Lena Mileder
© Andreas Eberhard

Verstorbene leben durch diese Trauerrednerin noch einmal auf

Lena Mileder arbeitet seit dem Vorjahr als Trauerrednerin. Warum der 1. November ihr gar nicht so viel Stress macht, erklärt sie einleuchtend.

Lesedauer: 1 Minute

Aktualisiert am 30.10.2023

Bei der Wahl zur Unternehmerin des Jahres 2023, präsentiert von Frau in der Wirtschaft, schaffte es die 35-Jährige auf Platz zwei in der Kategorie Neugründerin. Aufgefallen ist sie bei der Preisverkündung mit überschwänglicher Freude, obwohl sie einen „traurigen“ Beruf hat.

Das sieht die Grazerin, deren Einsatzgebiet auch das Ennstal, Graz-Umgebung und die Obersteiermark ist, nicht so: „Für mich ist es wichtig, dass der Verstorbene noch einmal lebendig wird. Daher versuche ich auch, mir viel Zeit mit der Familie zu nehmen, und lade, wenn möglich, zu einer Stammtischrunde ein, um so viel Positives wie möglich von dem Menschen zu erfahren.“

Sind die Informationen dann erst einmal eingeholt, werden rund zehn Stunden für die Niederschrift der Trauerrede eingeplant. „Ich sehe mir dann auch oft an, welches Wetter am Geburtstag gewesen ist oder ob es an dem Tag irgendwelche Ereignisse gegeben hat“, sagt Mileder, der beim Texten und Schreiben ihre lange Marketing-Karriere zu Nutze kommt.

In beratender Funktion ist Mileder auch beim digitalen Nachlass im Einsatz. „Es wird ja oft darauf vergessen, dass die Menschen auch im sozialen Netzwerk unterwegs waren. Auch hier sollte man sich Gedanken machen, was damit nach dem Ableben passiert. So helfe ich beispielsweise beim Deaktivieren der Accounts, wenn es gewünscht wird. Viele Menschen haben mittlerweile auch Kryptokonten, auf die die Hinterbliebenen dann keinen Zugriff haben“, so Mileder.

Zum Thema digitaler Nachlass hält Mileder Vorträge, wie zuletzt am 25. Oktober beim SeniorenNetz Graz in der Wielandgasse. Dass Mileder mehr zu tun hat, weil aktuell Allerheiligen vor der Tür steht, glaubt sie nicht. Denn: „Der Tag wird sogar eher gemieden, weil auf den Friedhöfen schon mehr als genug los ist. Sicher ist aber, dass die Aufträge im Winter zunehmen.“