänzt Bauer: „Mir ist das selbst als Unternehmer passiert, dass in meiner Gastronomie am Lendplatz ein teures, hochprofessionelles Sonnensegel abgebaut werden musste, weil irgendwann irgendwer festgeschrieben hat, dass dort nur Sonnenschirme erlaubt sind. Solche absurden Geschichten, die einen nur aufhalten, aber keinen Sinn machen, kann mittlerweile jeder Unternehmer erzählen.“
Von der Politik erwarte man sich darum ein neues Miteinander. Bauer: „Mit dem Diskutieren von ideologischen Glaubenssätzen gewinnen wir nichts. Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten. Und was noch wichtiger ist: Es braucht ein besseres Verständnis dafür, dass Wirtschaft uns alle betrifft. Jeder Einkauf, jede unternehmerische Entscheidung ist Wirtschaft – und trägt zum Wohlstand und zur Lebensqualität bei. Wirtschaft ist nicht der Gegenspieler von Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit, sie ist vielmehr die Basis, um beides zu ermöglichen.“
Manifest für die Grazer Wirtschaft
Was die mehr als 20.000 Grazer Unternehmen und somit die Stadt für eine nachhaltige Entwicklung brauchen, wurde im „Manifest für die Grazer Wirtschaft“ zusammengefasst. Alle Infos dazu unter https://bit.ly/3AosYF7