Konkurrenz für das Sparbuch
Pünktlich vor dem Weltspartag treibt die EZB die Zinswende mit weiteren Senkungen voran. Das Sparbuch bleibt beliebteste Anlageform, Wertpapiere holen aber stark auf.
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Die Steirer und das Sparbuch – eine Liebesgeschichte, die dank des aktuell noch hohen Zinsniveaus neue Anziehungskraft entfaltet. Das unterstreicht die Studie von IMAS International im Auftrag der Erste Bank und Sparkasse anlässlich des Weltspartags am 31. Oktober. So setzen 75 Prozent hierzulande auf das Sparbuch als Anlageform Nummer eins (siehe dazu auch die Statistiken oben), dahinter das Sparen am Girokonto (57 Prozent) sowie Lebens- und Kapitalversicherungen (47 Prozent).
Neben der tief verwurzelten Tradition und dem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis kommt aktuell ein weiteres Motiv für die anhaltende Beliebtheit der traditionellen Sparformen hinzu: Trotz der dritten Leitzinssenkung in Folge durch die Europäische Zentralbank (EZB) auf aktuell 3,25 Prozent, bleiben die Sparzinsen derzeit auf attraktivem Niveau. Zumindest vorerst. Denn Markus Kohlmeier, Fachgruppenobmann der Finanzdienstleister der WKO Steiermark, prognostiziert: „So, wie sich die Lage darstellt, sind weitere Zinssenkungen nicht ausgeschlossen.“ Deutlicher werden Gehard Fabisch von der Steiermärkischen Sparkasse und Markus Auer von der VKB. Beide erwarten, dass sich der Zinssatz kommendes Jahr auf etwa zwei Prozent einpendeln wird (siehe Statements zur Zinsentwicklung unten). Manfred Geiger, BKS-Bank, empfiehlt daher: „Sparer sollten sich jetzt gute Zinssätze sichern.“
Höherer Sparbetrag
Entgegen der Zinsrichtung hat sich der monatliche Sparbetrag entwickelt: von 292 auf 331 Euro (siehe auch Zahlen unten). Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse, erklärt: „Der monatliche Sparbetrag ist dank der Lohnabschlüsse der letzten Jahre deutlich gestiegen. Das ist unter anderem auch auf die wirtschaftliche Unsicherheit zurückzuführen.“ Heißt: 11,4 Prozent werden mittlerweile pro Monat gespart.
331 Euro beträgt der durchschnittliche monatliche Sparbetrag der Steirerinnen und Steirer aktuell. Im Vorjahr waren es 292, davor 302 Euro.
32 Prozent der Steirer attestieren sich ein sehr gutes bzw. gutes Wissen in Finanzthemen.
46 Prozent und damit fast jeder Zweite hat aktuell Angst davor, zu wenig für die Zukunft wegzulegen.
33 Prozent der Steirer glauben bereits, dass sich Sparen heutzutage gar nicht mehr auszahlt.
32 Prozent schreiben Wertpapieren eine immer größer werdende Rolle zu. Etwa gleich viele sehen in der Anlageform eine Altersvorsorge.
Paradox: Während die Sparsumme steigt, verliert Sparen insgesamt an Bedeutung – auf hohem Niveau. Konkret: Zwar geben drei Viertel der Steirer an, dass ihnen Sparen „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ ist, in den Vorjahren war dieser Wert allerdings deutlich höher. Im abgelaufenen Jahr waren es 77 Prozent.
Dieser Trend liegt auch an der Aufholjagd der alternativen Kapitalanlagen: Fast ein Drittel schreibt Wertpapieren eine immer größer werdende Bedeutung zu. Vor allem junge Menschen haben die Anlageform für sich entdeckt: So geben bereits 44 Prozent der 16- bis 29-Jährigen an, Wertpapiere zu nutzen. Je älter die Zielgruppe, desto weniger stark sind Wertpapiere gefragt: In der Gruppe der 30- bis 59-Jährigen ist es etwas mehr als jeder Dritte, bei den 60- bis 69-Jährigen sind es nur mehr 28 Prozent. „Sparen bleibt zeitlos, die jüngere Generation definiert aber das ‚Wie‘ neu. Es liegt an uns, das Thema Sparen in die Welt und Sprache der ‚Digital Natives‘ zu übersetzen“, analysiert Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Österreich.
Der Vormarsch von Wertpapieren, ETFs & Co. hat einerseits mit dem Aufstieg von niederschwelligen digitalen Angeboten zu tun, andererseits auch mit der potentiellen Rendite. Der Weltaktienindex „MSCI World“, der Aktien von 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern – darunter etwa Microsoft, Apple oder SAP – abbildet, hat etwa im vergangenen Jahrzehnt eine durchschnittliche Rendite von 11,4 Prozent erzielt. Pro Jahr.
Sicherheit vor Rendite
Freilich, der Chance, eine höhere Rendite mit alternativen Finanzinstrumenten zu erzielen, steht das Risiko von (Total-)Verlusten gegenüber. Dazu haben die Steirer eine klare Meinung: Sicherheit geht vor. 31 Prozent der Steirer sehen in Wertpapieren die Möglichkeit, Geld zu verdienen. Mit 44 Prozent stehen dem aber deutlich mehr Skeptiker gegenüber, die mit Wertpapieren den Verlust von Kapital assoziieren.