
„Wenn ich allein bin, dann leide ich nicht“
„Erfolg ist ein schlechter Lehrer“, warnte Christoph Strasser bei der Gründermesse. Der Extremradler über Sieg und Niederlage sowie richtige Zielsetzungen.
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Unternehmer haben derzeit das Gefühl haben, dass alles Training, Strampeln und Gangwechseln nichts hilft, weil der Berg immer steiler und der Untergrund immer steiniger wird. Wie motiviert man sich in dieser Situation?
Christoph Strasser: Mir hilft es, die Faktoren, die ich selbst beeinflussen kann, von den globalen Entwicklungen, die ich nicht in der Hand habe, zu trennen. Ich kann am Rad nur an meiner mentalen Einstellung, an der körperlichen Fitness und der Ausrüstung arbeiten, aber ich kann das Wetter nicht beeinflussen. Natürlich ändere ich möglicherweise meine Strategie. Aber Dinge außerhalb meiner Macht akzeptiere ich ohne zu jammern und ohne Energie darauf zu verschwenden. Und ich nehme mir immer nur den nächsten kleinen Schritt als nächstes Ziel vor. Zu große Ziele – wie am Start des „Race across America“ an das 5.000 Kilometer entfernte Finish zu denken – können frustrierend sein. Aber bis in die nächste Stadt schaffe ich es immer. Erst dort denke ich ans nächste Ziel.
Sie hatten bei den Radrennen durch die USA ein Team um sich. Worauf haben Sie dabei geachtet?
Christoph Strasser: Es war entscheidend, dass das Gefüge untereinander stimmt. Meine Stärke ist, dass ich loslassen und Entscheidungen abgeben kann und nicht immer der Chef sein muss. Ich war nur fürs Pedaletreten, Essen, Trinken und Augen-offen-Halten verantwortlich. Diesen Zugang kann man vielleicht auch auf die Führung einer Firma umlegen: Man muss seinem Team vertrauen.
Jetzt bestreiten Sie Solo-Rennen. Der Unterschied?
Christoph Strasser: Das ist es wie in einem Ein-Personen-Unternehmen: Ich bin emotional ganz anders aufgestellt. Man leidet nicht so sehr, wenn es einem schlecht geht, weil oft will man mit seinem Leiden einem anderen nur zeigen, wie schlecht es einem geht. Als Gegenleistung bekommt man dann Mitleid und ein bisschen Unterstützung. Wenn ich auf mich allein gestellt bin, sieht das keiner. Dann leide ich plötzlich nicht mehr. Wenn Fehler passieren, frage ich nicht, wer ist schuld, warum ist das passiert. Es passiert ein Fehler. Ich akzeptiere es, hake es ab, suche eine Lösung, schaue nach vorne.
Muss man eine Niederlage als Teil des Berufsrisikos akzeptieren?
Christoph Strasser: Ich würde nicht sagen, dass man Niederlagen als selbstverständlichen Teil hinnehmen sollte. Das würde bedeuten, dass man das leicht hinnimmt und vielleicht gar nicht mit aller Kraft versucht, es zu vermeiden. Niederlagen sind schmerzhaft, und wenn man viel Herzblut investiert hat, darf das auch eine gewisse Zeit weh tun. Umso mehr mir das Ganze wert ist, umso größer die Enttäuschung. Trotzdem kann man aus Niederlagen sehr viel lernen – allerdings nur, wenn man sich selbst Schwächen und Fehler ohne Ausreden eingestehen kann.
Was war der „wichtigste“ Fehler, den Sie gemacht haben?
Christoph Strasser: Nach drei Siegen beim RAAM war ich mir beim nächsten Antritt zu sicher, dass es wieder gut gehen wird und ich sowieso ins Ziel kommen werde. Ich habe mich in der Vorbereitung daher darauf fokussiert, möglicherweise noch etwas schneller zu sein als die Jahre davor. Doch ich wurde für meine Überheblichkeit bestraft und musste wegen eines Lungenödems in den Rocky Mountains aufgeben.
Die Lektion?
Christoph Strasser: Das Zitat von Bill Gates – „Erfolg ist ein schlechter Lehrer, er verführt Menschen zu glauben, dass sie nicht mehr verlieren können!“ – hat sich bewahrheitet. Ich hatte mich zu wenig mit den Basics beschäftigt, um gesund durchzukommen und nur mehr auf Optimierungen geachtet. Aber egal, wie erfolgreich du bisher warst, es gibt nie eine Garantie, dass es so weitergeht.
unter acht Tagen) und zwei Mal das Solo-Rennen
quer durch Europa gewonnen. Der Murtaler ist der erste Mensch, der in 24 Stunden mehr als 1.000 Kilometer geradelt ist.