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Eine Region mit großer Investitionsdynamik

Ökonom Gunter Deuber sieht in Zentraleuropa viel Potenzial für die heimische Exportwirtschaft – aber auch eine wachsende Konkurrenz.

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Aktualisiert am 10.10.2024

Von Klaus Höfler

Johann Wolfgang von Goethe würde dieser Tage auch als Wirtschaftsberater reüssieren. „Sieh, das Gute liegt so nah...“, rät der Dichter in einem populären Vierzeiler. Ein Tipp, der aktuell auch für heimische Exportunternehmen gilt, denn in den geografisch vor der Haustüre liegenden Märkten am Balkan, aber auch in Rumänien und Bulgarien ist die Investitionsdynamik derzeit besser als in Österreich, analysiert Gunter Deuber und ortet auf Basis eines „erstaunlich soliden Wachstums“ auch die notwendige  Stabilität in diesen Märkten.

Deuber ist Head of Research und Bereichsleiter Volkswirtschaft und Finanzanalyse der Raiffeisenbank International und ortet beispielsweise für österreichische Anlagenbauer Chancen. Deuber wird beim steirischen Exporttag am 5. November (siehe rechts) diese Region genauer unter die Lupe nehmen. Auch für das aktuelle europäische „Problemkind“ Automotive sieht er für heimische Exporte Richtung Osten im Vergleich zum kriselnden Absatzmarkt Deutschland noch Potenzial.

Wir sind Schlusslicht bei der konjunkturellen Entwicklung.

Anders stellt sich die Lage für den Experten im Baltikum dar. Die drei Kleinstaaten wurden durch die engen Verflechtungen mit der russischen Wirtschaft vom Kriegsbeginn stark getroffen, die Volkswirtschaften würden sich aber langsam wieder erholen und in die Wachstumsspur zurückkehren. Zum Unterschied zu Österreich: „Wir sind Schlusslicht bei der konjunkturellen Entwicklung.“ Das mache es für heimische Exportunternehmen nicht nur in diesem, sondern im gesamten Wirtschaftsraum im Osten schwer. So sacke die chemische Industrie massiv ab, auch für Zulieferer für Infrastrukturprojekte wird es nicht einfacher. Möglichkeiten ortet Deuber indes für die Pharmaindustrie. „Das wäre ein Hightech-Cluster mit Potenzial“, verweist er auf schon jetzt deutlich überdurchschnittliche Wachstumsraten im Export von plus 30 Prozent.

Deuber verweist im Verhältnis zu der historisch teils eng mit Österreich verbundenen Region aber auch auf Bruchlinien. So gehe Zentraleuropa die Energiewende zwar sehr offensiv an, setze dabei aber auf Atomenergie:  „Damit wird diese Region zum Mitbewerber – allerdings mit deutlich günstigeren Strom- und Energiepreisen“, so Deuber. Zum anderen kooperiert man im Automotivebereich bereits intensiv mit Südkorea und Japan. Diesbezüglich hinke Österreich hinterher. „Heimische Unternehmen sind nur Zulieferer und stehen damit nicht am Ende der Wertschöpfungskette.“ Ein fragiles Standing, denn „wenn man da einmal draußen ist, ist es sehr schwer, wieder hineinzukommen“.

Einen  Rat an heimische Exportunternehmen könnte auch ­Goethe in seinem Vierzeiler liefern:  „Lerne nur das Glück ergreifen (...).“