
Teil 8/3. Börsencrash und Grenzveränderungen: Wiederentdeckung des Großraumes
Bahntrassen haben die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs mitgeprägt. Auch in der Steiermark.
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Gleise konservieren Geschichte. Augenscheinlich wird das an der Südbahn, deren Wurzeln fast zweihundert Jahre zurückreichen. Ihre Historie erzählt viel über zeitgeistigen Fortschrittsglauben, langfristige Wachstumsperspektiven, gesellschaftlichen Wandel und technische Transformationen.
So gab es schon 1829 erste Ideen für eine Eisenbahnstrecke von Wien an die Adria. Um den alpinen Barrieren wie Semmering, Wechsel oder der Koralm auszuweichen, sollten die Schienenstränge aus Kostengründen aber damals von der Monarchiemetropole über Ungarn, die Untersteiermark (das heutige Slowenien) nach Ljubljana und Triest, in manchen Plänen sogar weiter bis ins ebenfalls zum Kaiserreich gehörende Mailand führen. Später stellte man sich dann doch der technischen Herausforderung der Verbindung über den Semmering. Nachdem Teilstrecken im Norden und Süden Anfang der 1840er-Jahre in Betrieb gingen, wurde mit dem Bau der Semmeringbahn erst 1848 begonnen. Aber bereits sechs Jahre später konnte der Zugbetrieb aufgenommen werden. 1857 war schließlich eine durchgehende Fahrt zwischen Wien und Triest möglich. Für das Mürz- und Murtal zwischen Bruck und Graz brachte diese Anbindung eine enorme Beschleunigung des wirtschaftlichen Fortschritts. Die traditionelle Eisen- und Stahlindustrie bekam leistungsfähige Transportmittel, der Großraum Graz Anbindungen an Wien und über Ljubljana ans Meer.

Später wuchs das Auto zu einer übermächtigen Konkurrenz. Statt in die Bahn wurde in den Ausbau der Autobahnen (A2, A9) investiert. Auf der Schiene schrumpften Erreichbarkeit und Attraktivität des Angebots. Die Räume wurden enger (siehe Teil 8/2).
Erst rund 170 Jahre nach dem Bau der ikonischen Bogenbrücken über den Semmering wird es ab Dezember durch die neue Koralmbahn samt 33 Kilometer langem Tunnel und später den Semmeringbahntunnel wieder zu einer spürbaren Dehnung des Regionsverständnisses kommen. Die „Südbahn reloaded“ wird Teil eines baltisch-adriatischen Korridors, dessen Bahnachse knapp 4.500 Kilometer lang diagonal durch Europa verläuft. Damit beginnt eine neue Geschichte.
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