
Mietendeckel: Lösungsansätze gefordert!
Die Kärntner Immobilienwirtschaft zeigt sich besorgt über den gestern in Kraft getretenen Mietendeckel im regulierten Wohnungsmarkt. Während diese Maßnahme bereits für erhebliche Unruhe in der Branche sorgt, warnt Fachgruppenobmann Paul Perkonig nun vor einer möglichen Ausweitung der Regelung auf den freien Mietmarkt, die katastrophale Folgen für den gesamten Wohnungsmarkt hätte.
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Der gestern in Kraft getretene Mietendeckel betrifft vorerst nur den sogenannten geregelten Bereich – dazu zählen Altbauwohnungen (vor 1945 errichtet), geförderte Neubauwohnungen sowie Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen. Für diese gelten bereits strengere gesetzliche Vorgaben hinsichtlich Miethöhe und Mietzinsanpassung. Der „freie Mietmarkt“ hingegen umfasst privat finanzierte Neubauwohnungen (nach 1945 errichtet) sowie Ein- und Zweifamilienhäuser. Hier können Vermieter und Mieter die Konditionen weitgehend frei vereinbaren.
„Die Unterscheidung ist entscheidend," betont Paul Perkonig, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Kärnten. Denn: „Der geregelte Bereich, der in Österreich rund 75 % der Mieten ausmacht, umfasst bereits stark regulierte Mietverhältnisse. Die Immobilienwirtschaft betont, dass die nun in Kraft getretene Deckelung im geregelten Bereich bereits an die Grenzen der Verhältnismäßigkeit stößt. „Wir nehmen die politische Entscheidung zur Kenntnis. Eine Ausweitung auf den freien Markt wäre ein unverhältnismäßiger Eingriff, der dem Wohnungsmarkt langfristig massiv schaden würde," so Perkonig.
Es brodelt bereits unter dem Mietendeckel
Laufende Gespräche mit verunsicherten Investoren und Bauträgern bestätigen, dass allein die Diskussion über eine mögliche Ausweitung auf den freien Mietmarkt Investoren abschreckt. Wirtschaftsexperten prognostizieren für die kommenden Monate einen drastischen Rückgang der Baubewilligungen. Perkonig: „Das Vertrauen der Investoren ist bereits stark erschüttert. Eine Ausweitung der Regulierung würde den Wohnungsneubau weiter schädigen.“
Appell an die Politik: Dialog statt Regulierungsspirale
Die Kärntner Immobilienwirtschaft appelliert daher an die Politik, den im Regierungsprogramm versprochenen Interessenausgleich ernst zu nehmen. „Wir brauchen dringend einen offenen Dialog mit allen Beteiligten, statt weiterer einseitiger Regulierungsmaßnahmen. Nur gemeinsam können wir Lösungen finden, die sowohl leistbares Wohnen sichern als auch notwendige Investitionen ermöglichen“, fordert Perkonig. Die Fachgruppe schlägt stattdessen gezielte Förderungen für Neubauprojekte, steuerliche Anreize für nachhaltige Sanierungen und eine Entbürokratisierung von Bauverfahren vor. Perkonig: „Wir appellieren an die Politik, keine weiteren regulatorischen Schritte zu setzen, die den ohnehin angespannten Markt zusätzlich belasten.“
Warnende Beispiele aus internationalen Märkten
Die Experten der Kärntner Immobilienwirtschaft verweisen auf die negativen Erfahrungen mit Mietpreisregulierungen in anderen Märkten. Die tatsächlichen Auswirkungen solcher Eingriffe sind gut dokumentiert. In verschiedenen europäischen und amerikanischen Städten haben strenge Mietpreisregulierungen zu unbeabsichtigten Folgen geführt: Längere Wartezeiten bei der Wohnungssuche, Anstieg inoffizieller Zahlungen und eine Verschlechterung der Wohnqualität. Besonders das Beispiel Berlin wird von Branchenvertretern als Warnsignal angeführt. Nach Einführung des Berliner Mietendeckels wandelten viele Eigentümer ihre Mietobjekte in Eigentumswohnungen um.
Lösungsansätze
Der Schlüssel für leistbares Wohnen liegt nach Ansicht der Fachgruppe nicht in der Preisdeckelung, sondern in der Ausweitung des Angebots. „Um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, müssen wir das Angebot erhöhen", erklärt Perkonig. Konkret heißt das: Genehmigungsverfahren beschleunigen, bürokratische Hürden abbauen und Wohnbauprojekte gezielt fördern. Statt breit angelegter Markteingriffe plädiert die Immobilienwirtschaft für eine zielgenaue Unterstützung jener, die tatsächlich Hilfe benötigen. „Direkte Wohnbeihilfen für einkommensschwache Haushalte sind wesentlich effektiver als pauschale Preisregulierungen“, so der abschließende Appell der Kärntner Immobilienwirtschaft.