Bildschirme mit den Bauteilen, die auf die Baustelle projiziert werden
© clone:it GmbH

Bau-Revolution mit Grazer App

Das Start-up „clone:it“ bringt 3D-Modelle mit Augmented Reality direkt auf die Baustelle – und will so Papierpläne beseitigen.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 11.09.2024

Die Bauindustrie steht aktuell vor großen Herausforderungen – neben Problemen mit Bürokratie, Preissteigerungen und Co. gilt es auch, neue Technologien – Stichwort Digitalisierung – für sich nutzbar zu machen. Das kann die Effizienz steigern und ist notwendig, um global wettbewerbsfähig zu bleiben. Das 2023 gegründete Grazer Start-up „clone:it“ will hier einen Beitrag leisten und die Bauwirtschaft voranbringen.

Funktionieren soll das über eine neue App, die mittels Augmented Reality (AR) und intuitiver 3D-Visualisierungen Pläne auf Baustellen einfacher zugänglich macht – und ermöglicht, das gesamte Projektmanagement über eine einzige Anwendung laufen zu lassen. Die Idee kam CEO Paul Wegerer und Co-Gründer Liebhard Mattuschka (weitere Gründungsgesellschafter sind Keremhan Eke und Timur Uzunoglu) während des Studiums in Kalifornien. „Wir sind in die Start-up-Szene gestolpert, haben aber gemerkt, dass es wenig Neues für die Bauwirtschaft gibt“, blickt er zurück. Aus eigener Erfahrung hätten beide aber dringenden Bedarf erkannt. Denn: Bauwerke werden heutzutage grundlegend in 3D geplant – die Komplexität macht das notwendig. „In der Bauausführung sieht es aber anders aus. Da werden 2D-Pläne generiert, ausgedruckt – und mit diesen wird auf der Baustelle gearbeitet“, erklärt Wegerer. 

Junge Bauingenieure arbeiten in der Ausbildung mit 3D-Modellen, die auf der Baustelle dann nicht eingesetzt werden. Es braucht also eine Möglichkeit, sie für jeden einfacher zugänglich zu machen.


Hier setzt „clone:it“ an. Wegerer: „Es ist viel einfacher, Informationen oder Daten aus einem 3D-Modell zu erhalten, auch um Zusammenhänge zu verstehen.“ Mit der App können die Modelle jetzt vor Ort abgerufen werden – entweder über einen QR-Code am Plan oder direkt über ein Register. „Die Nutzer – egal ob die örtliche Bauaufsicht oder die Baufir­ma – können das Modell dann bauteilbezogen öffnen und sogar mittels AR auf die Baustelle projizieren – also genau an die richtige Position im Maßstab 1:1 in die Realität setzen“, so der clone:it-CEO. Gerade die Bewehrungskontrolle will man mit der App revolutionieren.

Konkret hat das Unternehmen sein Angebot in vier Module gefasst: Im grundlegenden „Create“-Modul legt man ein Projekt an, spielt die Pläne in die App, generiert die QR-Codes – hier kann das Projekt von Planern und Auftraggebern organisiert werden. Das „Inform“-Modul ist dann vor allem für die Baufirmen interessant. Sie können die Modelle und Bauteile auf die Baustelle projizieren oder am Bildschirm begutachten und Informationen abrufen. Mit dem „Compare“-Modul kann beispielsweise die örtliche Bauaufsicht reale Bewehrungsstrukturen mit dem 3D-Modell überlagern und vergleichen. Dabei ist es auch möglich, Informationen hinzuzufügen – etwa Fehler zu markieren oder nötige Nacharbeiten direkt am Bauteil zu hinterlegen. Im „Capture“-Modul wiederum kann mittels KI direkt aus Bildern ein 3D-Scan erstellt werden.

Der Bedarf ist jedenfalls gegeben: „Wir sind zwar noch in der Entwicklung, aber unsere App ist schon nutzbar und auch in einigen Pilotprojekten im Einsatz“, berichtet Wegerer. Erste Lizenzen wurden bereits verkauft, auch im Ausbildungsbereich sei die Nachfrage groß. „Erst kürzlich haben wir unsere App an eine Landesberufschule in Deutschland verkauft.“ 

Gleichzeitig ist man etwa beim Bau eines neuen VW-Werks in Deutschland beteiligt und kooperiert mit den ausführenden Firmen. Wegerer: „Das Interesse ist groß – bis Ende des Jahres wollen wir unsere Technologie breit ausrollen und den großen Markteintritt schaffen.“

Quergefragt


Was ist Ihre Vision?

Wegerer: Papierpläne von der Baustelle zu verbannen und 3D-Modelle interaktiv im gesamten Bauablauf nutzbar zu machen.


Ein wichtiges Ergebnis?

Wegerer: Wir machen die Branche mit unserer Technologie für Fachkräfte wieder attraktiver.


Wie läuft das Geschäft an?

Wegerer: Wir werden in Deutschland stark nachgefragt, haben ein Büro in München – und auch coole Projekte in Österreich in Aussicht.