Zeitraum 1920 bis 1929
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Teil 8/1. Börsencrash und Grenzveränderungen: Wirtschaft im Ausnahmezustand

1929 kollabierte die Börse in New York und zog die Weltwirtschaft in eine Krise. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen.

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Aktualisiert am 10.04.2025

Rasante Talfahrten von Börsekursen, binnen kürzester Zeit massenhaft vernichtetes Betriebs- und Anlagevermögen, wirtschaftliche Existenzängs­te. Die Welt im Ausnahmezustand. 

Diese Zustandsbeschreibung der aktuellen Weltwirtschaft findet ihre Vorlage in den 1920er-Jahren. Anders als heute ein verhaltensauffälliger Politiker (siehe auch Seite 14) sind es damals aufgepumpte Spekulationsblasen, die plötzlich platzen und die Börse crashen lassen. Je nach bewohnter Zeitzone und beobachteter Zeitspanne ist der Kollaps als „Schwarzer Donnerstag“ (in den USA), „Schwarzer Freitag“ (in Europa) oder „Schwarzer Dienstag“ (als Höhepunkt des Markteinbruchs) in den Geschichtsbüchern vermerkt. Großanleger und Firmen, aber auch zahlreiche Kleinanleger hatten in den „ewigen Wohlstand“ investiert und dafür auch millionenfach kurzfristig Kredite aufgenommen, in der Hoffnung, sie infolge mit den Aktiengewinnen zurückzahlen zu können, Profit inklusive. Aber es kam anders.

Als der Dow Jones nach monatelanger Bergfahrt im Oktober 1929 begann, deutlich abzusacken, brach Nervosität aus. Viele erkannten das Risiko, das sie eingegangen waren. Bis zum 19. Oktober hatte der Leitindex 15 Prozent verloren. Am 24. Oktober brach schließlich Panik aus. Die Kurse gingen in einen tagelangen kollektiven Sturzflug über, viele Anleger waren nach Börsenschluss hoch verschuldet. Der Handel brach völlig zusammen. Die Stoßwellen des Erdbebens hatten da längst auch Europa erreicht und trafen Österreich am Beginn der 1930er-Jahre voll. 

Börsencrash 1929
© KK Der Börsencrash 1929

Warnungen vor einer „Wirtschaftskatastrophe“ und die Erfahrungen aus der Hyperinflation Anfang der 1920er-Jahre veranlassten tausende Österreicher, ihr Erspartes abzuheben. Dazu kam, dass damals an den Börsen gegen die Krone spekuliert wurde und Österreich am Rande eines Staatsbankrotts gestanden war. Das nach dem Ersten Weltkrieg mühsam Wiederaufgebaute stürzte wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Die Arbeitslosenzahlen schnellten in die Höhe. Die wirtschaftlichen Probleme begleitete eine immer schärfere politische Polarisierung, die schließlich 1934 zum Februaraufstand führte. Dieser soziale Unfriede war fruchtbarer Nährboden für das Erstarken des Nationalsozialismus.

Die Nationalversammlung der jungen Republik Österreich beschließt das Gesetz zur Errichtung von Kammern für Arbeiter und Angestellte.

Adolf Hitler, Propagandaleiter der Deutschen Arbeiterpartei (DAP), verkündet in München das Parteiprogramm der DAP, die sich wenig später in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenennt.

Der Führer der nationalen Sammelbewegung der Türkei, Kemal Atatürk, übernimmt die Leitung einer Gegenregierung gegen Staatsoberhaupt Sultan Mehmed VI. 

In Monte Carlo beginnen die ersten olympischen Spiele der Frauen. Das Internationale Olympische Komittee schließt Frauen weiterhin von Olympischen Spielen aus.