Wie ein Steirer die Schrauben neu erfindet
Die „Tenz GmbH“ mit Hauptsitz in Graz – St. Peter produziert eine energie- und kraftsparende Holzbauschraube. Auch die Lebensdauer von Akkuschraubern soll so verlängert werden. In Amerika ist die Technologie bereits stark nachgefragt.
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Schrauben. Egal, ob Do-It-Yourself-Heimwerker oder Profi, im Laufe eines Lebens bekommt es wohl jeder das ein oder andere Mal damit zu tun. Und so mancher dachte dabei sicher, mit einem „fertig“ entwickelten Produkt zu hantieren. Schließlich: Was könnte da noch zu verbessern sein? Eine Frage, die sich auch der Grazer Unternehmer Gerhard Hubmann stellte – und im Unterschied zu den meisten Menschen kam er auf eine Antwort. Das Ergebnis war seine „Tenz GmbH“, mit einem Aushängeschild: einer Schraube, die mit weniger Kraft- und Energieaufwand verschraubt werden kann – und so Energie spart und die Lebensdauer von Akkuschraubern verlängert. Die erste Schraube, die von der „Aktion Gesunder Rücken“ als „rückenfreundlich“ zertifiziert wurde.
Der Weg ins Schraubengeschäft wurde Hubmann dabei in die Wiege gelegt: „Mein Vater war erst im Vertrieb eines Schrauben-Herstellers tätig, später machte er sich selbständig“, erzählt der Steirer. Schließlich stieg er selbst in den Betrieb seines Vaters ein – und übernahm ihn nach dessen Tod im Jahr 2006. Dabei blieb es nicht – der heute 47-Jährige gründete mit einem Partner in Asien die Firma „Din Ling Europe“, mit der er weltweit im Schrauben-Großhandel tätig ist, zeitgleich baute er die Ursprungsfirma „Avvio“ zu einem Prüf- und Zertifizierungslabor für Schrauben aus.
Und wie kam es dann zu Tenz? Es begann mit dem Siegeszug der Holzbauschraube Anfang der 2000er. „Ohne sie wäre Holzbau, wie wir ihn heute kennen, nicht möglich“, so Hubmann, der dadurch auf den Gedanken kam, Schrauben weiter zu verbessern. „Schon bald hatte ich eine erste Idee – damals hieß es aber, das sei nicht umsetzbar. Ein Jahr später brachte eine andere Marke genau diese Innovation auf den Markt.“ Bei der nächsten Idee ließ er sich also nicht kleinkriegen – und tatsächlich, es funktionierte. Die heutige Tenz-Schraube verfügt über eine spezielle Gewindetechnologie, die durch stufenförmige Erhebungen einen deutlich geringeren Widerstand erzeugt. Das ließ sich Hubmann wissenschaftlich bestätigen. Der Clou: Das Schrauben kostet nicht nur weniger Energie, Akkuschrauber halten durch die Mikroschwingungen bis zu zehnmal länger. So entstand auch der Name: Aus der „dancing screw“ wurde „Tenz“.
Die Innovation sorgte gleich für Aufmerksamkeit – zwei Staatspreise (Ingenieur Consulting und Marketing) sprechen für sich. In den USA ist die Technologie bereits verbreitet. Über die Baumarktkette „The Home Depot“ wird die Schraube unter der Lizenzmarke „Deckmate“ vertrieben. In mehr als 2.000 Märkten. Mittelfristig sei das Ziel aber, so Hubmann, selbst als Marke präsent zu werden. Das soll auch am heimischen Markt gelingen, wo man heuer so richtig durchstartet: Neben dem eigenen Webshop ist man nun in verschiedenen Baumärkten steiermarkweit vertreten.
Quergefragt
Was ist Ihre Vision?
Hubmann: Nie stehen zu bleiben. Ist ein Produkt fertig, denke ich schon weiter. Zum Beispiel habe ich die Idee einer Maschine, mit der wir die Produktion irgendwann wieder zurück nach Europa holen können.
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Bereich?
Hubmann: Die Komplexität, die in allen Feldern immer weiter zunimmt. Sowohl die Anforderungen der Gesetzgebung, etwa Kennzeichnungspflichten, als auch die der Kunden.
Warum braucht es Tenz?
Hubmann: Weil Innovationsgeist für uns überlebenswichtig ist. Wir bilden mit unserer Kleinheit einen Gegenpart zu globalen Konzernen – und treiben die Branche auch vor uns her.