E-Auto-Visualisierung
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„Tiefgekühltes“ Recycling von Batterien

Ein Grazer Start-up revolutioniert das Recycling von E-Autobatterien. Die Prozesstechnologie hat man patentieren lassen.

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Aktualisiert am 04.07.2024

Dichte, watteweiße Dampfwolken steigen aus dem Behälter mit dem flüssigen Stickstoff auf. Diese patentierte Art der Vorbehandlung bei fast dreistelligen Minusgraden hat sämtliche chemischen Reaktionen innerhalb des Energieträgers gestoppt.  Die Batteriezellen „blubbern“ ihrem Ende entgegen. Wenig später werden die „schockgefrorenen“ Zellen in einen kleinen Shredder gesteckt. Das „Zerstampfen“ erfolgt damit gefahrlos. Am Ende bleibt ein Gemisch aus wertvollen Reststoffen, die einzeln herausgefiltert und wiederverwertet werden können. Was einfach klingt, ist Ergebnis einer intensiven Forschungs- und Entwicklungsarbeit, deren Wurzeln in der Masterarbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz von Tobias Kopp liegen und im Februar zur Gründung des Spin-offs und Start-ups „ProtectLiB“ geführt haben. Ein junges Team rund um Kopp arbeitet seither an der Verfeinerung der eingangs geschilderten Technologie. Das Ziel: die E-Mobilität ein wesentliches Stück nachhaltiger zu machen. Gelingen soll das, indem man wertvolle Rohstoffe, die in den Batterieblöcken von Autos verbaut sind, wiederverwertet. 

Kein Gefahrengut mehr

Neben einem Labor steht dafür ein unscheinbarer Baucontainer in Uni-Nähe zu Verfügung. In dieser Demoanlage wird im Kleinen getestet, was künftig im Großen als mobile Dienstleistung angeboten werden soll. Die meist aus Afrika und Asien stammenden Materialien wie Lithium, Kobalt und Nickel, die in den Batterieblöcken zu einem hochenergetischen Amalgam „verschmolzen“ sind, können sortenrein herausgefiltert und recycelt werden. „Dadurch sparen wir 70 Prozent Rohstoffe ein“, rechnet Kopp vor. „Da direkt bei den Auftraggebern gearbeitet werden kann, werden Gefahrenguttransporte obsolet“, streicht er einen weiteren Vorteil der Innovation heraus. 

Als erster Industriepartner konnte Samsung SDI Battery Systems in Kalsdorf bei Graz gewonnen werden. 120 Tonnen Rohmaterial – zunächst vor allem beschädigte, später auch intakte, aber „ausgemusterte“ Altbatterien – stehen dort zur Verarbeitung bereit. Österreichweit schätzt man das Potential auf rund 600 Tonnen. Für Wachstum ist also gesorgt. 

Teamfoto
© Reithofer-Media Tobias Kopp (3.v.l.) und das Team von ProtectLiB.