Die Arbeit im Salon als Lebenselixier
Seit 70 Jahren zelebriert Friseurmeister Rudolf Megyeri sein Handwerk in Bad Gleichenberg. Drei Tage pro Woche steht der 84-Jährige noch im Geschäft.
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Es ist eine bemerkenswerte Lebensgeschichte, die Rudolf Megyeri zu erzählen hat: Genau sieben Jahrzehnte ist es her, dass er im Betrieb seines Vaters eine Friseur-Lehre begann – und damit eine Leidenschaft für Kamm und Schere entfachte, die bis heute anhält. Mit 84 Jahren steht der rüstige Figaro noch immer jeden Donnerstag, Freitag und Samstag im Geschäft. In seinem Geschäft, wohlgemerkt.
Doch alles der Reihe nach: Als Sohn einer ungarischen Friseur-Dynastie wurden Megyeri die Leidenschaft für die Haarkunst wohl in die Wiege gelegt. Den Betrieb im malerischen Bad Gleichenberg gibt es bereits seit 1870. „Mein Urgroßvater und Großvater waren noch Kutscher beim Kaiser“, wirft er einen Blick zurück in der Familienchronik. Sein Vater übernahm schließlich den Betrieb des Vorgängers Doktoric: Und das Geschäft florierte. „In der Blütezeit gab es noch einen zweiten Standort im Ort und noch einen weiteren Betrieb in St. Anna am Aigen“, weiß Megyeri. „Zu unseren Spitzenzeiten haben wir elf Mitarbeiter und 35 Lehrlinge beschäftigt“, erinnert er sich. „Eine davon hat dann sogar noch das Doktorat in Kunstgeschichte gemacht“, setzt er nach.
Nach der Meisterprüfung im Jahr 1963 ging es Schlag auf Schlag: Als sein Vater überraschend verstarb, musste der Sohn den Betrieb mit 27 Jahren über Nacht übernehmen. „Mit 34 Jahren bin ich zum ersten Mal auf Urlaub gefahren“, berichtet Megyeri von harter Arbeit, aber auch schönen Erfolgserlebnissen – unter anderem von zufriedenen Stammkunden, die dem Betrieb seit Jahrzehnten die Treue hielten. Heute „schupft“ er den Laden mit zwei Mitarbeiterinnen und einem Lehrling. Eine davon ist bereits seit 30 Jahren im Betrieb beschäftigt. „Zusammen bringen wir schon 100 Jahre Friseur-Erfahrung zusammen“, lacht er. Die Mutter dieser langjährigen Mitarbeiterin sei seinerzeit auch der allererste Lehrling gewesen, erinnert sich Megyeri zurück.
Ans Aufhören denkt er noch lange nicht
Freilich, räumt der Friseurmeister ein, sei es heute schwieriger geworden, Fachkräfte für das haarige Handwerk zu finden. „Das kann es doch nicht sein, dass heute der Lehrling hereinkommt und gleich fragt, ob die Arbeitswoche eh nur bis Donnerstag geht.“ Dennoch will er nicht jammern, und ans Aufhören denkt er noch lange nicht: „Ich bin voller Tatendrang, drei Tage pro Woche schaffe ich locker noch. Die Arbeit im Salon ist mein Lebenselixier.