Fahrradkurier unterwegs am Rad
© muse studio/stock.adobe.com

Untragbare Forderungen für Lieferdienste

Zusteller fordern eine Gehaltserhöhung von 8,7 Prozent. Arbeitgeber können dem jedoch nicht nachkommen. 

Lesedauer: 1 Minute

Aktualisiert am 14.09.2024

Sie treten kräftig in die Pedale und sorgen dafür, dass Essensbestellungen und Pakete möglichst schnell an ihr Ziel gelangen: Fahrradkuriere. Doch in der Branche rumort es. Anfang März legten 2.000 Beschäftigte der Essenszusteller Foodora und Lieferando in Graz, Wien, Innsbruck und Klagenfurt für zwei Stunden die Arbeit nieder und forderten mehr Gehalt. Mitte März folgte eine „Radl-Demo“ in Wien, während in Linz und Salzburg Betriebsversammlungen abgehalten wurden. Monatelange Verhandungen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern rund um den erst 2020 beschlossenen Kollektivvertrag gingen den Demonstrationen voraus.

Während die Arbeitgeberseite eine Gehaltserhöhung von 5,8 Prozent bot, forderte die Gewerkschaft Vida eine Erhöhung von 8,7 Prozent. Aktuell beträgt das Bruttogehalt der Fahrer 1.730 Euro bei einer 40-Stunden-Woche. Laut Gewerkschaft sei das knapp an der Armutsgrenze von 1.400 Euro vorbei. Horst Orthaber vom Ausschuss der Fachgruppe für das Güterbeförderungsgewerbe und Inhaber des Grazer Botendienstes Pink Pedals relativiert: „Die meisten Fahrradkuriere fahren, um sich etwas dazuzuverdienen. Das ist kein Vollzeitjob. 40 Stunden pro Woche zu fahren, ist schon rein körperlich nicht möglich. Natürlich ist die Forderung der Fahrer nach mehr Gehalt gerechtfertigt, aber unter der derzeitigen Wirtschaftslage können das Arbeitgeber nicht bewerkstelligen.“

Problematisch seien laut Orthaber zwei Faktoren: Lieferdienste konkurrieren untereinander, aber auch mit Taxis und Kleintransportern. Das mache es bereits jetzt schwierig, preislich mithalten zu können. Daneben seien Lieferdienste, die Fixanstellungen bieten, auch im Nachteil gegenüber jenen, die auf freie Dienstnehmer setzen. Erstere leisten für ihre Rider sozial- versicherungspflichtige Abgaben. Zweitere verschaffen sich durch fehlende Sozialabgaben finanzielle Vorteile. Der Lohn der Boten sei in diesem Fall zwar höher, doch für die Versicherung müssten sie selbst aufkommen. Genau das sei aber häufig nicht der Fall, erklärt Orthaber. Wollen Fahrradboten fair entlohnt werden, sei der Kollektivvertrag samt Anstellungen der richtige Weg.