Schweißerlehrlinge im Center of Excellence bei der Arbeit
© Andrea Jerković

Der Mangel an Jungen bringt Jobmarkt unter Druck

Weniger Jugendliche, mehr offene Lehrstellen: Die Lehre ist nach wie vor für Junge attraktiv, doch die Demografie setzt dem Erfolgsmodell zu.

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Aktualisiert am 19.09.2024

Der Mix aus Theorie und Praxis, den die heimische Lehrausbildung bietet, ist weltweit angesehen und in Österreich zahlenmäßig weiterhin der am häufigsten gewählte Ausbildungsweg nach den Pflichtschuljahren. Entsprechend hoch ist die Beschäftigungsquote von Jugendlichen in Österreich: Mit 52 Prozent liegt man 1,4 Prozentpunkte vor Deutschland und fast 15 Prozentpunkte über dem EU-Schnitt. Österreich gehört somit zu den Ländern mit der geringsten Jugendarbeitslosigkeit in der EU. 

Doch die Erfolgsgeschichte bekommt zunehmend Risse. Gut 55 Prozent der Betriebe in Österreich klagen darüber, dass sie zwar gerne mehr Lehrlinge ausbilden würden, aber keine Lehrlinge finden. Diesen Negativtrend kann auch das AMS bestätigen: Ende Juli wurden in ganz Österreich um gut 7.400 mehr offene Lehrstellen gemeldet, als es Bewerber gibt.


Wird die Lehre für Junge somit immer unattraktiver? Nein, weiß Christian Kolbl, Leiter der Lehrlingsstelle in der WKO Steiermark. „Für Betriebe sind Fachkräfte zusehends ein knappes Gut. Der Anteil an 15-Jährigen, der sich für eine Lehre entscheidet, ist aber mit knapp über 40 Prozent seit Jahrzehnten nahezu unverändert. Das Problem liegt in der Demografie. Die absolute Zahl der Jugendlichen, die eine Lehre absolvieren, sinkt, obwohl der Anteil innerhalb eines Jahrgangs konstant bleibt.“ Das Problem in Zahlen gegossen: Im Jahr 2007 lebten in Österreich noch mehr als 100.000 Jugendliche im Alter von 15 Jahren. Heute sind es nur noch rund 87.000 – also um 13 Prozent weniger. Deutlich ist auch die Veränderung in der Steiermark. Die Zahl der 15-jährigen ist seit den 1980er-Jahren von 22.413 auf 11.210 gesunken. Das wirkt sich auch auf die Lehrlingszahlen aus. Im August waren in Österreich 95.600 Lehrlinge gemeldet. Die Steiermark ist dabei mit über 13.600 Lehrlingen das Bundesland mit den drittmeisten Auszubildenden. Doch auch hier zeigt sich ein Negativtrend: 2010 befanden sich noch knapp 19.000 Jugendliche in einem Lehrverhältnis. 

Das hat Auswirkungen. Hört man sich bei steirischen Unternehmen um, so zeigt sich, dass die Konkurrenz unter den Ausbildungsbetrieben groß ist. Kolbl bestätigt: „Die Firmen stehen mittlerweile im Wettbewerb um junge Menschen.“ Um auf sich aufmerksam zu machen, zeigen sich Firmen landauf, landab bei der Lehrstellenbewerbung proaktiv. Manche setzen auf Workshops, andere kombinieren eine fachliche Ausbildung mit Persönlichkeitsentwicklung oder setzen auf Recruitung via Social Media (siehe S. 30-31) – der Kreativität sind bei der Lehrlingssuche keine Grenzen gesetzt. 

Aber auch von Seiten der Wirtschaftskammer und der Politik wird viel getan, um mehr Jugendliche für berufliche Ausbildungen zu gewinnen und so den Jobmarkt zu entlasten. „Die Sozialpartnerschaft arbeitet laufend an der Aktualität und Attraktivität der Ausbildungsinhalte, Stichwort neue Digital Skills und Green Skills. So können wir bei jungen Menschen sehr positiv punkten“, schließt WKO-Präsident Josef Herk.