"Europas Klein-Klein schadet der Wettbewerbsfähigkeit"
Der scheidende IV-Präsident Stefan Stolitzka über hohe Löhne, niederschwellige Technikprogramme und politische Versäumnisse.
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Hohe Energiekosten, überbordende Bürokratie und ein falsch verstandener „Green Deal“, der keinen Platz für Technologieoffenheit lässt: Dieser Mix schade aktuell der europäischen Wirtschaft massiv, warnt Stefan Stolitzka vor einem daraus folgenden Verlust an Wettbewerbsfähigkeit: „Europa müsste bei der grünen, digitalen und geopolitischen Transformation stark sein, verliert sich aber in einem Klein-Klein, es braucht eine Vereinheitlichung“, so der mit Anfang Juli aus dem Amt scheidende IV-Chef.
Sein Funktionsantritt vor vier Jahren war überprägt von der Bekämpfung der wirtschaftlichen Schäden durch die gerade ihrem ersten Höhepunkt entgegenlaufende Corona-Pandemie. Im Folgenden standen der „erfolgreiche Re-Start und die Dynamisierung aus der Krise“ im Vordergund, erinnert sich Stolitzka vor allem auch an die Institutionen, Sozialpartner und Politik überspannende funktionierende Zusammenarbeit in dieser für den Standort heiklen Phase.
„Irritierende“ Politik
Die Pandemie ging, die Krise blieb und bekam nur andere Namen. Stolitzka kritisierte vor zwei Jahren am Höhepunkt der Debatte um die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl den Bundeskanzler – und verweist aktuell auf den mit-entwickelten „Masterplan Grüne Energie“, der Bedarf und Wünsche der 22 energieintensivsten Unternehmen der Steiermark bündelt. Auch in Sachen Infrastrukturausbau bleibt der Eigentümer und Geschäftsführer der Schuhmarke Legero ungeduldig: Die Absage der zuständigen Ministerin Leonore Gewessler für den Ausbau der A9 sei „irritierend“. Das Bewusstsein der Politik, dass eine hohe Forschungs- und Entwicklungsquote auch an einer funktionierenden und wettbewerbsstarken Fertigung hänge, sei der Politik zu wenig bewusst, verweist er auf massiv angestiegene Lohnstückkosten als prägendes Belastungsmoment für Unternehmen. „In vier Jahren hat es eine Erhöhung um 28 Prozent gegeben, aktuell liegen sie in Österreich schon 15 Prozent über jenen in Deutschland“, rechnet Stolitzka vor. Sein Nachfolger an der IV-Spitze, Heinzel-Group-Vorstand Kurt Maier, wird am 3. Juli gewählt.