Wie Social Media bei der Lehrstellen-Suche hilft
Soziale Netzwerke werden bei der Lehrlingsansprache wichtiger. Die Posch GmbH sorgte mit ihrer Kampagne für Aufsehen.
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Viele junge Menschen suchen attraktive Karrieremöglichkeiten, spannende Unternehmen mit interessanten Arbeitsbedingungen und Aufgabenprofilen – demgegenüber stehen zahlreiche steirische Betriebe, die dringend qualifiziertes Personal brauchen. Auf der Suche nach ebendiesen Fachkräften von morgen wird der digitale Raum immer relevanter – und bietet Möglichkeiten, um die Vorzüge des jeweiligen Unternehmens zu präsentieren. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung und des Instituts der deutschen Wirtschaft bestätigt das für unser Nachbarland, die Zahlen dürften auf Österreich umzulegen sein: Junge Menschen suchen vor allem auf Social Media nach Ausbildungsstellen. 57,9 Prozent der 14- bis 25-Jährigen nutzen dafür demnach die Plattform Instagram, gefolgt von YouTube (46,9 Prozent), WhatsApp (38,3 Prozent) und LinkedIn (34,8 Prozent). Facebook findet sich hinter TikTok (30,4 Prozent) mit 25,4 Prozent nur noch auf Rang sechs wieder. Die Zahlen passen auch zu den meistgenutzten Plattformen in Österreich insgesamt. Laut Jugend-Internet-Monitor von Saferinternet.at hat hier Whatsapp (76 Prozent) vor Instagram (71 Prozent), YouTube (70 Prozent) und TikTok (65 Prozent) die Nase vorne.
Das Karrierenetzwerk LinkedIn wird stärker von Unternehmen (41 Prozent) zur Information über Stellen genutzt als von jungen Menschen (34,8 Prozent) zur Suche.
Das zeigt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung und des Instituts der deutschen Wirtschaft. YouTube folgt mit 46,9 (Jugendliche) bzw. 18 Prozent (Betriebe).
TikTok ist stark im Kommen, 65 Prozent der Jugendlichen nutzen die Plattform – nur 30,4 Prozent aber für die Suche nach Ausbildungsstellen (3,6 Prozent Unternehmen).
WhatsApp ist grundsätzlich die meistgenutzte Plattform. Ausbildungsstellen suchen hier 38,3 Prozent der Jugendliche, 20,9 Prozent der Betriebe informieren hier.
Anders sieht das Verhältnis bei Facebook aus: Nur noch 25,4 Prozent der jungen Menschen suchen hier, während 71,3 Prozent der Betriebe hier Stellen bewerben.
Die richtige Plattform
Entsprechend wird reagiert: In einem eigens geschaffenen TikTok-Kanal (@lehre.karriere) holt die Wirtschaftskammer aktuell Betriebe und ihre Lehrlinge vor den Vorhang, gleichzeitig setzen immer mehr Unternehmen gezielt Kampagnen in Sozialen Netzwerken. So etwa die „Posch GmbH“ aus Leibnitz. Das südsteirische Maschinenbau-Unternehmen hat mit der Grazer Agentur „l’affinité“ eine erfolgreiche Lehrlingskampagne im digitalen Raum umgesetzt – gemeinsam schaffte man es sogar unter die Top 3 beim steirischen Landeskommunikationspreis, dem PR Panther 2024. „Wir haben uns überlegt, wie man Lehrlinge heutzutage direkt gut erreichen kann“, erklärt Eva Maria Schneider aus dem Posch-Marketing und für das Projekt mitverantwortlich. „Der Erfolg gibt uns Recht, wir konnten alle Lehrstellen rasch besetzen.“ Die Zahlen bestätigen: 466.000 Impressionen im Bezirk Leibnitz, Kosten von nur zwei Cent pro vollständiger Videoansicht – und 50 Prozent mehr Bewerbungen.
„Was ist jungen Menschen wichtig – und was ist das Besondere am Unternehmen? Die Vereinbarkeit von Arbeit und Freizeit wird vielen immer wichtiger – und bei Posch kann man früh beginnen und entsprechend früh Feierabend machen. Damit hatten wir unseren Aufhänger“, erklärt Viktoria Resch, l’affinité-Co-Gründerin, die Ideenfindung. Entstanden ist die Kampagne „Freiheit ab 14:12“. „Wir haben drei Lehrlinge bei ihrer Arbeit und in der Freizeit – etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr – begleitet.“ Die gedrehten Kurzvideos („Reels“) wurden auf Instagram ausgespielt. „Auf TikTok gab es zum Zeitpunkt der Kampagne noch keine regionale Targetierungsmöglichkeit – der Streuverlust wäre also zu groß gewesen“, erklärt Resch. Ebenfalls genutzt habe man hingegen Facebook: „Dabei haben wir uns aber konkret an Eltern gewandt.“ Denn es werde wichtiger, zielgruppenspezifisch zu kommunizieren – und Postings der Plattform anzupassen. So wurden auf Facebook keine Videos, sondern informative Bilder gepostet.
Generell zeige sich, so Resch, bei jungen Mensch ein wachsendes Bedürfnis nach Authentizität: „Was gezeigt wird, muss echt wirken. Posch ist ein Produktionsbetrieb – da bringt es nichts, alles auf Hochglanz zu polieren. Die jungen Menschen wollen sehen, wie es tatsächlich abläuft. Deshalb sprechen die Lehrlinge in den Videos im Dialekt, darum haben wir auch den Lehrlingsausbildner selbst vor die Kamera geholt.“ So werden keine falschen Erwartungen geweckt, Bewerber wissen was sie erwartet – und das Interesse vor Ort ist garantiert echt.
Fest steht für Resch, dass soziale Medien im Recruiting-Prozess künftig wichtiger werden: „Junge Menschen halten sich im digitalen Raum auf – also macht es Sinn, mit dieser Zielgruppe auch dort zu kommunizieren.“
Von: Fabian Kleindienst-Schein