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„Verkehrsmaßnahmen wirken provozierend“

Was laut Unternehmer-Multi Helmut Marko das Wachstum in Graz stört und welche Aktionen der Politik den Betrieben aktuell sauer aufstoßen.

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Aktualisiert am 22.04.2025

Rennfahrer, Investor, Hotelbesitzer, Motorsportberater bei Red Bull, Waldbesitzer – und vor allem Grazer. Das war auch die Hauptmotivation für Helmut Marko, sich nun in die von der WKO initierte Stadt-oder-Stillstand-Debatte in der Landeshauptstadt einzubringen. Zu viel Bürokratie, zu wenige Parkplätze, schwindende Tourismusfrequenz – im Interview mit dem Grazer WK-Regionalstellenobmann Bernhard Bauer nahm sich der wohl vielbeschäftigste Steirer im Pensionsalter viel Zeit für Themen, die dem bald 82-Jährigen in der Magengrube liegen.

Bürokratie: „Die Entwicklung in dem Bereich ist in den letzten Jahrzehnten absolut negativ, seit Corona hat der bürokratische Aufwand noch einmal ordentlich zugelegt. Es gibt immer wieder neue Vorschriften, alte fallen aber keineswegs weg.“

Touristen: „Wir haben bei der Besucherfrequenz in Graz einen Rückgang, aber rund 1.000 Hotelbetten mehr. Es ist dadurch ein regelrechter Preiskampf entstanden, die Auslastungsquote ist bei uns heuer drastisch zurückgegangen. Es fehlen internationale Kongresse in der Grazer Messe. Hier gibt es viel Potenzial an Kaufkraft.“

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Veranstaltungen: „Es fehlt eine klare Eventförderung, früher gab es das Altstadtkriterium. Wir sind jetzt doch angeblich eine Radstadt, warum wird das Radevent nicht wiederbelebt? Auch andere Events wie die Styriarte oder der Steirische Herbst waren früher noch weit mehr Anziehungspunkt als jetzt. Gerade in dem Bereich gibt es oftmals das Problem, dass man um 22 Uhr aufhören muss, junge Leute wollen um die Zeit aber noch nicht heimgehen. Wir haben im Lendhotel eine schöne Terrasse, wo sich die Anrainer schon um 20 Uhr beschweren, wenn Musik gespielt wird. Eine Stadt profiliert sich über Kultur und Sport, bei uns gibt es dagegen Verkehrsmaßnahmen, die provozierend wirken.“ 

Radoffensive: „Man vergisst oft, dass wir als Bundesland von der Autoindustrie geprägt sind. In Holland können Radfahrer und Autofahrer nebeneinander ohne Probleme existieren. Bei uns bin ich jüngst durch die Neutorgasse gegangen, die schon gut aussieht, wo aber auch niemand unterwegs ist.“

Mur: „Ich finde es schade, dass man die Mur nicht mehr in die Stadt einbindet, wie es Salzburg und Linz machen. Die Fläche neben der Mur gehört viel mehr gepflegt, da muss man für ein schöneres Ambiente auch den Mut haben, einige Bäume herauszunehmen, um einen Blick auf den Fluss zu bekommen.“

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Dass Gewerbe, Handel oder Gastronomie in Graz einen schweren Stand haben, zeigt nicht nur die Kaiserfeldgasse, wo dank undurchsichtiger Parkzonen Strafzettel im Minutentakt verteilt werden, sondern neuerdings die Schönaugasse. Dort wird trotz massiven Gegenwinds der Unternehmer, wie dem Berufsfotografen-Duo Lisa Maria Krobath-Roth und Christoph Roth, die Einbahn Richtung Jakominiplatz umgedreht – aktuelle Baustelle und künftiger Verlust von Parkplätzen sowie großflächige Umwege inklusive. Eine unendliche Geschichte gibt es rund um das Cafe Muhr in der Herrengasse: Seit Jahren wird von den Inhabern vergeblich um einen ganzjährigen Gastgarten gekämpft.                

Alexander Petritsch