Alexander Weissensteiner, Alexander Wagner und Thomas Harter (v.l.) mit Papier aus 30 Prozent Baumwollfasern.
© Lunghammer – TU Graz

Forscher der TU Graz machen aus Altkleidern Kartonagen

Textilabfälle werden meistens verbrannt. Doch aus Altkleidern kann auch ­Papier hergestellt werden. Die TU Graz weiß wie.

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Aktualisiert am 21.03.2025

Die Zahl lässt aufhorchen: 230.000 Tonnen Kleidung landen in Österreich jährlich im Müll. Recycelt wird bisher nur ein Bruchteil. Rund 80 Prozent werden verbrannt. Ein Missstand, denn wertvolle Rohstoffe lösen sich so einfach in Rauch auf. 

Wie Altkleider sinnvoll verwertet werden können, zeigt ein Blick in die Historie: Vor 1850 wurde Papier vor allem aus Leinenstoffen, die in wassergefüllten Mahlwerken zu Fasern zerkleinert und zu Bogen geschöpft wurden, gewonnen. Da Kleider früher wesentlich länger als heute getragen wurden und der Papierbedarf zunahm, stieg man Mitte des 19. Jahrhunderts bei der Produktion von Papier, Karton und Pappe auf Holz um. 

Die TU Graz besinnt sich nun auf die alte Technik zurück. Ein Team rund um Thomas Harter vom Institut für Biobasierte Produkte und Papiertechnik hat ein Verfahren entwickelt, um Fasern aus baumwollbasierten Alttextilien zurückzugewinnen und daraus Papier für Verpackungsmaterialien herzustellen. Um aus alten Kleidungsstücken Papier zu gewinnen, werden sie zunächst in kleine Fetzen geschnitten und in einer wässrigen Lösung eingeweicht. Dieses Wasser-Fetzen-Gemisch wird gemahlen, um die verwobenen Baumwollfasern ohne Verknotungen oder Klumpenbildung voneinander zu lösen. „Am Ende unserer Versuche haben wir eine Suspension erhalten, die einer normalen Papiersuspension sehr ähnlich ist und die wir mit etablierten Verfahren zu Papier verarbeiten können“, erklärt Harter. 

Stofffetzen in einer wässrigen Lösung
© Lunghammer – TU Graz Die kleinen Stofffetzen werden in einer wässrigen Lösung eingeweicht.


Optisch unterscheidet sich das Papier mit Textilanteil kaum von gewöhnlichem Recyclingpapier, doch erste Versuche haben gezeigt, dass die Zugfestigkeit erhöht wird. Das liegt an der Länge der Fasern: „Beim recycelten Altpapier sind die Faserlängen recht kurz. Unsere wiedergewonnenen Textilfasern sind mit 1,7 Millimetern deutlich länger.“ Als nächstes wollen die Forscher den Energieverbrauch des Mahlvorgangs reduzieren. Und auch der nächste Skalierungsschritt steht an. Der Papierherstellungsprozess soll demnächst auch auf Industriegeräte umgesetzt werden.