Erste Tankstelle Österreichs wurde vor 100 Jahren in Graz erbaut
1924 wurde am Jakominiplatz in Graz Österreichs erste Zapfsäule errichtet. Nun wird nach historischen Bildern gesucht.
Lesedauer: 2 Minuten
„Tankstellen sind ein Ort der Begegnung, hier trifft man sich und hier bekommt man alle Auskünfte, die man braucht“, ist Harald Pfleger, Obmann der Fachgruppe Tankstellen, überzeugt. Die Geschichte der Zapfsäulen ist lang. Ihren Anfang nahmen sie mitten in der steirischen Landeshauptstadt: Am 16. September 1924 errichteten der ehemalige Rennfahrer Heinrich Haas und der Kinobesitzer Karl Löffler am Jakominiplatz die erste Zapfsäule Österreichs und setzten damit den Startschuss für den Bau von Tankstellen. Bereits wenige Wochen später folgten zwei weitere Zapfsäulen am Grazer Lendplatz und Griesplatz. In Wien wurde die erste Zapfstelle erst 1925 errichtet.
Warum ausgerechnet in der Steiermark der erste Bau erfolgte, darüber kann auch Helmut Eberhart, emeritierter Professor an der Uni Graz und Experte in Sachen Tankstellen, nur mutmaßen: „Graz liegt geographisch günstig. Wollte man in der damaligen Zeit von Wien in den Süden fahren, so musste man aufgrund der kleineren Tankfassung spätestens in Graz stehen bleiben und tanken.“ Rund 10.000 Pkw zählte die Alpenrepublik Mitte der 1920er-Jahre. Betankt wurden sie bis zur Einführung der ersten Zapfsäule mit Treibstoff, der in Fässern auf Gehsteigen und in Hinterhöfen gelagert wurde – ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen.
Innovation aus den USA
Die USA galt als Vorreiter. Bereits 1907 wurde in Seattle die erste Zapfsäule errichtet. „Das Benzin wurde hier erstmals unterirdisch gelagert und konnte mittels einer Zapfsäule, die über eine Pumpe und einen Schlauch verfügte, in Fahrzeuge getankt werden“, erklärt Eberhart. Die Explosionsgefahr konnte damit eingedämmt werden. In Graz wurde Jahre später auf das gleiche Prinzip gesetzt. Die erste Zapfsäule verfügte über ein Fassungsvermögen von 5.000 Litern. Knapp zwei Jahre nach der Eröffnung beantragten die Betreiber einen Ausbau auf 15.000 Liter – jedoch ohne Erfolg. Anrainerproteste stoppten die Erweiterungspläne.
Nachdem die Zapfsäule am Jakominiplatz zu einem Tankkiosk umgebaut wurde und mehrfach den Eigentümer wechselte, war 1964 schließlich Schluss: Der letzte Betreiber legte sein Gewerbe still und stellte den Benzinverkauf ein. Die erste Zapfsäule war damit Geschichte, doch an Bedeutung haben Tankstellen bis heute nicht verloren, weiß Jürgen Roth, Obmann der Fachgruppe Energiehandel: „Tankstellen haben eine tiefe kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung und sind ein fester Bestandteil des städtischen Lebens.“
Genau so denkt auch Helmut Eberhart. Die erste Tankstelle Österreichs möchte er daher nicht in Vergessenheit geraten lassen. Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum erscheint 2024 sein historisches Werk über die Geschichte der ersten Tankstelle. Hilfe ist willkommen: Wer Fotos von der Zapfsäule am Jakominiplatz besitzt oder Erinnerungen an diese hat, kann sich bis Jahresende bei helmut.eberhart@uni-graz.at melden.