Interview mit Rangnick auf der Bühne vor vollem Saal
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„Es braucht Mut, eigene Wege zu gehen“

Erfolgstrainer Ralf Rangnick hat das Fußballnationalteam zu neuem Selbstbewusstsein geführt. Beim „WKO-Impulstag“ zog er Parallelen zur Wirtschaft und sprach über...

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Aktualisiert am 19.09.2024

... Eigenschaften einer guten Führungskraft: Was jeder Unternehmer und jede Führungskraft braucht, ist eine Vision. Dass man sich im positiven Sinn Dinge vorstellen kann, die anderen im ersten Moment unrealistisch erscheinen. Weil man schafft einen Erfolg nie alleine. Man muss selbst „mitreißend“ daran glauben, dass etwas Großes passieren kann, damit Mitarbeiter diese Reise mitmachen wollen – dass sie Mitreisende werden. Wenn man selbst nicht daran glaubt, wird es nicht funktionieren. Nur wer selbst von etwas begeistert ist, kann andere begeistern.


... Zufriedenheit: Wenn man möchte, dass sich ein Unternehmen entwickelt, darf man nie zufrieden sein mit dem, was man erreicht hat. Es geht immer darum, den nächsten Schritt zu machen.


... Corporate Identity: Ohne Corporate Identity – also einem einheitlichen Verhalten sämtlicher Mitglieder eines Unternehmens – kein Corporate Behaviour. Solange man als Führungskraft nicht weiß, wofür mein Team oder meine Firma stehen soll, solange nicht ganz klar ist, wie man nach außen und innen wirken will, solange wird es nicht gelingen, dass alle an einem Strang ziehen. „Mia san mia“ reicht da nicht. Es geht auch um Werte, für die wir – nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb – stehen.


... Mitarbeiterauswahl: „Die beste Person für jede einzelne Position“ lautet mein Grundsatz. Dafür braucht man ein gutes Netzwerk, aber Freunderlwirtschaft kommt bei mir nicht in Frage. Umgekehrt macht es keinen Sinn, Topleute zu holen und ihnen dann nichts zuzutrauen und keine Verantwortung zu übertragen.


... Teambuilding: Inszenierte Teambuilding-Events kann man schon machen. Als junger Trainer habe ich – nachdem wir davor immer in den ersten Minuten Gegentreffer kassiert haben – einmal vor einem Spiel einen Böller in der Kabine explodieren lassen, damit alle von Beginn an wach sind. So einen Blödsinn mache ich jetzt nicht mehr. Mittlerweile halte ich mehr von Dingen mit starker Symbolkraft. So haben wir im Teamhotel bei der Europameisterschaft jedes Zimmer mit Fotos des jeweiligen Spielers gebrandet. Dazu bekam jeder ein kleines Büchlein mit persönlichen, individuellen Texten und Fotos. Das sind alles Unikate, die jeder für immer aufheben wird.


... Wertschätzung: Wenn ich möchte, dass meine Mitarbeiter mehr machen als Dienst nach Vorschrift, wenn ich möchte, dass sie alles dafür tun, dass es dem Unternehmen gut geht, dann muss ich sie auch entsprechend behandeln.


... Gehaltsverhandlungen: Eine gute Chefin und ein guter Chef erkennen den Zeitpunkt selbst, wenn ein Mitarbeiter mehr verdient, und bieten es von sich aus an. Da braucht es dann kein Bitten um eine Gehaltserhöhung. 


... Gewohnheiten: Das Argument, dass man nichts ändern muss, weil man es früher auch nicht gebraucht hat, ist nicht überzeugend. Wie kann es dann Fortschritt geben? Es braucht den Mut, eigene  Wege zu gehen.


… Homeoffice: Wenn in einer Firma ein Spirit herrscht, bei dem jeder beseelt davon ist, ein Teil des Teams zu sein, und sich freut, dass man sich am nächsten Tag wieder trifft, dann macht doch keiner freiwillig Homeoffice.

Rangnick (l.) und Herk mit Skills Austria-Schal
© Foto Fischer Rangnick mit WK-Präsident Josef Herk: „Es muss in einem selbst brennen, um bei anderen das Feuer der Begeisterung entfachen zu können.“