Renate Götschl
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„Eine Helmpflicht auf der Piste wäre sinnvoll“

Renate Götschl – ehemalige „Speedqueen“ und aktuelle Präsidentin des steirischen Skiverbands – über die WM, Liftkartenpreise und Sicherheit auf den Pisten.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 13.02.2025

Wie viel Rückenwind kann eine Weltmeisterschaft der Skination bringen?

Renate Götschl: Man wird sich lange an diese Weltmeisterschaft erinnern. Eine Heim-WM ist nicht nur für die Sportler etwas Besonderes, sondern auch für das Publikum. Es zeigt sich, wie skibegeistert die Österreicher sind. 

Spüren Sie das auch im Landesverband?

Wir haben bei den Besten einen Superschwung Richtung Europa- und Weltcup, aber auch bei Nachwuchsrennen zwischen 180 und 200 Starter. Wir sehen also Begeisterung. Eltern nehmen da viel in Kauf, um den Kindern das Skifahren zu ermöglichen.

Abseits der Rennpisten stöhnen viele über die steigenden Kosten. Droht Skifahren zum Luxusgut zu werden?

Skifahren ist leistbar.

Die Tageskarte zur Hauptsaison im größten steirischen Skigebiet hat vor neun Jahren 50 Euro gekostet, 2022 60, jetzt halten wir bei 76 Euro.

Man muss aber sehen, was alles dahintersteckt, welcher Aufwand in den Skigebieten betrieben wird. Ich glaube nicht, dass sie noch um vieles teurer werden, und kann die Preise nachvollziehen. Natürlich ist es nicht wenig Geld, aber man kann – wenn man früh genug bucht – günstige Preise und Pakete nutzen, sich Ausrüstung ausleihen und diese Infrastruktur ja einen ganzen Tag nutzen.

Manch kleine Skigebiete vor allem in niedrigen Lagen stehen betriebswirtschaftlich an der Kippe. Braucht es da Hilfe?

Man wird über Landesunterstützungen für die kleinen Skigebiete nachdenken müssen. Dass große Skigebiete den kleinen unter die Arme greifen, ist ein richtiger Schritt. Wir brauchen die kleinen Skigebiete als Trainingspisten für Vereine, Übungsgelände für Anfänger und für Schulskikurse oder -skitage.

Letztere werden weniger.

Ja, leider. Vor allem aus weiter entfernten Regionen wird es aufgrund der erlaubten Anreisezeiten schwierig. Da bräuchte es bessere Rahmenbedingungen, um die Kinder zum Schnee bringen zu können. Verpflichtende Schulskikurse wären zwar wünschenswert, sind aber nicht mehr durchsetzbar.

Im Weltcup ist vor dem Hintergrund einer Serie von schweren Verletzungen zuletzt – wieder einmal – eine Sicherheitsdebatte ausgebrochen. Sehen auch Sie Handlungsbedarf?

Die Sicherheit der Athletinnen und Athleten geht natürlich vor. Schnittfeste Unterwäsche wäre ein erster Schritt, sie darf aber die Bewegungsfreiheit nicht einschränken. Auch dickere Anzüge, durch die man automatisch langsamer ist, wären eine relativ schnell umsetzbare Maßnahme. Was die Präparierung angeht, muss die FIS die Skifirmen frühzeitig einbinden und nicht, wie in der Vergangenheit, über sie hinweg entscheiden.

Diskutiert werden auch Bindungen, die automatisch elektronisch auslösen, wenn Sensoren aus dem Rücken­airbag einen Sturz melden. Aktuell wäre das Tragen des Airbags zwar theoretisch schon Pflicht, die Athleten können sie aber umgehen. Müssten solche Lücken geschlossen werden?

Wahrscheinlich müsste man es strikter verpflichtend machen. Wie damals bei der Helmpflicht für die Speed-Disziplinen. Ich bin ja noch mit Stirnband und Brille Riesenslalom gefahren. Da hat man oft eine auf den Schädel bekommen. Dann kam die Helm­pflicht – und alle haben sie befolgt.

Auf den heimischen Pisten gilt in sieben von neun Bundesländern für Kinder bis 15 Jahre eine Helmpflicht beim Skifahren, Snowboarden und Rodeln. In Tirol und Vor­arlberg gibt es nur eine Empfehlung. Wäre eine generelle Helmpflicht überall und für alle sinnvoll?

Eine Helmpflicht auf den Pisten wäre sicher sinnvoll. Ich bin jedenfalls nie ohne unterwegs. Man weiß nie, was passiert. Ein Sturz kann aus dem Nichts passieren und man kann auch schnell unschuldig zum Opfer werden. Auch einen Rückenprotektor kann ich nur jedem empfehlen.

Wird Skifahren auf Pisten aufgrund geringer Schneelage, harter Präparierung und hoher Fahrgeschwindigkeiten gefährlicher? Muss diesbezüglich reagiert werden?

Die Skigebiete kennen sich da am besten aus und überlegen permanent, wie sie die Sicherheit erhöhen können. Überall Netze aufzubauen, ist sicher keine Lösung, weil sich das vor allem auch kleine Skigebiete gar nicht leisten können.

Haben Sie Sorgen, dass es aufgrund des Klimawandels mit dem Skifahren bald vorbei sein wird?

Schneearme Winter wie heuer hat es immer wieder gegeben. Ohne dass man den Klimawandel leugnen darf, werden auch wieder schneereichere Winter kommen. Ich glaube jedenfalls, dass wir noch sehr, sehr lange Skifahren werden.