Grazer Start-up ermöglicht Outdoor-Kleidung ohne Erdöl und Chemie
Das Grazer Start-up „Freyzein“ entwickelt Textilien für Outdoor-Mode, wie beispielsweise Sportjacken, ganz ohne sogenannte Petrochemikalien. Stattdessen nutzt man Cellulose.
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Egal ob beim morgendlichen Jogging an der Mur oder beim mehrtägigen Wandertrip durch die Alpen – die richtige Kleidung ist für Outdoor-Sportler das A und O. Sie soll winddicht, wasserdicht – aber gleichzeitig wasserdampfdurchlässig und damit atmungsaktiv sein. Das Problem: Bisher gibt es dafür keine gesunde, umweltschonende Option. Die Lösung: das Start-up „Freyzein“.
„Die weltweit bekanntesten Produzenten, die mit unterschiedlichsten Marken kooperieren, stellen ihre Textilien aus Petrochemikalien her, also Erdöl“, erklärt Gründer und CEO Jan Karlsson. Auch PFCs, sogenannte „forever chemicals“, seien oft enthalten. „Die sind sehr giftig und bleiben für immer in den natürlichen Kreisläufen.“
Bei einem windigen Strandspaziergang auf den Azoren sei ihm dann die Idee gekommen: „Wieso sollen gerade Menschen, die gerne in der Natur sind, Stoffe nutzen müssen, die dieser schaden?“ Darum Freyzein: „Wir nehmen den meistverfügbaren Baustoff der Natur – Cellulose – und stellen ebendiese Performance-Textilien her. Ohne Petrochemikalien. Es ist eine radikale technologische Innovation“, erklärt Karlsson. „Sind Textilien aus Petrochemikalien, verrotten sie nicht. Gleichzeitig sprechen wir von ‚Fast Fashion‘ – die Menschen kaufen sich immer schneller immer mehr Kleidung. Sie werfen also eigentlich regelmäßig Plastiksackerl weg, die dann oft auf Kleidungsbergen gelagert werden, die man sogar vom Weltall aus sehen kann.“ Deshalb brauche es neue Technologien: „Wer weiß, ob Menschen in 50 Jahren noch auf vier Rädern durch die Welt fahren – aber Kleidung wird eine Konstante bleiben. Wir wollen eine nachhaltige Lösung bieten.“
Unternehmer mit Vision
Dabei kommt der Freyzein-CEO gar nicht aus der Textilbranche – ist aber auch kein unbeschriebenes Blatt. 13 Jahre führte Karlsson das Erfolgsunternehmen „Makava“, Inhaber ist er noch heute. „Aber ich wollte mich einem neuen Thema widmen“, erklärt er. Gemeinsam mit den Forschern Barnaby Caven und Enrico Cozzoni arbeitet Karlsson nun an ersten Prototypen. Neben dem Hauptsitz in Graz wurde kürzlich ein Forschungsstandort in Dornbirn eröffnet, das Team ist auf fünf Personen angewachsen.
Das Interesse an der Technologie zeigt sich an namhaften Partnern und Investoren – von der EU über einen norwegischen Investor, das Austria Wirtschaftsservice bis hin zu einem Forschungsprojekt mit der European Space Agency. Bald will man erste Lizenzierungspartner finden, auch eine eigene Produktion ist möglich. Das Wachstum könne nun sehr schnell gehen, betont Karlsson – auch bei der Zahl der Mitarbeiter: „Für dieses Thema kann man Menschen begeistern.“
Quergefragt
Was ist eure Vision?
Karlsson: Erdöl in der Textilproduktion durch eine nachhaltige Alternative – Cellulose – zu ersetzen.
Die größte Herausforderung?
Früh genug passende Lizenzierungspartner für die Umsetzung unserer Technologie zu finden.
Wie geht es euch in der Steiermark?
Der Standort hat sich wirklich super entwickelt – es ist beeindruckend, was sich hier machen lässt.