Das Vorzeigeprojekt auf grüner Wiese
© Karl Heinz Putz

Flexibles Bausystem für urbanen Wandel

Mit auswechselbaren Modulen will „Kiubo“ bei Wohnprojekten künftig auf gesellschaftlichen Wandel reagieren können.

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Aktualisiert am 18.04.2024

Entstanden ist die Idee schon vor mehr als 100 Jahren – der Architekt Le Corbusier entwickelte das Konzept eines Systems, um schneller und bedürfnisorientierter zu bauen. Nun nimmt sich ein steirisches Unternehmen der Sache an: „Wir müssen im Wohnen flexibler werden“, betont Florian Stadtschreiber. Er ist Geschäftsführer der 2022 gegründeten Kiubo GmbH, einer Tochter von ÖWG Wohnbau, die Roh- und Ausbau voneinander entkoppelt. 

„Derzeit werden Häuser gebaut, die aus heutiger Sicht passen, aber unveränderlich sind. Unser Bausystem bietet eine Struktur, die in ihrer Lebenszeit unterschiedliche Nutzungen aufnehmen kann“, erklärt Stadtschreiber. Kern des Konzepts ist ein Terminal, der funktioniert wie eine Art Regal. Darin können einzelne Module über ein Schienensystem eingefügt – und bei Bedarf ausgetauscht – werden. Der Terminal ist Träger notwendiger Infrastruktur  – Wärmeversorgung, Wasser oder Strom. Das Basismodul ist eine abgeschlossene Wohneinheit von 25 Quadratmetern mit Bad, Küche sowie Aufenthaltsbereich – durch Anschlussmodule kann dann beliebig erweitert werden, es gibt auch eine barrierefreie Variante. 

Ein Modul wird in den Terminal geschoben
© Kiubo So werden die Module in den Terminal geschoben


Mittlerweile wurde ein Demonstrationsprojekt in der Starhemberggasse verwirklicht – inklusive Bewohnern. „Wir waren in fünf Wochen ausvermietet“, so Stadtschreiber. Konzipiert sind die Kiubo-Terminals für den urbanen Bereich. „Es liegt eine starke städtebauliche Innovation darin“, so der Geschäftsführer. Man könne Bauprojekte individuell verändern, je nachdem, wie sich das Umfeld entwickelt – ob sich etwa Unternehmen oder Hochschulen an- oder absiedeln. Mittelfristig will man ein Netzwerk an Standorten schaffen, die nach diesem Prinzip funktionieren – die standardisierten Module sollen untereinander getauscht werden können. „So kann ein Sekundärmarkt entstehen, auf dem Module gehandelt werden“, erklärt Stadtschreiber:  „Modulare Bauweise wird in der Regel einfach als ein anderes Bausystem gedacht. Wir treiben den Gedanken weiter – und wollen damit auf gesellschaftliche und städtebauliche Veränderungen reagieren können“, so Stadtschreiber. Dafür brauche es die Trennung von Rohbau und Ausbau – und auch visionäre Investoren. „Nur so können wir das System breit ausrollen.“ Inzwischen wird stetig weiterentwickelt. Mittlerweile kann man auch die Terminals flexibel gestalten – ab- und wiederaufbaubar.

Geländer und oberes Stockwerk im Projekt in Graz
© Karl Heinz Putz Ein Blick auf das Vorzeigeprojekt in Graz



Quergefragt

Was ist die Vision von Kiubo?

„Ein flexibles Bausystem, das auf Bedürfnisse reagiert.“

Was sind die größten Herausforderungen?

„Regularien – wir durchbrechen ja einige Dogmen.“

Wieso braucht es Flexibilität im Bauen?

„Weil sich Lebensbiographien stärker ändern als früher.“