Detailansicht eines Fußballes - weißer Ball mit schwarzen Waben - der in ein weißes Netz fliegt, Hintergrund verschwommen himmelblau
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Wie Steirer den Fußball aufmischen

Der Traum eines österreichischen Sommermärchens ist geplatzt. Im Achtelfinale musste sich das Team von Ralf Rangnick geschlagen geben. Unternehmerisch sorgt die Alpenrepublik am Platz aber noch immer für Furore. 

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 04.07.2024

Sieben steirische Firmen haben den Fußball für sich als Business entdeckt. Wir haben uns umgehört, mit welchen Ideen ihnen der Durchbruch gelungen ist. 

Grazer Socken bei der EM 

Viele Fußballer kennen das Problem: Socken, die in den Schuhen rutschen. Die Grazer Hobbyfußballer Mario Ofner, Thomas Ofner und Thomas Weber brachten 2015 eine simple Lösung auf den Markt: Sportsocken mit Gumminoppen. Diese sorgen für einen besseren Halt und verteilen das Körpergewicht des Sportlers gleichmäßig im Schuh. Die Socken sind in bereits 55 Ländern erhältlich, und auch immer mehr Profis greifen zu dem Grazer Produkt: „Wir haben bei der heurigen EM in so gut wie jedem Team mindestens zwei Spieler ausgestattet, so beispielsweise Rasmus Højlund, Álvaro Morata oder Patrick Schick“, erzählt Mario Ofner. Im österreichischen Nationalteam war Marko Arnautović einer der ersten Spieler, der auf die Socken setzte.

Tapedesign Socke
© Tapedesign


Smarte T-Shirts aus der Südsteiermark

„Wir haben geschafft, was großen Unternehmen bis heute nicht gelungen ist“, erzählt Hannes Steiner, CEO von QUS in Lebring. 2020 brachte er das erste smarte und waschbare T-Shirt auf den Markt. Es besteht aus smarten Fasern, die Vitaldaten an eine On-Board-Unit übertragen, die am Shirt angebracht wird. Die Akademie vom SK Sturm Graz sowie der GAK setzen bereits  auf die Technologie. Das eigene Know-how stellt QUS mittlerweile aber auch Adidas, Atomic oder Infineon zur Verfügung.

Fußballer trainiert. Dabei hat er ein QUS T-shirt an.
© QUS

Sie holen Stars nach Österreich

Ob Paris Saint-Germain, Real Madrid, AS Roma oder FC Arsenal: Sie alle waren schon einmal bei einem Testspiel in Österreich. Organisiert wurde es von IFCS – dem internationalen Fußballcamp Steiermark mit Sitz in Graz und Kapfenberg. 1996 gegründet, organisiert die Agentur österreichweit Trainingslager und Testspiele sowie Unterkünfte, Verpflegung und Transfer. Wie die Agentur das geschafft hat? Rahmenbedingungen machen es möglich. „Österreich ist sehr zentral gelegen und für viele Vereine gut erreichbar. Zudem hilft der Flughafen in Wien“, erzählt Fabian Fuchsberger von IFCS.

IFCS Team bei einem Spiel vom 1. FC Köln
© IFCS

Handschuhe vom Torhüter

Bei der EM 2016 stand Robert Almer noch für Österreich im Tor. Nach dem Karriereende 2018 wurde es für den aus Bruck an der Mur stammenden Sportler aber Zeit, neue Wege zu gehen. Dieses Jahr brachte er einen eigenen Torwarthandschuh namens „Petagrip“ auf den Markt. Nahezu alle Schritte, von den grafischen Entwürfen über den Schnitt, die Materialien, das Design bis hin zur Auswahl des Belags, hat Almer selbst erprobt und entwickelt.

Torwarthandschuh von Robert Almer
© Robert Almer


Gezieltes Training

Wie gut ist meine Ballkontrolle, wie genau sind meine Pässe und wie zielsicher treffe ich Entscheidungen? Fragen, wie diese stellen sich Hobbyfußballer und Profis. Seit 2013 tüftelte die Anton Paar GmbH daher an einem eigenen Trainings- und Analysesystem und ging 2016 mit der Skills.lab Arena in Wundschuh an den Start. Hier trainieren der SK Sturm Graz, der GAK und der ÖFB sowie Hobbyfußballer. Große Vereine machen es nach: Der FC Bayern München, Lech Posen, der FC Ingolstadt sowie zukünftig auch Legia Warschau haben eine eigene skills.lab Arena in Betrieb genommen.

Fußballer trainiert in der Skills.lab Arena.
© Anton Paar Sports Tec

Rasenfarbe erobert heimische Fußballplätze

100 Meter lang und 64 Meter breit: So groß muss das Fußballfeld bei der EM mindestens sein. Mit Außen- und Seitenlinien kennt sich Christian Mehart aus. Jahrelang arbeitete er als Greenkeeper beim SK Sturm ehe er sich selbständig machte und eine eigene Rasenmarkierfarbe namens „Play-Line“ erfand. Keine leichte Aufgabe: „Das Gras muss sich ja auch unter der Farbe weiterentwickeln und wachsen können“, erzählt Menhart. Drei Jahre lang feilte er mit einem Chemiker an der Rezeptur. 2018 brachte er eine Farbe auf den Markt, die besonders lichtreflektierend und dehnbar ist, schnell trocknet und auch bei Regen aufgetragen werden kann. Seitdem ist sie österreichweit auf Plätzen in Einsatz.

Rasenmarkierfarbe
© Play-Line

Mit Daten zum Sporterfolg

Wer trainiert, will über seine Leistung Bescheid wissen. Fußballern geht es da nicht anders. Der Grazer Philipp Klöckl entwickelte daher 2017 die Software „Strykerlabs“, mit der sich alle Daten, wie die Laktatwerte, das Alter der Spieler, verheilte Verletzungen oder die Herzfrequenz, auf eine Oberfläche einspeisen lassen. Zudem simuliert die Software schon vor dem Trainingsbeginn Belastungen und kalkuliert Verletzungsrisiken. Aktuell wird die Software von 50 Teams und 26 Clubs in der ersten und zweiten Liga vorwiegend im DACH-Raum benutzt. So setzen Schalke 04, Union Berlin oder auch die BSC Young Boys auf das System. Mittlerweile konnten in der Software Daten von über 50.000 Trainingseinheiten gesammelt werden.

Oberfläche von der Strykerlabs-App
© Strykerlabs