
Zwischen Angriff und Verteidigung
Zwischen Angriff und Selbstverteidigung: Während sich Markus Seme als Geschäftsführer von BearingPoint beruflich gegen Hackerangriffe stemmt, gibt er in seiner Freizeit Selbstverteidigungskurse.
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Mit dem Wechselspiel aus Angriff und Verteidigung ist Markus Seme bestens vertraut, leitet er doch in seiner Rolle als Geschäftsführer von BearingPoint Austria eine der international anerkanntesten Cyber-Einheiten. „Unsere Expertinnen und Experten zählen etwa im Bereich des Pentestings, also des beauftragten Hackens, laut internationalen Wettbewerben wiederkehrend zu den Besten in Europa“, bestätigt Seme. Mehr noch: Selbst Spezialisten von Branchenriesen wie Google oder Amazon landen in den IT-Challenges regelmäßig hinter den Teams aus Premstätten bei Graz.
Keine Deeskalation
Sich in den Angreifer hineinzuversetzen – das macht Seme nicht nur beruflich: 2011 gründete der gebürtige Weststeirer, der nun in Rinnegg lebt, „Krav Maga Graz“. Im gemeinnützigen Verein richtet er jährlich rund 20 Kurse der weltweit am stärksten verbreiteten Selbstverteidigungstechnik aus – insbesondere in Unternehmen, Institutionen und Schulen. „Krav Maga ist darauf ausgerichtet, reale Bedrohungen effektiv bzw. schnell zu neutralisieren und setzt dort an, wo eine Deeskalation nicht mehr möglich ist. Die Techniken sind praktisch und einfach zu erlernen. Die Bewegungen sind auf natürliche Instinkte und Reflexe aufgebaut, um die Lern- und Reaktionszeit zu verkürzen“, erklärt Krav Maga-Trainer Seme. Was IT-Verteidigung und physische Abwehr gemeinsam haben? „Es gibt jede Menge Überschneidungen. In beiden Disziplinen denken wir in Szenarien, benötigen ausreichend Vorbereitung und müssen sehr klar in unserer Verteidigungsstrategie auftreten“, so Seme.
5.000 Teilnehmende
Mittlerweile hat er Tausende Menschen – vor allem für Frauen ist das System hocheffektiv – ausgebildet. Den Meilenstein des 5000. Teilnehmenden erreichte er unlängst ausgerechnet bei seinem eigentlichen Arbeitgeber: „Mir war es ein Anliegen, auch unseren Mitarbeitenden Grundtechniken zur Selbstverteidigung näherzubringen. Es ist wichtig, dass sich jeder in Notfallsituationen zu helfen weiß – und vor allem in der Lage ist, die eigentlichen Kraftreserven abzurufen, wenn es darauf ankommt“, sagt Seme. Seine Doppelrolle – Geschäftsführer und Krav Maga-Trainer – hat ihn dabei nur wenig irritiert: „Natürlich ist die Situation zunächst etwas ungewöhnlich. Aber wir haben den Fokus sehr schnell auf das Wesentliche, nämlich das Training, gelenkt“, lacht Seme. Wesentlich ernster ist die Verwendung der Einnahmen aus dem Kurs, die dem „Haus Rosalie“ der „VinziWerke“ zugute gekommen ist. „Als Unternehmen haben wir die Spenden der Teilnehmenden nochmals verdoppelt, um so einen Beitrag zu leisten, insbesondere für Frauen ohne Wohnmöglichkeit bzw. die Opfer von Gewalt geworden sind“, erklärt der Geschäftsführer. Interessierten bietet er übrigens an jedem ersten Montag im Monat eine kostenlose Schnupperstunde im Augustinum in Graz.