Blauer Traktor mit Maschine auf Feld
© Ascon3

Der Maisacker als Ölfeld-Konkurrent

Eine in Leibnitz entwickelte Maschine verarbeitet abgeerntete Maiskolben zu einer alternativen Energiequelle.

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Aktualisiert am 14.11.2024

Bislang verrotten abgerebelte Maiskolben am Acker. Dank einer in der Südoststeiermark entwickelten Erntemaschine sollen sie jetzt als hochpotente Energielieferanten zweitverwertet werden. Der Maschinenbauspezialist Ascon3, Unternehmenstochter von „Steirerkraft“-Produzent Alwera, hat dafür nach Plänen des Halbenrainer Landwirts Harald Tschiggerl einen Prototypen konstruiert, mit dem die Maisspindeln vom Acker aufgesammelt werden können. Ein sich drehendes Fördersystem sammelt dabei die Spindeln auf und leitet sie in den Erntewagen der Maschine. Noch während des Vorgangs werden sie gereinigt, sortiert und in den zehn Kubikmeter großen Laderaum transportiert. Der Patentierungsprozess läuft.

Die Spindeln selbst gelten als Universaltalent: Sie können als Bindemittel in der Industrie, als Einstreu in der Tierhaltung, aber vor allem als erneuerbare Energiequelle genutzt werden. Tschiggerl verweist diesbezüglich auf den hohen Energiehalt thermisch verwerteter Maisspindeln: Demnach lässt sich pro Hektar Maisfläche etwa eine Tonne Kolben gewinnen – das entspricht einem Energiegehalt von etwa 600 Litern Heizöl. Hochgerechnet auf die steirischen Maisanbauflächen von 60.000 Hektar könnten so 36 Millionen Liter Heizöl substituiert werden. 

 Die Technologie ist ein Schritt Richtung autarker Energieversorgung. 


Damit bietet sich für Landwirte die attraktive Möglichkeit, ihren Energiebedarf teilweise selbst zu decken. Mit etwa eineinhalb Tonnen Spindelmaterial können beispielsweise bis zu fünf Hektar Mais getrocknet werden. „Gleichzeitig greifen sie dabei auf eine umweltfreundliche und CO₂-neutrale Alternative zurück“, so Alwera-Vorstandsmitglied Andreas Cretnik. Untersuchungen des Instituts für Prozess- und Partikeltechnik der TU Graz hätten nämlich gezeigt, dass beim Verrotten der Spindeln genauso viel CO₂ freigesetzt wird wie bei ihrer Verbrennung. Die thermische Nutzung der Maisspindeln ist damit klimaneutral und verursacht keine zusätzliche CO₂-Belastung. Etwa ein Drittel des steirischen Bedarfs an Heizöl – genutzt zur Beheizung von Gebäuden und kleinen Gewerbebetrieben – könnte somit ersetzt werden, rechnen die beiden Innovatoren vor. 

Ihre Maschine soll ab kommendem Jahr in Kleinserie produziert und auch exportiert werden.