Heinrich Prisching vor der Spedition Lex.
© Guido Lienhardt

Viel Bürokratie, großes Risiko: Ein Tag in der Zollspedition

Rund 800 Zollprozesse wickelt die Grenzspedition Lex monatlich ab – trotz Zollunion. Der Stress und die Verantwortung sind groß.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 09.10.2024

Von Andrea Jerković

Donnerstagvormittag in der Grenzspedition „Lex und Co“ in Spielfeld. Vor dem Speditionsgebäude geht es ruhig zu, doch in der Spedition herrscht emsiges Treiben. Es gibt viel zu tun: Fünf LKW-Fahrer warten auf ihre Dokumente, die sie für die Weiterfahrt nach oder aus Österreich benötigen. Für die Fahrer ist es eine notgedrungene Pause von einer oft stundenlangen Fahrt. In der Spedition wird hingegen auf Hochdruck gearbeitet: Zolldeklarant Christian Prisching lässt sich dennoch nicht aus der Ruhe bringen: „Hudeln ist nicht angesagt!“ Die Zollformulare füllt er mit Sorgfalt aus. Da ein Klick, dort eine Zifferneingabe. Dazwischen immer mal wieder ein prüfender Blick auf die von den Fahrern mitgebrachten Unterlagen und auf die aktuellen Zollbestimmungen der EU. Genauigkeit ist gefragt, denn es steht viel auf dem Spiel. „Jeder Mitarbeiter haftet für seine Eingaben bei der Zollanmeldung. Sollte etwas inhaltlich nicht in Ordnung sein, sind wir als Zolldeklaranten dafür verantwortlich. Fehler dürfen uns nicht passieren“, erklärt  Chef Heinrich Prisching. Seit 1986 ist er im Zollgeschäft. Zuerst als Lehrling, später als Mitarbeiter, nun als Prokurist bei Lex. Auch nach über 30 Jahren macht ihm der Job als Spediteur Spaß. „Die Abwechslung ist groß, und da sich die Bestimmungen sehr oft ändern, lernt man auch ständig Neues“, erzählt er. 

Das Team der Spedition Lex im Büro.
© Guido Lienhardt Das Team der Spedition Lex

Doch täglich seien die fünf Mitarbeiter auch mit bürokratischen Hürden konfrontiert. So beispielsweise bei Waren, die aus Drittländern kommen und sich in Österreich nur im Transit befinden. „Bei sogenannten Transitabfertigungen haften wir für die Eingangsabgaben, wenn die Ware nicht frist- und ordnungsgemäß der Bestimmungszollstelle im Ausland gestellt wird“, so Prisching. Doch auch Verzollungen für andere EU-Länder bereiten dem Speditionsunternehmen Kopfzerbrechen. Hier haften sie für die Erwerbssteuermeldung beim Empfänger im Ausland. „Für uns ist das natürlich ein großes Risiko und eine Regelung, die wir nicht nachvollziehen können. Verzollungen für andere EU-Länder wickeln wir daher nur für ganz wenige Unternehmen in Deutschland ab, die aus Bosnien und Herzegowina beliefert werden. Sie gehören zu unseren langjährigen Kunden“, erklärt Heinrich Prisching. 

Ein Zollbeamter kontrolliert die LKW-Plombe.
© Guido Lienhardt Ein Zollbeamter kontrolliert einen LKW.

Sein Bruder Christian konnte in der Zwischenzeit die Zollanmeldung eines serbischen LKW-Fahrers fertigstellen. Für ihn geht es nun zum nur wenige Meter entfernten Zoll. Seine Zollanmeldung mit Informationen zum Ladegut ist währenddessen bereits auf dem PC eines Beamten aufgepoppt. Der LKW transportiert gefrorene Weichseln. Der Beamte wirft einen Blick in den LKW. Alles scheint in Ordnung zu sein. Er darf weiterfahren. Erleichtert atmet der Fahrer auf. Er ist schon seit eineinhalb Tagen unterwegs. In Graz wird seine Ladung bereits erwartet. Für Heinrich Prisching und sein Team ist es damit aber noch nicht getan. „Wir haben bis 20 Uhr geöffnet. Nun beginnt die zweite Schicht.“