Gruppenbild: Alle vortragenden Personen stehen nebeneinander auf einer Terrasse der WKÖ
© Nadine Studeny

Das Labyrinth der Bürokratie: Kann sich unser Wirtschaftsstandort das noch leisten?

Rückblick und Unterlagen vom 9.12.2024 

Lesedauer: 3 Minuten

11.12.2024

Zu aktuellen Herausforderungen und den Auswirkungen der Bürokratieflut auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Österreich und der EU diskutierten am Montag, 9. Dezember 2024, hochkarätige Speaker aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft in der WKÖ.

Die Veranstaltung mit dem Titel "Das Labyrinth der Bürokratie: Kann sich unser Wirtschaftsstandort das noch leisten?" bot eine Plattform für hochkarätige Diskussionen, insbesondere zu den Fragen, welche Reformen nötig sind, um Bürokratieabbau entschlossen voranzutreiben und wie die Balance zwischen notwendiger Regulierung und unternehmerischer Freiheit gelingen kann.

Eröffnung und Begrüßung

Dr. Rosemarie Schön, Leiterin der Abteilung für Rechtspolitik, und MMag. Christian Mandl, Leiter der Abteilung für Europapolitik, begrüßten die Teilnehmer:innen vor Ort und online. Mit etwa 80 Personen in Präsenz und rund 150 virtuell zugeschalteten Teilnehmenden war das Interesse an der Veranstaltung hoch.

„Was wir brauchen, sind ein intelligentes Regulierungssystem und Reformen, die das wirtschaftliche Handeln erleichtern und Unternehmen wieder Luft zum Atmen verschaffen. Im Sinne der Standortqualität muss Regulierung daher nach dem Grundsatz ‚Weniger ist mehr‘ gestaltet werden“, eröffnete Rosemarie Schön die Veranstaltung.

„Die Ankündigung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EU-Berichtspflichten um 25% zu reduzieren, ist absolut unterstützenswert. Der Bürokratierucksack muss aber endlich spürbar leichter werden. Um das zu erreichen, müssen die EU-Kommission, die Mitgliedstaaten und das EU-Parlament an einem Strang ziehen. Jeder Akteur muss in seinem Bereich negative Auswirkungen auf KMU und Wettbewerbsfähigkeit vermeiden. ‚Think small first‘ und ‚More tools instead of rules‘ sollten die Leitgedanken sein“, betonte Christian Mandl.

Keynotes

Bundesminister Univ.-Prof. Dr. Martin Kocher (Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft) betonte in seiner Keynote zum Thema „Bürokratieabbau als Schlüssel zu mehr Wettbewerbsfähigkeit“ insbesondere die Notwendigkeit von “Wettbewerbs-Checks”, um die Auswirkungen von Regularien auf die Wettbewerbsfähigkeit zu überprüfen.

Mag. Elisabeth Werner, MA (stv. Generalsekretärin der EU-Kommission) wurde online zugeschaltet und stellte die Pläne der neuen EU-Kommission zum Bürokratieabbau vor. Jedes Kommissionsmitglied ist für Vereinfachung und eine bessere Umsetzung zuständig, die Koordinierung dieser Arbeiten erfolgt durch Kommissar Valdis Dombrovskis. Sie betonte, dass die Vereinfachung ein gemeinsames Unterfangen sein muss.

Wie sich die Bürokratieflut konkret auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirkt, wurde im Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Monika Köppl-Turyna, Direktorin von EcoAustria, eingehend beleuchtet. Bürokratie erstickt die Produktivität, besonders dabei betroffen sind KMU. Als aktuelle Beispiele für überbordende EU-Regularien nannte sie etwa die Lieferkettenrichtlinie, die Entwaldungsverordnung, die CSRD-Richtlinie oder die Taxonomieverordnung. All diese Regulierungen erfordern umfangreiche Nachweise, Berichte und Dokumentationen, die wiederum hohe Compliance-Kosten verursachen. Sie regte auch eine systematische Quantifizierung der Bürokratiekosten in Österreich an.

Impulsstatement und Paneldiskussion

Mag. Karin Mair (Deloitte) wies in ihrem Impulsstatement darauf hin, dass die Unternehmen in Österreich durch die zunehmende Bürokratie vor immer größeren Herausforderungen stehen. Laut dem Deloitte Sustainability Check 2024 fühlen sich 71% durch den mit dem Green Deal verbundenen bürokratischen Aufwand überfordert. 

Die anschließende Paneldiskussion, moderiert von Mag. Andreas Schnauder, Chefredakteur von Der Pragmaticus, bot spannende Einblicke und Lösungsansätze. Zu den Diskussionsteilnehmer:innen gehörten Benjamin Baykal (Deutsche Industrie- und Handelskammer), Mag. Stefan Chalupnik, (G. Coreth Kunststoffverarbeitungs GmbH), Tim Joris Kaiser (Vertretung der EU-Kommission), Bundesspartenobmann Ing. Mag. Alexander Klacska (Klacska Group), Mag. Karin Mair (Deloitte) und SC Mag. Cynthia Zimmermann (Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft).

Im Rahmen der Diskussion wurden zahlreiche Praxisbeispiele vorgestellt, die deutlich aufzeigten, mit welchen Herausforderungen österreichische Unternehmen in der täglichen Arbeit konfrontiert sind.

Einigkeit am Panel herrschte insbesondere dahingehend, dass Österreich und Europa angesichts zunehmender Standortverlagerungen und sinkender Wettbewerbsfähigkeit keine Zeit mehr zu verlieren haben: Die künftige Bundesregierung und die neue EU-Kommission müssen dringend die rasche und konsequente Umsetzung von Entbürokratisierungsmaßnahmen vorantreiben, um Österreichs und Europas Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Die Wirtschaftskammer Österreich bedankt sich bei allen Teilnehmer:innen und Referent:innen für ihre wertvollen Beiträge und freut sich auf zukünftige Veranstaltungen. 

Präsentationen als PDF 

Bilder von der Veranstaltung


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