Schwierige Zeiten für den Bau
Hohe Preise und Zinsen einerseits, weniger Aufträge andererseits: Für heuer weist der Bauproduktionswert minus 6,2 Prozent aus.
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Rekordinflation, enorm gestiegene Zinsen, verschärfte Kreditregeln und markante Auftragseinbrüche: Es waren diesmal schwierige Vorzeichen, unter denen die traditionelle Bauvorschau erstellt wurde. Wenig verwunderlich also, dass der prognostizierte reale Bauproduktionswert im Bauhauptgewerbe in der Steiermark für 2024 um 6,2 Prozent auf 2,47 Milliarden Euro einbrechen soll. In diesen Wert sind Preissteigerungen bereits eingerechnet. „Die Bauvorschau spiegelt die Tatsachen wider, leider“, so Bau-Innungsmeister Michael Stvarnik. „Wir haben frühzeitig darauf hingewiesen, dass es zu erheblichen Einbußen kommen wird. Und genau das tritt jetzt ein. Die erhöhte Zahl an Insolvenzen ist nur die Spitze des Eisbergs.“
Die Prognose wird jährlich in Kooperation zwischen Joanneum Research Policies, dem Institut für Wirtschafts- und Innovationsforschung, der WKO Steiermark (Baugewerbe und Bauindustrie) sowie dem Land Steiermark erstellt. Insgesamt haben heuer 31 Betriebe teilgenommen. Freilich gibt es dabei viele Unsicherheitsfaktoren: Fraglich ist etwa, wie sich Wirtschaftslage, Inflation, Preiserhöhungen sowie die Immobilienbranche, die Zinspolitik und die Investitionsbereitschaft heuer weiterentwickeln würden.
Fix sind indes einige Größen, wie die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Bauwesen: Erstmals hat sich diese Zahl seit 2015 leicht nach unten bewegt (-0,3 Prozent), die Arbeitslosenzahl im Bauhauptgewerbe ist um 8,7 Prozent gestiegen.
Nach Sektoren gegliedert, wird der stärkste Einbruch im Wohnbau vorhergesagt. Nach einem realen Minus von 11,2 Prozent im Vorjahr wird ein Minus in ähnlicher Höhe auch für heuer erwartet. „Die KIM-Verordnung und die gestiegenen Zinsen haben zu dieser drastischen Entwicklung geführt“, so Stvarnik. Erfreulich sei indes, dass es – spät, aber doch – gelungen sei, Anreize wie die neue Geschoßbauförderung zu schaffen (siehe Beitrag rechts). „Allerdings“, setzt Stvarnik nach, „ändert das am Gesamtvolumen kaum etwas.“
Unternehmen schätzen die Lage negativ ein
Deutlich besser läuft es indes im sonstigen Hochbau, hier wird ein Plus von 2,4 Prozent auf 672,5 Millionen Euro prognostiziert. „Verstärkte geplante Investitionen der öffentlichen Hand sind hier positiv hervorzuheben, hemmend ist aber nach wie vor der steigende Baupreisindex“, heißt es in dem Papier. Auch die diesbezügliche Einschätzung der Bauunternehmen sei negativ.
Im Verkehrswegebau schaut es mit einem prognostizierten Minus von sechs Prozent auf 583,6 Millionen Euro ebenso alles andere als rosig aus. „Volumenreduktionen bei Großprojekten und leicht rückläufige Investitionen der öffentlichen Hand führen zu diesem Minus“, werden in der Bauvorschau als Ursache ausgemacht. Um acht Prozent sollen laut Prognose auch die erwarteten Werte im Wasserbau einbrechen – und zwar auf real 404 Millionen Euro.