Die Spitzen des Landesgremiums Fahrzeughandel in der WKO Steiermark (v.l.): Gerald Auer, Peter Jagersberger, Klaus Edelsbrunner und Thomas Marichhofer
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Elektro verliert an Fahrt, Verbrenner und Hybrid-Fahrzeuge geben Gas

Die Entwicklung der Kfz-Zulassungszahlen verläuft trotz konjunkturell schwieriger Zeiten positiv, wie die vorliegende Halbjahresbilanz 2024 zeigt. So konnte sowohl österreichweit (6,6 Prozent) als auch in der Steiermark (5,7 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr ein Plus verzeichnet werden. Auffällig: „Die Betriebe setzen wieder verstärkt auf Verbrenner oder Hybrid statt auf Elektro-Fahrzeuge“, so Landesgremialobmann Klaus Edelsbrunner, der seine Funktion nach 17 Jahren an Peter Jagersberger weitergibt. 

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Aktualisiert am 14.09.2024

Es hat sich in den letzten Monaten abgezeichnet, die Elektro-Fahrzeuge haben am Markt an Fahrt verloren, verzeichnen in der Steiermark ein sattes Minus von 11,4 Prozent. Die Gründe sind vielfältig, wie Klaus Edelsbrunner betont: „Die Kunden warten derzeit eher ab und schauen, wie sich die EU-Wahl und die Nationalratswahl auf die künftige Elektromobilität auswirken wird. So ist noch nicht abzusehen, ob das Verbrenner-Verbot ab 2035 auch halten wird.“ Ein weiterer Grund für den Rückgang der Verkaufszahlen ist, dass die Förderung für Unternehmen am 1. Jänner 2023 eingestellt wurde. „Firmenkunden waren für rund 80 Prozent aller Käufe bei den E-Fahrzeugen verantwortlich. Durch die Einstellung der Förderung kam es, wie schon in Deutschland, zu einem gewaltigen Rückgang der Nachfrage. Wir stehen nach wie vor zur Technologieoffenheit, egal ob Elektro, Hybrid oder Verbrenner – wir haben alles“, sagt Edelsbrunner. 

Sein Nachfolger als Landesgremialobmann, Peter Jagersberger, setzt nach: „Die E-Mobilität kommt auch nicht in Fahrt, weil es nach wie vor eine mangelhafte Infrastruktur gibt. Der Kunde möchte den gleichen Komfort wie in einem Diesel oder in einem Benziner genießen.“ Daher hat Jagersberger gleich mehrere Forderungen parat: „Der steirische Fahrzeughandel fordert den Ausbau der Ladeinfrastruktur, insbesondere im städtischen Bereich. Auch eine transparente Preisauszeichnung an Ladesäulen wie an Tankstellen gehört her – und das Bezahlsystem ist nach wie vor nicht einheitlich, auch das muss geändert werden.“ Ein wesentlicher Knackpunkt sind die steigenden Stromkosten: „Wenn man nicht die Möglichkeit hat, das Auto daheim aufzuladen und das am besten mit PV-Strom, dann scheidet das E-Fahrzeug eigentlich aus. Denn auch die steigenden Strompreise sind kontraproduktiv für die Elektromobilität“, sagt Jagersberger. 

Weitere spannende Zahlen: 7.354 (+11,5 Prozent) verkaufte Benziner und 3.642 (+6,5 Prozent) verkaufte Dieselfahrzeuge sprechen eine deutliche Sprache. Prozentual gesehen den größten Sprung machte der Benzin-Elektro-Hybrid (+15,1 Prozent). Ein ähnliches Bild gibt es bei den Gebrauchtfahrzeugen, die ein Plus von 10,2 Prozent verzeichnen.


Batterie verliert mit den Jahren kaum an Kapazität

Fahrzeugtechnik-Innungsmeister Thomas Marichhofer, der im Landesgremium Fahrzeug-handel ebenfalls vertreten ist, hat auch den Gebrauchtwagenmarkt bei den E-Fahrzeugen im Fokus: „Dieser Markt bietet inzwischen ein breites Portfolio. Die verbreitete Sorge, dass die Batterie bei diesen Autos nicht lange halten, ist unbegründet. Alle Hersteller, egal welche Marke, geben acht Jahre Garantie auf die Batterie. Und zusätzlich wird vom Fachhandel eine Prüfung der Batterie angeboten, wofür es dann ein eigenes Zertifikat gibt, wenn man ein gebrauchtes Elektroauto im Fahrzeughandel kauft. Kurz gesagt: Die Batteriekapazität bei einem vier Jahre alten Auto liegt zumindest bei 90 Prozent und darüber.“ Das gute Service macht sich bezahlt, die Kunden setzen im ersten Halbjahr 2024 auch auf E-Fahrzeuge. 

Auch die Hemmschwelle beim Preis sinkt nach und nach, wie Vogl & Co-Geschäftsführer und Landesgremium-Fahrzeughandel-Ausschussmitglied Gerald Auer weiß: „Alle Marken bieten inzwischen E-Autos an, die preislich teilweise schon bei unter 20.000 Euro liegen – dies bedingt durch die Konkurrenz aus China. Auch Reichweiten von 500 bis 700 Kilometer sind keine Besonderheit mehr. Wenn man all diese Faktoren zusammenzählt, ist das Elektro-Fahrzeug ein gutes Paket, auch wenn es noch viel zu tun gibt. Allgemein kann man sagen, dass die knappen Jahre am Gebrauchtwagensektor vorbei sind und wieder genügend Gebrauchtwagen, bei denen der steirische Fachhandel absolute Sicherheit garantiert, am Markt bereitstehen.“ Dies spiegelt sich in den steigenden Verkaufszahlen (plus 10,2 Prozent im ersten Halbjahr 2024) gut wider. Auer hat für Unentschlossene einen Plan B parat: „Um Unsicherheiten bezüglich möglicher zukünftiger Verbote auszublenden, können die Kunden beispielsweise auf ein Auto-Abo zurückgreifen.“ 

Politik bei Technologieoffenheit in der Pflicht

Für Peter Jagersberger ist sonnenklar: „Die individuelle Mobilität muss weiterhin leistbar sein – vom Verbrennungsmotor über Hybrid bis hin zum Elektrofahrzeug. Permanente Innovationen stellen sicher, dass unsere Fahrzeuge immer weniger Schadstoffe ausstoßen und so die Umwelt unterstützen. Aber auch beim Thema Technologieoffenheit nimmt der steirische Fahrzeughandel die Politik in die Pflicht. Wir brauchen beispielsweise eine Vorsteuerabzugsberechtigung für jeden betrieblich genutzten PKW wie die Rücknahme der NoVA für leichte Nutzfahrzeuge.“ Auch die Stadt Graz („Wir fordern die Abschaffung der Beschränkung für den Individualverkehr und die Gleichstellung des PKW mit dem Fahrrad“) bekommt von Jagersberger eine Denkaufgabe serviert, der ebenfalls weiterhin am Gaspedal bleibt, wenn es um den Bau einer dritten Spur auf der A9 in Richtung Spielfeld geht. 

Autovolksbegehren wird in die Spur gebracht

Dass die Autofahrer auch weiterhin die Melkkühe der Nation sind (NoVA, steigende Sprit- und Strompreise, hohe Mineralölsteuer, CO2-Bepreisung…), will Klaus Edelsbrunner nicht länger hinnehmen. Daher macht er sich für das überparteiliche Autovolksbegehren „Kosten runter“ stark. „Im Hinblick auf die Bedeutung der Automobilwirtschaft verfolgt unser Volksbegehren das Ziel, dass alle Steuern auf Autos aufeinander abgestimmt und insgesamt um 25 Prozent gesenkt werden müssen. Individuelle Mobilität ist wichtig, muss aber auch leistbar sein.“