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Kritik an chinesischen Online-Marktplätzen

Kein Weihnachtsfriede: Der heimische Handel wehrt sich gegen unlautere Methoden chinesischer Online-Plattformen.

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Aktualisiert am 02.12.2024

„Handel im Wandel“ – die ewig gültige Parole hat in jüngerer Vergangenheit massiv an Brisanz gewonnen. Schuld daran sind ein geändertes Konsumverhalten und tiefgreifende Änderungen in der Angebotsstruktur.

„In der Vergangenheit war der Handel immer die Antwort auf eine Konsumfrage“, analysiert Frank Rehme. Der ehemalige Leiter der Abteilung Innovation beim deutschen Handelsriesen Metro berät heute New-Commerce-Initiativen im Handel. „Da mittlerweile in volle Märkte, volle Schränke und volle Regale verkauft wird, muss der Handel aber nicht mehr nur die Antwort auf eine Frage liefern, sondern die Konsumfrage mitformulieren, um bei den Menschen Bedürfnisse zu wecken.“

Chinesische Onlineshopping-Plattformen wie Temu und Shein schaffen das. Sie setzen mit Diskontware und aggressiven Geschäftspraktiken abseits geltender EU-Regeln den heimischen Handel massiv unter Druck. „Wer nach Europa liefert, muss sich aber auch an europäische Spielregeln halten“, fordert daher unter anderem Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel. 

Die Europäische Kommission hat auf die Proteste zuletzt reagiert und Temu wegen unlauterer Praktiken ins Visier genommen, die gegen das EU-Verbraucherrecht verstoßen. Dazu zählen falsche Rabattaktionen sowie Ausübung von Druck auf die Konsumenten, indem der Eindruck vermittelt werde, dass Produkte mit Nachlass angeboten werden oder nur kurze Zeit verfügbar sind, obwohl es gar nicht der Fall ist. Auch fehlende Produktinformationen, gefälschte Bewertungen sowie erzwungene Gamification wurden beanstandet. Temu hat noch bis Mitte Dezember Zeit, offenzulegen, wie diese Probleme ausgeräumt werden sollen. Es drohen empfindliche Geldstrafen.

Gefahr und Vorbild

„Damit sind erste wichtige Schritte für mehr Fairness im Wettbewerb für den Einzelhandel in Europa gesetzt“, sagt Trefelik. „Denn nur einseitig die europäischen Handelsbetriebe mit unzähligen Auflagen und zusätzlicher Bürokratie zu konfrontieren, macht die Bemühungen für fairen Wettbewerb zunichte.“ Ganz zufrieden sind die Branchenvertreter aber noch nicht.  So müssen für Lieferungen unter einem Warenwert von 150 Euro weiterhin keine Einfuhrzölle in die EU bezahlt werden. Erst 2028 soll eine schärfere Regelung in Kraft treten. 

Und mit TikTok Shop (siehe oben) steht bereits der nächste chinesische Online-Marktplatz ante portas. Anders als Temu oder Shein bietet TikTok Shop aber nicht primär chinesischen No-Name-Herstellern eine Bühne, sondern will auf Basis seiner globalen Reichweite auch zum Anbieter bestehender Marken aus dem Westen werden. Handelsexperte Rehme rät bei aller berechtigten Kritik an den Plattformen aber auch, sie sich in Sachen Kundenbindung  zum Vorbild zu nehmen: „Wie sie es schaffen, Kunden immer wieder zu aktivieren, das machen die wirklich gut.“