Skifahren generiert 420 Millionen Euro an Wertschöpfung in der Steiermark
Die steirischen Seilbahnen sind enger mit anderen Branchen verknüpft, als man vermuten würde. Ihr Angebot, Menschen die Erlebniswelt Berg zu eröffnen, macht viele Wirtschaftszweige überhaupt erst möglich. Eine neue Studie des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung der WKO Steiermark zeigt diese Verflechtungen im Detail auf und beweist den hohen Stellenwert der Seilbahnbranche.
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Der Winter steht vor der Tür und damit die nächste Skisaison. Ein Sport, der das Land wie kein anderer prägt – auch wirtschaftlich. Wie sehr und welche Branchen damit besonders verbunden sind, das zeigt eine neue Studie des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS). Diese nimmt die Verflechtungen der rund 100 steirischen Seilbahnbetriebe mit Tourismus und Handel sowie die dadurch ausgelösten Wertschöpfungseffekte unter die volkswirtschaftliche Lupe.
Allein um die weiß-grünen Seilbahnen am Laufen zu halten, sind insgesamt etwa 1.300 Menschen beschäftigt. „Das zeigt, was für ein massiver Jobmotor unsere Betriebe sind“, betont Fabrice Girardoni, Obmann der Fachgruppe Seilbahnen in der WKO Steiermark. Rund 6.900 Arbeitsplätze in verschiedenen Sektoren sowie 2,5 Millionen Nächtigungen im Skitourismus sind mit der Seilbahnwirtschaft verbunden. Ohne sie würden auch Millionenverluste im Handel drohen – denn bis zu 60 Prozent der Umsätze im Sportartikelhandel sind wintersportbezogen. Dazu kämen Investitionen der Seilbahnbetriebe, die wegfallen würden – etwa 105 Millionen Euro im laufenden Jahr allein oder 55 Millionen im Vorjahr.
Ohne Seilbahnen kein Wintertourismus
Denn wer auf den Berg fährt, tut dies meistens, um auf Skiern oder auf dem Snowboard wieder herunterzukommen: 3,7 Millionen "Skier Days", also Ersteintritte in die Skigebiete, gab es in der Saison 2023/24. "Wenn man sich rein den Skitourismus ansieht, fallen dadurch pro Jahr 2,5 Millionen Nächtigungen in der Steiermark an. Fast jede zweite Nächtigung ist im Winter in der Steiermark somit auf das Motiv Skifahren zurückzuführen", weiß Johann Spreitzhofer, Obmann Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WKO Steiermark. Satte 420 Millionen Euro Wertschöpfung generieren die Seilbahnen durch die touristischen und handelsspezifischen Konsumeffekte allein in unserem Bundesland pro Jahr: "Ohne Seilbahnen würde das alles nicht existieren", betont Spreitzhofer.
Regionaler Sportartikelhandel braucht den Liftbetrieb
Am Beispiel des Sportartikelhandels wird der Schneeballeffekt der Seilbahnwirtschaft für den Handel verdeutlicht, denn rund 100 Millionen Euro an Umsätzen bzw. rund 1.000 Beschäftigte sind im Handel der Seilbahnwirtschaft bzw. dem Motiv „Skifahren bzw. Snowboarden“ zuzurechnen: "Das sind Kunden, die Kleidung und Ausrüstung zum Skifahren oder Snowboardfahren kaufen", so Harald Scherz, Obmann-Stellvertreter Handel mit Mode und Freizeitartikeln: Also alles Sportarten, für die man – mit der Seilbahn – auf den Berg in den Schnee fahren muss.
Gerade im Kinder- und Jungendsport bzw. Schulsportbereich kommt den steirischen Ski-, Snowboard-, und Langlaufschulen eine besondere Bedeutung zu. In Summe gibt es 75 Wintersportschulen, die als Einzelunternehmen oder als Schulen mit bis zu 90 Mitarbeitern geführt werden. In den steirischen Skischulen unterrichten 1.700 Skilehrer pro Jahr rund 40.000 Kinder.
Ein Berg an Investitionen
Die getätigten Investitionen in und rund um die Seilbahnbranche sind massiv. 105 Millionen Euro investieren die Betriebe im heurigen Jahr – in Errichtung, Erhalt, Instandhaltung und Ausbau der Anlagen. "Würde das wegfallen, wären etwa 70 Millionen Euro an Bruttowertschöpfung gefährdet, darunter Branchen, die mit den Seilbahnen direkt oder indirekt über die Vorleistungen in Verbindung stehen (Maschinenbau, Bau- und Baunebengewerbe, Dienstleistungen oder Handel", so IWS-Referent Robert Steinegger.
Diese Investitionen lasten zudem über den gesamten Wirtschaftskreislauf hinweg rund 745 Beschäftigte aus. "JeMillion Euro getätigte Investition der Seilbahnen werden gesamtwirtschaftlich 650.000 Euro an Effekten in unterschiedlichen Sektoren ausgelöst. Und je direkt geschaffenem Arbeitsplatz wird durch indirekte und induzierte Effekte ein weiterer Arbeitsplatz ausgelastet", so der Experte.
Seilbahnen als Konjunkturmotor
Details zur engen Verflechtung der Seilbahnbranche mit anderen Branchen zeigt die neue Studie IWS sehr gut auf. „Für diese Abschätzung der regionalwirtschaftlichen Auswirkungen der Seilbahn-Investitionen haben wir ein speziell für den Wirtschaftsstandort Steiermark adaptiertes Wertschöpfungsmodell von Joanneum Research verwendet“, berichtet IWS-Referent Robert Steinegger. Anhand dieses Wertschöpfungsmodells errechneten die Expertinnen und Experten die positiven volks- bzw. regionalwirtschaftlichen Effekte der getätigten Investitionen der Seilbahnwirtschaft. Für die Darstellung der Konsumeffekte hat man auf Daten des Marktforschungsinstituts MANOVA zurückgegriffen und diese einem Plausibilitätscheck unterzogen.
Förderungsaktion des Tourismusressorts wird 2025 fortgesetzt
Um die große Investitionsbereitschaft der Unternehmen weiterhin zu forcieren, verlängert Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl die Förderaktion "Hochweiß" für das Jahr 2025. Im Rahmen dieser Qualitätsoffensive werden kleine und mittlere Ski- und Langlaufgebiete unterstützt, die in die Qualitätsverbesserung von Lift-, Pisten- und Loipenanlagen, die Errichtung bzw. den Ausbau von Beschneiungsanlagen, mehr Energieeffizienz oder auch Digitalisierungsmaßnahmen investieren. Gefördert werden maximal 20 Prozent der Gesamtkosten bis zu einer Investitionshöhe von 500.000 Euro. In den vergangenen beiden Jahren wurden im Rahmen von "Hochweiß" insgesamt 41 Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 11,3 Millionen Euro unterstützt.
"Kleine und mittlere Schi- und Langlaufgebiete spielen eine bedeutende Rolle für die Steiermark als Wintersportland. Sie sind wichtige Arbeitgeber in den steirischen Regionen und tragen wesentlich dazu bei, unsere Kinder und Jugendlichen für den Wintersport zu begeistern. Deshalb unterstützen wir die Unternehmen auch im kommenden Jahr bei ihren Investitionen", so Landesrätin Eibinger-Miedl, die auch die Schulskikurs-Offensive ins Leben gerufen hat.
Marketingschwerpunkt Skitourismus
Seit heuer unterstützt das Tourismusressort außerdem Marketinginitiativen der Erlebnisregionen zu bestimmten Themen. Ein Schwerpunkt ist dabei dem Skitourismus gewidmet. Mit insgesamt 500.000 Euro seitens des Landes werden die Aktivitäten in Österreich sowie zehn internationalen Märkten verstärkt. "Der Wintersport ist eine wesentliche Säule für den heimischen Tourismus. Daher wollen wir das vielfältige Angebot in der Steiermark im In- und Ausland noch stärker ins Bewusstsein rücken", so Eibinger-Miedl.
Zahlen, Daten und Fakten
- Die Seilbahnen investierten 105 Millionen Euro im Jahr 2024 und 55 Millionen Euro im Vorjahr
- Die dadurch ausgelöste Wertschöpfung beträgt rund 70 Millionen Euro über den gesamten Wirtschaftskreislauf hinweg, das entspricht einem Investitionsmultiplikator von 0,65.
- Rund 2,5 Millionen Nächtigungen pro Jahr sind auf das Motiv Skifahren zurückzuführen, das sind 43 Prozent aller Nächtigungen im Winter. Besonders ausländische Nächtigungsgäste sind dabei für die Tourismusbilanz maßgeblich (so genannte Dienstleistungsexporte).
- An die 1.300 Arbeitsplätze gibt es direkt bei den Seilbahnen, in Summe hängen 6.900 Arbeitsplätze in der Steiermark durch direkte Konsumeffekte im Tourismus, Handel und der Freizeitwirtschaft an den Seilbahnen in der Steiermark.
- 420 Millionen Euro an Wertschöpfung werden durch die ausgelösten Konsumausgaben direkt und indirekt generiert.
- 3,7 Millionen „Skier Days“ (Ersteintritte) wurden im Vorjahr verzeichnet.
- 60 Prozent des Gesamtumsatzes im regionalen Sportartikelhandel wird in den Wintermonaten erzielt
- 100 Millionen Euro an Umsatzerlösen im Sportartikelhandel stehen direkt mit den Seilbahnen bzw. dem Motiv „Skifahren/Snowboarden“ in Verbindung
- 40.000 Kinder werden jährlich in den 75 steirischen Skischulen betreut, damit wird der Skinachwuchs gesichert.
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