Zwei Kinder mit Griechenland-Fahnen am Strand
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Griechenland: Sonne, Strand und Milliarden aus Brüssel

Aus dem Sorgenkind ist ein Musterschüler geworden. Griechenland hat sich stabilisiert, lebt vom Tourismus – und profitiert von den Sanktionen gegen Russland.

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Aktualisiert am 05.08.2023

In Griechenland sind die wichtigsten Wochen des Jahres angebrochen. 25 Prozent der Wirtschaftsleistung stammen direkt oder indirekt aus dem Tourismus. Laut griechischer Zentralbank beliefen sich die Einnahmen aus der Reisebranche allein im vergangenen Jahr auf 17,7 Milliarden Euro – ein Plus gegenüber 2021 von knapp 68 Prozent. Der Wachstumsschub zeigt umgekehrt, wie sehr das Land an der Covid-Pandemie, den allgemeinen Reisebeschränkungen und ihren Folgen gelitten hat.

Insgesamt hat die Corona-Delle die griechische Wirtschaft aber nicht von ihrem straffen Sanierungskurs nach der Krise 2008 abbringen können. Damals zwang die massive Verschuldung das Land, die EU und den Internationalen Währungsfonds um finanzielle Hilfe und Notkredite zu bitten. Im Gegenzug zur Rettungsaktion musste Athen ein strenges Spardiktat annehmen. Erst 2018 liefen die letzten damit verbundenen Auflagen aus.   

Mittlerweile ist man makroökonomisch zu einem Musterschüler gereift. 2021 verzeichnete Griechenland ein Wirtschaftswachstum von über acht, im vergangenen Jahr von sechs Prozent. Für heuer wurde die Prognose von 1,0 auf 2,2 Prozent nach oben korrigiert (bei einer erwarteten Inflation von 4,1 Prozent), heißt es aus dem WKO-Außenwirtschafts­center in Athen. Neben dem Tourismus gelten die Produktion und der Einzelhandel als Haupttreiber der positiven Entwicklung.

Die griechische Wirtschaft gilt mittlerweile als robust. Die Arbeitslosenquote sinkt (zuletzt 13 Prozent), Binnennachfrage und Investitionen aus dem Ausland steigen und Geldquellen aus Brüssel sprudeln. So hat Griechenland in den nächsten Jahren Anspruch auf mehr als 70 Milliarden Euro aus EU-Konjunkturprogrammen und Strukturfondsmitteln. Das Geld wird unter anderem für Digitalisierungsprojekte und die Energiewende weg von der Kohle hin zu nachhaltigen Quellen verwendet – eine Chance auch für österreichische Zulieferer. Schon jetzt sind elektrische Anlagen und elektrotechnische Waren, Maschinen und mechanische Geräte Österreichs wichtigste Exportposten. Umgekehrt liefert Griechenland pharmazeutische Erzeugnisse, Aluminium und Molkereiprodukte. In beide Richtungen wächst das Volumen (siehe unten).

Auch politisch hat sich das Land stabilisiert. Ende Juni gewann Kyriakos Mitsotakis die Parlamentswahlen. Er wird seine zweite Amtszeit als Premierminister antreten. Der Konservative gibt sich liberal und weltgewandt, kann auf gesenkte Steuern, gestiegene Mindestlöhne und die Schaffung von 300.000 neuen Arbeitsplätzen verweisen.

Aber rund um die Akropolis  scheint nicht nur die Sonne. Zuletzt sorgten das Schiffsunglück mit Flüchtlingen und die undurchsichtige Rolle der griechischen Grenzpolizei für Kritik. Und auch in Zusammenhang mit der Sanktionspolitik der EU gegen Russland fällt ein Schatten auf Griechenland. Denn die griechischen Reeder, die mit mehr als 5.500 Schiffen die größte Tankerflotte der Welt stellen, profitieren massiv vom Krieg: Trotz EU-Embargo wurden die Kapazitäten stark ausgeweitet und werden Millionen Tonnen fossiler Brennstoffe aus Russland ausgeführt.



  • 737,7 Millionen Euro betrug das Exportvolumen (Waren) Österreichs 2022 (plus 27 %), Warenimporte stiegen um 12 % auf 402 Mio. Euro
  • 27 Milliarden Euro Einnahmen pro Jahr soll der Tourismus laut nationalem Aktionsplan bis 2030 bringen. Aktuell sind es 17,7 Milliarden.
  • 1815 Importunternehmen aus Österreich sind in Griechenland registriert, 943 griechische Unternehmen exportieren nach Österreich.