Dank Apple und Co. zum Rekordbudget
25 Milliarden Euro Budgetüberschuss: Irland schwimmt im Geld und feiert ein Wirtschaftswachstum. Dennoch wächst der Unmut.
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Es hat Potenzial zur Millionenshow-Schlussfrage: Wie lautet die offizielle Bezeichnung für den Regierungschef Irlands?
Ebenso schwierig ist es nach der Wahl am vergangenen Wochenende, die Zusammensetzung der kommenden Regierungskoalition vorherzusagen. Nach dem knappen Verlust der absoluten Mehrheit müssen sich die bislang regierenden Mitte-Rechts-Parteien Fianna Fail (48 Mandate) und Fine Gael (38 Mandate) jedenfalls einen neuen Partner im 174-sitzigen Parlament in Dublin suchen. Bisher regierten sie das Land, das – wie Österreich – seit 1999 EU-Mitglied ist, zusammen mit den Grünen, die bei der Wahl am Freitag allerdings alle Mandate bis auf eines verloren.
Die Turbulenzen auf politischer Ebene zeugen zwar von einer Unzufriedenheit vor allem aufgrund steigender Wohungskosten (in Dublin teilweise doppelt so hoch wie in Wien) und der Einwanderungspolitik der Regierung, sie spiegeln aber nicht ganz die wirtschaftliche Entwicklung wider – denn Irlands Konjunkturmotor schnurrt nach einem kurzen Durchhänger wieder. Das Wirtschaftswachstum soll 2025 bei vier Prozent liegen. Der Inselstaat hat nach Luxemburg das zweithöchste Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt in der EU: Unter Berücksichtigung der tatsächlichen Konsumkaufkraft liegt es bei rund 80.000 Euro (Österreich: rund 47.000 Euro).
13 Milliarden Strafe
Zu verdanken ist der Höhenflug der Berechnungsmethode (siehe rechts) und internationalen Tech-Konzernen wie Google, Apple, Microsoft & Co., die in Dublin ihre Europazentralen haben. So wird mehr als die Hälfte der Körperschaftssteuer von nur zehn Unternehmen abgeführt; ein Drittel davon allein von Apple, das nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zuletzt 13 Milliarden Euro Steuern nachzahlen musste. Irland hatte Apple in den Jahren 1991 bis 2014 Steuervergünstigungen gewährt – zu Unrecht, wie das EU-Höchstgericht feststellte. So kann sich der Staat aktuell über einen Rekordbudgetüberschuss von 25 Milliarden Euro freuen.
Auch die Wirtschaftsbeziehungen zu Österreich erreichen neue Bestmarken. Die Exporte Österreichs wuchsen im vergangenen Jahr um fast 200 Prozent auf knapp über 1,4 Milliarden Euro. Haupttreiber waren der Verkauf von Chemikalien an die Pharmaindustrie sowie massive Steigerungen bei den Dienstleistungsexporten, aber auch Nischenprodukte wie Mineralwasser, wo das Liefervolumen von 90.000 auf vier Millionen Euro anwuchs. „Man bekommt jetzt Wasser ,Made in Austria‘ an jeder irischen Tankstelle“, berichtet Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Dublin, Josef Treml. Auch Bierexporte sind um ein Drittel gestiegen, sodass man in vielen irischen Pubs mittlerweile auch Bier aus Österreich bekommt. Chancen für heimische Exporteure ergeben sich vor allem im Infrastrukturausbau (Bahn, Metro, Wasser, Stromnetz) und Wohnbau, wo der Staat wesentliche Teile der Apple-Strafe investieren will. Auch IT-Experten stehen als Folge der brexitbedingten Übersiedlung von Firmen von London nach Irland weiterhin hoch im Kurs.
Mehr Gäste aus Irland
Umgekehrt stagnieren die irischen Warenexporte nach Österreich 2023 bei etwas über 700 Millionen Euro. Ein Wachstum gab es indes im Tourismus: 2023 kamen mehr irische Feriengäste nach Österreich als je zuvor (plus 17 Prozent bei den Gästeankünften).
Den Regierungschef nennt man übrigens Taoiseach. Das Wort stammt aus dem Altirischen und bedeutet ursprünglich „Anführer“ oder „Häuptling".
50 Prozent aller global verleasten Flugzeuge sind in Irland gemeldet. Das und eigentlich abfließende Zins- und Dividendenzahlungen an diverse US-Mutterkonzerne führen zu einem im EU-Vergleich „verfälschten“ Bruttoinlandsprodukt (BIP)/Kopf. Das Bruttonationalprodukt (alle von Inländern erwirtschafteten Einkommen) liegt dagegen um fast ein Viertel unter dem BIP und wird von Experten demnach als die richtigere Zahl für Irland bewertet.