Zeitraum 1890 bis 1899
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Teil 5/1. Mobilität in der Steiermark: Den Standort auf Schiene gestellt

Die Mobilitätsgeschichte der Steiermark fußt auf einer starken Tradition im Schienenverkehr – im Trassen- und Zugbau.

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Aktualisiert am 07.03.2025

Wenn im heurigen Dezember die neue Koralmbahn die Fahrzeit zwischen Graz und Klagenfurt auf 45 Minuten verkürzt, wird damit ein neues Kapitel des Schienenverkehrs in der Steiermark geschrieben. Zum Vergleich: 1910 betrug die Fahrzeit zwischen Wien nach Triest über die Südbahnstrecke noch zehn Stunden. 

Die Trassenplanung durch die Steiermark war von Erzherzog Johann ab 1825 wesentlich mitkonzipiert worden. Er wendete Pläne für eine (wesentlich flachere) Route von Wien über Westungarn und das Drautal nach Triest ab und veranlasste in den 1840er-Jahren den Bau der ersten Gebirgsbahn Europas über den Semmering. Bereits 1844 wurde die Strecke zwischen Mürzzuschlag und Graz eröffnet, im Juli 1854 fuhr schließlich der erste fahrplanmäßige Personenzug über den Semmering. 

Stahlwerk Donawitz
© voestalpine Der Hochofen in Donawitz im Mai 1899.


Parallel zum Infrastrukturausbau entwickelte sich auch die Produktion von Schienen und Zügen zu einem Stärkefeld der steirischen Wirtschaft. In Donawitz wurde 1953 das LD-Verfahren entwickelt, das die Stahlproduktion revolutionierte. Heute steht dort das modernste Schienenwalzwerk der Welt. In Graz betreibt Siemens als Nachfolgerin der Simmering-Graz-Pauker (SGP) indes ein Weltkompetenzzentrum für Fahrwerke für Schienenfahrzeuge. Sie werden ab 2030 auch durch den dann in Betrieb gehenden Semmeringbasistunnel unterwegs sein. Er wird die einst pionierhafte Serpentinenstrecke über den Berg ablösen. 

Stahl Donawitz Puddelofen
© voestalpine Ein Arbeiter vor dem sogenannten Puddelofen in Donawitz 1910.

Den Bau begleitete ebenso treu Kritik wie die Koralmstrecke, wo das Fehlen einer direkten Anbindung des Flughafens Graz für Zwist sorgt. Kritik an der Bewirtschaftung von Bahntrassen ist aber so alt wie Bahntrassen selbst. 

So bezeichnete der Österreichische Ingenieur- und Architektenverein in den 1850er-Jahren den damaligen Bau der Semmeringstrecke als „größten Mißgriff“. Und 1855 schrieb die Süd-Ost-Tagespost über die gerade erst eröffnete GKB-Strecke zwischen Graz und den damaligen Kohlerevieren in der Weststeiermark: „Wir haben einen wesentlichen Übelstand der Fahrordnung zu rügen. Keine Bahn eignet sich nämlich so vollkommen zu Lustfahrten, wie gerade die eröffnete. Wenn also überhaupt auf Passagiere und nicht allein auf Kohle Rücksicht genommen wird, dann müsste auch die Fahrordnung nicht um zwei Uhr, also in der größten Sonnenhitze, zur Heimkehr nötigen.“

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