
Wenn Verzicht zur Geschäftsidee wird
Wer seine Neujahrsvorsätze bereits gebrochen hat, hat in der Fastenzeit erneut die Chance: Wir haben nachgefragt, was das Fasten bringt, wie man durchhält und wie der steirische Tourismus vom Verzicht profitiert.
Lesedauer: 4 Minuten
In der Praxis von Diätologin Kerstin Hopfer geben sich derzeit Patienten die Klinke in die Hand: „Die Nachfrage nach Ernährungsberatung ist derzeit wirklich groß. Zum einen gehen viele Menschen am Jahresanfang zur Gesundheitsvorsorge. Da kommt dann oft raus, dass das Gewicht oder gewisse Blutwerte zu hoch sind. Zum anderen steht aber auch die Fastenzeit vor der Tür“, erklärt Hopfer.
Kein Wunder: Nach dem ein oder anderen Faschings-, Spagat- oder Punschkrapfen der letzten Tage kommt bei vielen der Wunsch nach gesünderer Ernährung auf. In Österreich sind rund 3,7 Millionen Menschen über 15 Jahren übergewichtig. Da kann die Fastenzeit ein guter Anlass sein, um das eigene Essverhalten etwas zu überdenken, weiß die Diätologin.
Versuchen wollen es dieses Jahr viele: Laut der jährlichen Marienkron Fastenumfrage plant heuer knapp die Hälfte der österreichischen Bevölkerung Fastentage einzulegen – ein zunehmender Trend: Erst letztes Jahr wollte sich gerade einmal ein Drittel in Verzicht üben. Die Gründe fürs heurige Fasten sind vielfältig: Etwas weniger als 40 Prozent nennen das Abnehmen als Hauptmotiv, 46,2 Prozent schwören auf die entschlackende Wirkung und jeder Dritte glaubt, so den Stoffwechsel anzuregen. Reine Einbildung? Keineswegs, doch die Diätologin relativiert: Dass man mit einer Fastenkur den Körper entgifte, sei nicht ganz wahr. Das mache der Körper ohnehin von selbst. Unerwünschte Stoffe werden beispielsweise über die Haut, die Atmung, den Darm oder die Nieren ausgeschieden. Von befristeten Entgiftungsdiäten rät Hopfer aber dennoch nicht ab: „Man kann das maximal ein bis zwei Wochen machen. Immerhin setzt man sich dann mit dem Körper auseinander. Auf die Dauer eignet sich das aber nicht. Dann drohen Mangelzustände“, so Hopfer.
Fett und Zucker reduzieren
Auf Fleisch, Alkohol oder Süßigkeiten wird in der Fastenzeit am häufigsten verzichtet. Auf ausreichende Nährstoffzufuhr muss aber dennoch geachtet werden: „Es macht Sinn, gewisse Fette und raffinierten Zucker wegzulassen. Diese finden sich beispielsweise in Naschereien. Auch auf Gifte wie Tabak oder Alkohol kann unser Körper getrost verzichten, jedoch nicht auf Proteine. Dieser Nährstoff steckt beispielsweise in Fleisch. Wenn man Fleisch weglässt, dann sollte man auf Alternativen, wie Eier, Fisch, Milchprodukte oder Hülsenfrüchte, setzen“, rät die Diätologin.
Und wie steht es um Kohlenhydrate? Da sei Vorsicht geboten: „Kohlenhydrate findet man nicht nur in Brot, Reis oder Nudeln, sondern auch in Obst, Gemüse und Milchprodukten. Bei einer sogenannten, Low Carb Diät‘ sollten einfache Kohlenhydrate wie Weißmehl oder Zucker vom Speiseplan verschwinden. Komplexe Kohlenhydrate, wie sie beispielsweise in Vollkornprodukten oder Naturreis stecken, sind in Maßen erlaubt.“
Während einer Diätphase geht es darum, Fett abzunehmen. Die Muskelmasse sollte sich aber nur auf maximal zehn bis 15 Prozent des verlorenen Gewichts reduzieren.

Kerstin Hopfer
Diätologin in Weiz, Kumberg und Graz
Die Ernährung umstellen ist das eine, doch für das Wunschgewicht bedarf es meist noch mehr Anstrengung, und zwar in Form von Bewegung. Mit dem Mythos, dass Sport während des Fastens tabu sei, kann die Diätologin aufräumen. Einzige Ausnahme: strenges Fasten wie der muslimische Ramadan. Aufgrund der geringen Flüssigkeitszufuhr drohe man zu dehydrieren. Ansonsten spreche aber nichts dagegen – auch nicht, wenn man sich für das Intervallfasten entschieden hat: „Während einer Diätphase geht es darum, Fett abzunehmen. Die Muskelmasse sollte sich aber nur auf maximal zehn bis 15 Prozent des verlorenen Gewichts reduzieren“, erklärt Hopfer.
Doch wie hält man das wochenlang durch? Die Expertin rät, Stress zu reduzieren und sich Verbündete zu suchen: „Zusammen geht es eben doch leichter.“ Das weiß auch der heimische Tourismus. Die Steiermark hat sich in den letzten Jahren als Destination für sogenannte „Fastenurlaube“ etabliert. Rund 20 Hotels haben sich entweder ganz oder teilweise auf das Fasten und Entgiften spezialisiert (siehe Liste unten). Urlaube dieser Art seien laut Steiermark-Tourismus vor allem bei österreichischen und deutschen Gästen gefragt. Die Nachfrage sei ungebrochen. Einen Grund dafür ortet Steiermark-Tourismus-Chef Michael Feiertag in den Sozialen Medien: „Viele Influencer und Prominente schwören auf Fastenkuren. Das dürfte den Hype zusätzlich verstärken.“ Und tatsächlich: Hört man sich bei Unterkünften, wie dem Hotel „Weiden“ in Schladming oder dem Hotel „Die Wasnerin“ in Bad Aussee, um (siehe links und rechts), zeigt man sich mit den Besucherzahlen zufrieden – vor allem jetzt in der Fastenzeit.
Und wie handhabt es Expertin Kerstin Hopfer? Von Fleisch über Alkohol bis zu Süßem hat sie alles schon einmal weggelassen. Ihr Fazit: „Man ist dann doch überrascht, wie schwierig es in manchen Situationen ist.“
Heilmoorbad Schwanberg (Bad Schwanberg)
Leibnitz:
Fräulein Leni (Gamlitz)
TamanGa (Gamlitz)
Hartberg-Fürstenfeld:
Mandira Ayurveda Resort (Bad Waltersdorf)
Der Steirerhof (Bad Waltersdorf)
Ring Bio Hotel Wilfinger (Hartberg)
Retter Bio-Natur-Resort (Pöllauberg)
Mein Hotel Fast (Wenigzell)
Das Sonnreich (Bad Loipersdorf)
Thermenhotel Stoiser (Bad Loipersdorf)
Liezen:
Gesundheitshotel Spanberger (Gröbming)
Die Wasnerin (Bad Aussee)
Mayrlife Medical Health Resort (Altaussee)
Das Hotel Weiden (Schladming)
biYou Ecoquartier (Schladming)
Der Hechl (Tauplitz)
Weiz:
Fastenhaus Dunst (Miesenbach)
Almwellness Pierer (Teichalm)
Murau:
Hotel Auszeit (St. Lambrecht)
*Angaben ohne Anspruch auf Vollständigkeit.