Keine erbaulichen Prognosen für die Baubranche
Hohe Preise, weniger Aufträge: Die steirische Bauvorschau weist für heuer einen Bauproduktionswert von minus 2,8 Prozent aus. Sorgenkinder bleiben Wohnbau und Sonstiger Hochbau.
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Hohe Energiepreise, dazu Rekordinflation, gepaart mit hohen Zinsen, verschärften Kreditvergaberichtlinien und schwächelnder Investitionsbereitschaft der Unternehmen: Dieser fatale Mix ist es, der sich in der Steirischen Bauvorschau aktuell mit einem dicken Minus niederschlägt. Für das heurige Jahr wird demnach der reale Bauproduktionswert im Bauhauptgewerbe mit minus 2,8 Prozent beziffert und soll unterm Strich auf 2,49 Milliarden Euro sinken. Sorgenkinder bleiben insbesondere der Wohnbau, wo unter Berücksichtigung der Preissteigerungen sogar ein reales Minus von 7,8 Prozent droht. Ähnlich die Lage im Sonstigen Wohnbau, wo heuer in der Steiermark mit einem realen Minus von fünf Prozent gerechnet wird. Ein ernüchterndes Ergebnis, das für Bau-Innungsmeister Michael Stvarnik dennoch nicht überraschend kommt: „Jetzt tritt genau das ein, vor dem wir immer und immer wieder eindringlich gewarnt haben.“ Erst kürzlich haben sich Branchenvertreter aus Bau- und Immobilienwirtschaft mit einem umfassenden Forderungskatalog an die Landesregierung gewandt.
Auch wenn die Umfrage im Bereich des Wohnbaus ein starkes Minus ausweist, hofft Branchenvertreter Stvarnik auf eine Normalisierung der Lage „Mitte des Jahres“, wie er sagt. Leicht positiv dürfte sich indes die Rücknahme der sogenannten KIM-Verordnung auswirken. „Jede Erleichterung ist hier ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt der Interessenvertreter. Die Prognose wird jährlich in Kooperation zwischen Joanneum Research Policies, dem Institut für Wirtschafts- und Innovationsforschung, der WKO Steiermark (Baugewerbe und Bauindustrie) sowie dem Land Steiermark erstellt. Insgesamt haben diesmal 32 Unternehmen an der Befragung teilgenommen.
Auch im Sonstigen Hochbau ist die Lage durchwachsen: Einerseits seien die verstärkten geplanten Investitionen der öffentlichen Hand positiv zu werten, andererseits geht man auf Gemeindeebene von einem deutlichen Rückgang der Bautätigkeiten aus. Die Einschätzung der Unternehmen fällt auch in diesem Bereich negativ aus. Ein ganz wesentlicher Faktor, so der Bau-Innungsmeister, sei die Schaffung von Investitionsanreizen, etwa in Form von vorzeitigen Abschreibungen. „Hier bleibt abzuwarten, wie die Maßnahmen des Bundes ausschauen werden.“ Aktuell würden Industrie und Gewerbe „auf der Bremse“ stehen, das Damoklesschwert der strauchelnden deutschen (Auto-)Industrie hänge auch über der heimischen Wirtschaft.
Zuversichtlicher stimmen die Entwicklungen im Verkehrswegebau: Für 2025 wird hier ein reales Plus von 4,1 Prozent auf 623,5 Millionen Euro prognostiziert. Positiv wirken sich hier gesteigerte Investitionen im Straßenbau aus. Stabil zeigt sich auch der Wasserbau: Für heuer gehen die Betriebe von einem kleinen realen Plus von 0,2 Prozent auf 479,1 Millionen Euro aus. Im Bereich Siedlungswasserwirtschaft und Schutzwasserbauten sind weiterhin hohe Investitionen der öffentlichen Hand geplant.