Blick auf den Plaza de España in Sevilla: Ein großer Palast links, daneben eine breite Straße mit Fußgängern, ein Bach mit Brücke und links daneben ein Platz mit Brunnen in der Mitte.
© Adobe Stock/LucV

Spanien: Schlechte Stimmung trotz guter Daten

Spanien hat aktuell die EU-Ratspräsidentschaft inne – und eine innenpolitische Krise zu bewältigen. Trotz guter Wirtschaftsdaten.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 22.09.2023

Nach der Wahl ist vor der Wahl: Im Fall von Spanien gewinnt dieser Satz möglicherweise besonders schnell an Gültigkeit. So könnte es noch in diesem Jahr zu einer Neuauflage der Parlamentswahl kommen, nachdem beim vorgezogenen Urnengang Ende Juli die konservative Volkspartei zwar den sozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez besiegen konnte – jetzt aber keine Mehrheit findet. Die gleich großen Rechts- und Linkslager stehen sich unversöhnlich gegenüber.

Dass es angesichts dieser Verwerfungen zu einem Stillstand der spanischen Wirtschaft und oder zu negativen Auswirkungen auf die EU-Ratspräsidentschaft, die Spanien derzeit innehat, kommt, wird von der derzeitigen Regierung zurückgewiesen. Dennoch legt sich ein Schatten über ein Land, das bezogen auf die wirtschaftlichen Kennzahlen eigentlich gut dasteht: Die Arbeitslosigkeit ist in den vergangenen fünf Jahren von 17 auf 13 Prozent gesunken, die Beschäftigungsquote steigt, die Inflation liegt bei unter zwei Prozent – einem europaweiten Spitzenwert. Grund dafür ist ein umfangreiches Entlastungspaket der Regierung. So entfiel im ersten Halbjahr die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, schon im vergangenen Jahr wurde eine Gas-, Treibstoff- und Mietpreisbremse verordnet.

Das hat – nach den massivsten pandemiebedingten Einbrüchen aller großen Industrienationen (minus elf Prozent) – das Wachstum wieder angefacht und führte 2022 zu einem Plus von 5,5 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt.


Igor Lukic im Porträt
© Stephan Huger/Studio Huger Igor Lukic

„Spanien ist für Österreich ein wichtiger Exportmarkt. 250 Unternehmen sind vor Ort.“


„Erneuerbare“ im Fokus

Dazu konnte sich Spanien nach der Pandemie großzügige Unterstützung seitens der EU sichern: Brüssel gewährte dem Land 70 Milliarden Euro Wiederaufbauhilfe sowie günstige Kredite im Umfang von 100 Milliarden Euro. Diesen Erfolgen stehen jedoch ein niedriges Lohnniveau und als Folge eine sinkende Kaufkraft gegenüber. Das hat den Unmut in der Bevölkerung geschürt und  zur Abwahl der Regierung geführt.

Unabhängig von den nationalen politischen Turbulenzen entwickeln sich die Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich erfreulich.  Das Gesamtexportvolumen (Waren, Dienstleistungen, Direkt-investitionen) betrug rund 6,3 Milliarden Euro. Insgesamt gibt es in Spanien rund 250 Niederlassungen österreichischer Unternehmen, darunter auch steirische wie die AVL List, Anton Paar, Knapp oder Andritz. Potenzial sieht Igor Lukic, stellvertretender Wirtschaftsdelegierter in Madrid,  vor allem bei der der Lieferung von Maschinen, Anlagen und Zwischenprodukten an die Industrie, bei der Ausstattung von Gebäuden und Kommunen mit smarten Lösungen oder bei designaffinen und innovativen Konsumartikeln. Zudem gilt Spanien als Zentrum für den Ausbau der erneuerbaren Energiequellen. Allein Österreichs größter Stromerzeuger Verbund verfolgt in Spanien inzwischen 75 Photovoltaik- und elf Windparkprojekte.



  • 71,6 Millionen ausländische Touristen besuchten 2022 Spanien – nach dem Einbruch in den Coronajahren ein Plus von 41 Millionen.
  • 3,33 Millionen selbständige Unternehmen sind in Spanien gemeldet. Ein Drittel davon hat zumindest einen Angestellten.
  • 2,914 Milliarden Euro betrugen im letzten Jahr die österreichischen Warenexporte nach Spanien – ein Plus von 17 Prozent gegenüber 2021.