Panorama von Ljubljana mit Blick auf die Burg
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Ein gemeinsames Haus mit den Nachbarn

Sloweniens Wirtschaft leidet noch an den Folgen der Unwetterkatastrophe vom Sommer. Die Steiermark will die Kooperationen intensivieren.

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Aktualisiert am 22.02.2024

Nähe verbindet. Mit Importen von Waren und Dienstleistungen aus Österreich um rund 2.800 Euro pro Kopf und Jahr liegt Slowenien im weltweiten Vergleich an der Spitze der österreichischen Exportmärkte. Auch in absoluten Zahlen ist das Nachbarland im Süden trotz nur zwei Millionen Einwohner ein relevanter Markt für den heimischen Außenhandel. So setzen österreichische Unternehmen in Slowenien – flächenmäßig so groß wie die Steiermark und das Burgenland zusammen – mehr um als in allen anderen ex-jugoslawischen Nachfolgestaaten zusammen. Gerade als Einstiegsmarkt für den Westbalkan gilt Slowenien deshalb als prädestiniert.

Neue Anlaufstelle um Beziehung zu stärken

Auch  auf politischer Ebene wurden zuletzt die Kontakte zwischen der Steiermark und Slowenien intensiviert. Als Leuchtturmprojekt wurde kürzlich bei einer bilateralen Konferenz beschlossen, in Graz ein „Haus der Zusammenarbeit“ einzurichten. Es soll sich als Anlaufstelle für gemeinsame wirtschaftliche, touristische und kulturelle Aktivitäten etablieren und die nachbarschaftlichen Beziehungen weiter verstärken.

Auf unternehmerischer Ebene sind die Verflechtungen traditionell dicht. So gilt der Hafen in Koper als wichtigster Logistikhub für die heimische Wirtschaft. Zudem ist Österreich mit 4,6 Milliarden Euro oder 22,7 Prozent aller Direktinvestitionen mit Abstand wichtigster Auslandsinvestor in Slowenien. Dazu kommen Exporte im Wert von 4,9 Milliarden Euro, denen Importe nach Österreich im Volumen von 3,45 Milliarden Euro gegenüberstehen.

Viel Bürokratie, hohe Steuerlast 

Slowenien bleibt damit für österreichische Firmen ein attraktiver Investitionsstandort, bestätigt eine aktuelle Umfrage des Außenwirtschaftscenters Ljubljana der WKO unter 50 österreichischen Firmen, die in Slowenien aktiv sind. 70 Prozent gaben an, dass sie wieder im Nachbarland investieren würden. Im Vorjahr lag dieser Wert allerdings noch bei 78 Prozent. Die Hauptkritikpunkte sind seit Jahren unverändert: zu viel Bürokratie, zu hohe Steuerlast und damit Arbeitskosten sowie ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Auch diesbezüglich gibt es also eine große Nähe zu Österreich.

Dennoch sieht Wilhelm Nest, Wirtschaftsdelegierter in Ljubljana, mit Verweis auf die stark wachsende Logistik- und Infrastrukturbranche Potenzial. Dabei geht es neben Neubauprojekten um technische Erneuerung bestehender Anlagen, wodurch Möglichkeiten in den Bereichen Planung, Automatisierung und Intralogistik, Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie Intermodalität existieren. Einstiegschancen gebe es zudem im Bereich Bio-Lebensmittel und in der Automotive-Branche. 

Turbulente Monate 

Dieser für das Nachbarland wichtige Industriezweig hat allerdings turbulente Monate hinter sich. Im März schloss Magna sein Werk in der Nähe von Maribor endgültig. Die 2019 eröffnete Lackiererei stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Wegen mangelnder Aufträge und sinkender Nachfrage wurde der Betrieb mehrmals heruntergefahren. Die angepeilten eintausend neuen Jobs erreichte man nie, die Investitionsbeihilfen in der Höhe von 22 Millionen Euro mussten zurückgezahlt werden, der Betrieb übersiedelte nach Graz.

Anfang  August dann die nächs­te Hiobsbotschaft: Die schwerste Naturkatastrophe in der Geschichte Sloweniens sorgte für Schäden in Milliardenhöhe. Von den Überschwemmungen betroffen waren auch Zulieferer für die Autoindustrie. Folgen waren bis Deutschland spürbar, wo es in mehreren Volkswagen-Fabriken zu Kurzarbeit kam, weil Zahnkränze für den Antriebsstrang für Verbrennungsmotoren fehlten.

Sinkende Inflation

Slowenien selbst bat um EU-Mittel aus dem Solidaritäts- und Wiederaufbaufonds – und korrigierte seine Konjunkturprognosen nach unten. Der zaghafte Aufholprozess gerät damit ins Stocken. Denn schon 2022 lag das Wirtschaftswachstum mit 2,5 Prozent klar unter dem EU-Durchschnitt und den anfangs vorausgesagten 5,4 Prozent. Nach 1,3 Prozent im vergangenen Jahr werden für heuer 2,0 Prozent erwartet. Zumindest die hohe Inflationsrate von zuletzt 7,5 Prozent soll aber auf 3,9 Prozent abschmelzen.