
Ökoleder für Autos und Politik
Der südoststeirische Lederspezialist Boxmark beliefert das Parlament und prominente Automarken mit nachhaltigem Leder.,
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Noch bevor sie die Amtsgeschäfte richtig aufgenommen hat, ist die neue Bundesregierung bereits über sich – oder zumindest den ihr zur Verfügung stehenden Sitzraum im Parlament – hinausgewachsen. Denn es heißt zwar „Regierungsbank“, tatsächlich sitzen die Amtsträger aber auf Einzelstühlen. Da für die Dreier-Koalition 21 davon notwendig sind, wurde es hinter dem Holzverbau allerdings zu eng für die eigens von einem deutschen Hersteller mit Leder des oststeirischen Spezialisten Boxmark produzierten Stühle. Die laut Firmenbeschreibung „Mischung aus Dreh- und Loungesessel“ der Modellreihe „silent rush“ zeichnet sich zwar durch „Ergonomie, Stil und ein einzigartiges emotionales Konzept“ aus, das für den Nutzer „Ruhe selbst in bewegten Zeiten schafft“. 21 Stück der handgefertigten Entspannungsspender nebeneinander gehen sich am vorgesehenen Platz allerdings nicht aus.
Die Ministerinnen und Minister sowie Staatssekretärinnen und Staatssekretäre sitzen daher jetzt auf alten – schmäleren – Sesseln aus dem Depot des Parlaments. Im Plenum der Abgeordneten steht, wie auch im Sitzungssaal des Bundesrats, aber das vorgesehene Sitzmobiliar. Es ist mit insgesamt 7.500 Quadratmeter Rindsleder von Boxmark bespannt.
Insgesamt werden in Feldbach pro Jahr rund acht Millionen Quadratmeter Kuhhaut zu Leder verarbeitet. Es findet sich unter anderem in Automarken wie Porsche, Audi, VW und Bugatti. Bei den Lederhäuten handle es sich um „Abfälle aus Schlachthöfen“, betont man bei Boxmark, dass „keine Kuh wegen ihres Leders gezüchtet oder geschlachtet“ werde. Vielmehr sei das Gerben, Färben, Fetten, Fixieren, Zurichten, Konfektionieren eine Abfallaufbereitung, da die Häute andernfalls entsorgt werden müssten.
In der Verarbeitung setzt man zudem auf Ressourcenschonung und innovative Produktionstechnologien. Bereits in den 1990er-Jahren galt man mit der weltweit ersten seriellen Fertigung eines chromfreien Autoleders als Trendsetter in der Branche. Heute setzt man auf rein pflanzliche Gerbstoffe wie Blätter oder Kräuter, die bei der Ernte anfallen und bisher kompostiert wurden. So hat man bei Boxmark Gerbrezepturen mit Extrakten aus Kastanie, Erdbeerblatt, Topinamburkraut, Kakaoschale und Eichengallapfel entwickelt. Mit dem neuartigen Ökoleder werden ab heuer auch rund 80.000 Fahrzeuge von Mercedes und BMW ausgestattet. Die entsprechenden Lieferverträge laufen für sieben Jahre.