Erich Wolff, Martin Neubauer und Josef Herk stehen lachend nebeneinander und haben eine VR Brille auf dem Kopf
© Helmut Lunghammer

„Lernen ohne lernen“: VR in Verbindung mit KI macht´s möglich

Preisverhandlungen in der „Virtual Reality“ mit einer Künstlichen Intelligenz als Gesprächspartner, einzelne Knochen aus einem lebensgroßen Skelett lösen und wieder einsetzen, virtuelle Swimmingpools füllen, um ein Gefühl für mathematische Relationen zu bekommen – lernen war noch nie so spielerisch und effektiv, wie es heute dank VR und KI möglich ist. Mit individuell auf Kursinhalte zugeschnittenen Programmen wird am WIFI Steiermark lernen „on next level“ praktiziert.

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Aktualisiert am 26.01.2024

Digitalisierung und Industrie 4.0 verändern unsere Arbeitswelt derzeit grundlegend. Herausforderungen, für die es neue Ausbildungsschwerpunkte und eine zeitgemäße Bildungsinfrastruktur braucht. „Aus diesem Grund erneuern wir mit dem Center of Excellence derzeit nicht nur unsere Bildungshardware, wir integrieren auch völlig neue Ausbildungskonzepte, wo Lerninhalte mittels KI und VR vermittelt werden“, berichtet WKO Steiermark Präsident Josef Herk. Eine besondere Vorreiterrolle nehme hier das WIFI Steiermark ein, wie Institutsleiter Martin Neubauer stolz erklärt: „Virtual Reality und Künstliche Intelligenz verändern das Lernen. Wir sind von den Möglichkeiten, die diese Programme bieten, total begeistert und auch mächtig stolz, dass wir als WIFI Steiermark auf dem großen Markt der Schulungsanbieter zu Taktgebern geworden sind.“

Einmalig am internationalen Markt

Die neueste Entwicklung ist ein Programm, das seit Jänner 2024 im Lehrgang Einkauf zum Einsatz kommt. „Verhandlungstraining muss man hiermit komplett neu sehen“, so Neubauer. „Im Virtuellen Raum kann ich mittels eines trainierten, KI-gefütterten Bots meine Verhandlungskompetenz perfektionieren. Das betrifft vor allem das Verhandlungsgeschick, aber auch Social Skills – wie beispielsweise Augenkontakt – spielen eine Rolle. Etwas Derartiges gibt es derzeit – auch am internationalen Markt – noch nicht“, betont der WIFI-Institutsleiter. Hier kommt nicht nur eine Kombination von VR und KI zum Einsatz – die KI muss natürlich auch entsprechend trainiert werden.

Mann und Frau sitzen einander gegenüber und üben Verkaufsgespräche mittels virtual reality
© XRCONSOLE und Robert Frankl Verkaufsgespräche werden mit der VR Brille spielerisch geübt


Individualisierte Apps mit konkretem Nutzen

„VR wird die Bildung nicht revolutionieren, aber richtig eingesetzt, bringen neue Technologien einige Vorteile mit sich und wir verbuchen unglaubliche Erfolge durch den Einsatz der neuen smarten Tools in einigen unserer Kurse“, erklärt Neubauer. Damit sei das WIFI Steiermark die erste Weiterbildungseinrichtung in Österreich, die sich in diesem Ausmaß und in dieser Breite auf die Technologien VR und KI sowie AR, also Augmented Reality, stützt und sie mit konkretem und überlegtem Nutzen individualisiert auf ihre Ausbildungen bereits höchst erfolgreich einsetzt. 

Gamification Faktor im Vordergrund

Vor rund zwei Jahren wurde in der hauseigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung gemeinsam mit Partnern, wie der Mindconsole GmbH, der Kompetek Interaktiv GmbH und Golem Digital begonnen, Ideen zur Lernunterstützung mittels Virtual Reality und Augmented Reality zu entwickeln und darauf aufbauend erste Apps programmiert. Dabei wurde sehr stark auf den Gamification-Faktor gesetzt. Alle Lern-Apps vermitteln Lernziele aus den Lehrgängen mit einem spielerischen Faktor. Denn darin liegt auch das Erfolgsgeheimnis der Anwendungen. 

Durch die Ansprache mehrerer Sinne ist das Lernerlebnis auch viel intensiver.

„Durch die Ansprache mehrerer Sinne ist das Lernerlebnis auch viel intensiver“, schwärmt Erich Wolff, der als Teamleiter EDV, Informatik, Tourismus von Beginn an federführend an der Entwicklung der VR-Apps beteiligt war. „Zudem bietet VR die Möglichkeit sich in einem dreidimensionalen Raum zu bewegen und sich auf diese Lernumgebung zu fokussieren. Die Ablenkung ist somit wesentlich geringer.“ Das zeigt auch das Feedback der Teilnehmer. Gerade sehr komplexe Themengebiete zu erlernen, macht mit der VR ungleich mehr Spaß. 

Angebot wird ständig ausgebaut

Zum Einsatz kommen die VR-Programme, die von den Kursteilnehmern auch nach Hause mitgenommen werden können, derzeit in zwei Anwendungen. Beim Diplomlehrgang Massage unterstützen sie die Vermittlung der Lerninhalte des Gegenstands Anatomie, um Muskel und Knochen zu erlernen.

Aufbau eines Skeletts üben anhand der VR Brille
© XRCONSOLE und Robert Frankl Mittels VR-Brille wird das „Begreifen“ komplexer Lerninhalte, wie der Anatomie des Menschen, ganz selbstverständlich.

Im Rahmen der Lehre mit Matura findet die VR-Brille im Gegenstand Mathematik Anwendung. In diesem VR-Game werden die Themenbereiche Gewichte, Längen, Volumen und digitale Größen und deren Relationen spielerisch „erfahren“ und so erlernt. Zusätzlich soll die Anwendung auch in zwei weiteren Lehrgängen bald zum Einsatz kommen. Im Lehrgang Fleischsommelier wird mittel VR die Verortung und die Benennung von Fleischteilen erlernt werden. Im Lehrgang Einkauf werden noch heuer mittels VR Einkaufsgespräche simuliert, um das  bestmögliche Ergebnis hinsichtlich des Preises, der Lieferkosten, etc. zu erhalten. 

Viel Potenzial für bestehende Kurse und Lehrgänge

Für die Zukunft gibt es unter diesen Gesichtspunkten noch eine Vielzahl von Lehrgängen und Kursen am WIFI Steiermark, die das Potenzial haben, gewisse Lernziele über VR oder AR abzubilden. Vor allem im Social-Skills-Bereich, oder auch im Zusammenhang mit dem Lernen von Sprachen, plant das WIFI noch weitere Apps zu entwickeln.