Johannes Eregger
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"Wir müssen die Kosten im Griff haben"

Frischer Wind weht in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie: Was der neue Vorsitzende Johannes Eregger anpacken will, verrät er im Interview. 

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Aktualisiert am 06.03.2025

Sie stehen seit kurzem an der Spitze der steirischen Lebensmittelindustrie. Wie ist die Branche aufgestellt?

Eregger: Die Branche ist äußerst vielfältig – und reicht von Brauereien und fleischverarbeitenden Betrieben bis zu Molkereien und Getränkeherstellern. Die Lebensmittelindus­trie ist ein wesentlicher Wirtschaftszweig für die Region, sorgt für regionale Wertschöpfung und ist ein wichtiger Arbeitgeber. In 71 Mitgliedsbetrieben sind 2.500 Menschen beschäftigt. 

Wo orten Sie die größten Herausforderungen für die Branche?

Geopolitisch stehen wir alle vor großen Herausforderungen – das wirkt sich auf Energiepreise, Lieferketten, Rohstoffbeschaffung und letztlich auf die Produktionskosten aus. Es braucht also gute Ideen im Beschaffungsprozess. Dazu kommt, dass die Kauflust gedämpft ist, es wird mehr auf den Preis geschaut. Deshalb müssen wir die Kosten gut im Griff haben. Die Unternehmen sind gefordert, innovativ zu sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben. 

Wo möchten Sie als Interessenvertreter Akzente setzen?

Es gibt Handlungsbedarf bei der Innovationsförderung und den rechtlichen Rahmenbedingungen.  Der bürokratische Aufwand ist viel zu hoch, Genehmigungen und Verfahren dauern zu lange. Wichtig ist auch, den Fokus weiter auf Nachhaltigkeit zu setzen. Dazu zählt neben der Umstellung von Plastik auf Karton und der Forcierung der Mehrwegflasche der Fokus auf erneuerbare Energien. Es braucht hier weiterhin Förderungen, um Projekte leichter umzusetzen, etwa PV-Anlagen in Industriebetrieben.  

Sie selbst sind Braumeister. Wie stellt sich die Lage aktuell in der Bierbranche dar?

Insgesamt ist die Lage stabil positiv, kräftige Zuwächse verzeichnen wir beim alkoholfreien Bier. Während der Inlandsmarkt in anderen Ländern Europas rückläufig ist, ist er in Österreich konstant. Mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Konsum von 103 Litern liegen wir im internationalen Vergleich hinter Tschechien auf Platz zwei, noch vor Deutschland. Im Export haben wir sogar ein Plus verzeichnet (siehe unten). Hier spielt der Tourismus auch eine große Rolle. Die Gäste kosten hier unser Bier und wollen es dann auch zu Hause konsumieren. 

Immer mehr Wirtshäuser sperren zu. Wie schlägt sich das im Biergeschäft nieder?

Natürlich spüren wir das. Zuletzt haben wir in der Gastronomie in  Österreich ein Minus von drei Prozent beim Fass- und Tankbier verzeichnet. Die Jüngeren gehen nicht mehr so viel fort wie früher, zudem wird auch mehr auf Lebensstil und Preis geachtet.