Gewerbe und Handwerk: 2023 war ein Jahr mit Licht und Schatten
Kärntens Gewerbe- und Handwerksbetriebe stehen vor großen Herausforderungen und kämpften auch im ersten Quartal 2024 mit bekannten, schweren Belastungen. Arbeitskräftemangel ist für viele Betriebe ein Hemmschuh. Besonders betroffen ist die Baubranche – sie steht weiter massiv unter Druck.
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Die Lage für Kärntens Gewerbe- und Handwerksbetriebe bleibt trüb: Steigende Preise für Rohstoffe, Energie, Steuern und Abgaben sowie hohe Lohnkosten treiben ihnen die Sorgenfalten auf die Stirn. Von Erholung noch keine Spur – auch wenn ein leichter Aufwind zu spüren ist. Die anhaltende Konsumzurückhaltung der Verbraucher macht den Unternehmen schwer zu schaffen. „Das Handwerk blickt auf ein durchwachsenes Jahr zurück. Lichtblicke waren leichte Umsatzsteigerungen. Schattenseiten zeigten sich in Form von Lieferengpässen, Materialknappheit, inflationsbedingten Preissteigerungen und einem Fachkräftemangel. Die Aussichten für die kommenden Monate sind verhalten“, meint KommR Klaus Kronlechner, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Kärnten. Wie die rund 20.000 Unternehmen in Gewerbe und Handwerk in Kärnten das abgelaufene Jahr abgeschlossen und wie sich die Umsätze und Aufträge von Jänner bis März 2024 entwickelt haben – darüber geben die Ergebnisse der Konjunkturbeobachtung für das Gesamtjahr 2023 und das 1. Quartal 2024 der KMU Forschung Austria Auskunft.
Rückblick auf das Jahr 2023
Die Umsätze sind im Vorjahr nominal gestiegen, inflationsbereinigt jedoch real um 6,1 % gesunken. Ein gutes Drittel der Betriebe (35 %) meldete für 2023 Steigerungen von durchschnittlich 13,1 % gegenüber 2022, bei 41 % der Betriebe blieb der Umsatz auf Vorjahresniveau. Rund ein Viertel verzeichnete Rückgänge von durchschnittlich 12,5 %. Der Anstieg der Verkaufspreise lag mit 7,5 % nahezu auf dem Niveau der Inflationsrate (7,8 %).
Kleiner Lichtblick: Die Exportquote stieg von 7,8 % auf 8,6 %.
Ausblick auf 2024: Baubranche weiter massiv unter Druck
Die Kärntner Gewerbe- und Handwerksbetriebe beurteilen die Geschäftslage im 1. Quartal 2024 schlechter als im Vorjahresquartal. Auch für das 2. Quartal 2024 sind die Erwartungen sowohl für den Auftragseingang als auch für den Umsatz eingetrübt. Sorgenkind bleibt das Bauhauptgewerbe, das auf den Haus- und Wohnungsbau spezialisiert ist. Kronlechner: „Die Kärntner Bauwirtschaft, mit rund 2,3 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung und 40.000 Beschäftigten in 5.000 Betrieben ein wichtiger Konjunkturmotor, steht beim Wohnungsneubau massiv unter Druck. Eigenheimbauwillige warten auf die Ausgestaltung der Kreditgewährung und der von der Bundesregierung beschlossenen Zinsenstützung. Im Bereich der Eigentumswohnungen verhindert die Kärntner Wohnbauförderung, die von unrealistisch niedrigen Preisen ausgeht, eine positive Entwicklung. Wer eine Eigentumswohnung von einem Bauträger kaufen möchte, geht bei einer Förderung meist leer aus. Hier muss die Politik endlich nachbessern.
Handwerkerbonus plus
Fahrt aufnehmen könnte die Branche mit dem Handwerkerbonus plus, die Beschlussfassung im Parlament steht jedoch noch aus. Bekannt ist, dass dieser rückwirkend für Arbeitsleistungen (ohne Fahrtkosten) die ab 1.3.2024 begonnen wurden, gilt. Förderfähig sollen Leistungen von Professionisten (Arbeitskosten) bis maximal 10.000 Euro pro Privatperson sein. „20 Prozent, also bis zu 2.000 Euro gibt es zurück. Nicht nur für private Auftraggeber reduziert sich die Rechnung, auch die Handwerksbetriebe profitieren davon“, betont Kronlechner.
Unsicherheit widerspiegelt sich in den Erwartungen nach Branchen unterschiedlich
„Sowohl in den investitionsgüter- als auch in den konsumnahen Branchen sind die Erwartungen für das 2. Quartal 2024 zwar negativ, aber nicht mehr so stark wie im Vorjahr. Der Pessimismus hat abgenommen“, so Kronlechner. Während die konsumnahen Branchen wie Lebensmittel, Personaldienstleister aber auch Kfz-Werkstätten mit positiven Erwartungen in Bezug auf Auftragseingänge und den Umsatz ins 2. Quartal 2024 gehen, blickt die Sparte Gesundheit/Wellness und vor allem das Bauhauptgewerbe negativ auf die kommenden Monate.
Wo es „drückt“ und was geplant ist
Am meisten und am häufigsten „drückt“ das Gewerbe und Handwerk im Jahr 2024 die Beeinträchtigung der Geschäftstätigkeit durch Preissteigerungen bei Rohstoffen und Materialien (62 %) sowie Energie (51 %). Der Fachkräftemangel wird von 47 % der Befragten massiv empfunden.
Ausblick
Über alle Branchen hinweg überwiegt die Unsicherheit. Für das Jahr 2024 herrscht grundsätzlich Zuversicht, die die Unternehmen verhalten, aber positiv in die Zukunft blicken lässt. Sorgen bereiten ihnen die flaue Kundennachfrage und steigende Kosten. Der Fachkräftemangel wird zunehmend zum Engpass. Mit zu wenigen Arbeitskräften kann es keine erfolgreiche Entwicklung geben“, so Kronlechner abschließend.