Wirtschaftspolitischer Beirat präsentierte Arbeitsprogramm für 2024
Er ist ein in Österreich einzigartiges, gesetzlich verankertes Gremium: der Wirtschaftspolitische Beirat. Vorsitzender und WK-Vizepräsident Otmar Petschnig präsentierte heute im Rahmen einer Pressekonferenz gemeinsam mit Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig das Programm für 2024. Morgen findet die erste Arbeitssitzung im neuen Jahr statt.
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Im Jahr 2024 stehen die Weltwirtschaft und die Welt insgesamt vor großen Herausforderungen. Kriege, Unsicherheiten, steigende Preise und Zinsen sowie geostrategische Wettrennen bestimmen das Bild. Diese Faktoren wirken sich auch auf Kärnten
aus, wo die Wirtschaftsforschung nur mäßige Wachstumsaussichten prognostiziert. Auch die Einschätzungen der Kärntner Unternehmerinnen und Unternehmer für die kommenden Monate sind auf einem besorgniserregenden Tiefpunkt. „Ich appelliere einmal mehr an die Mitglieder der Landesregierung, die Empfehlung des Wirtschaftspolitischen Beirates ernst zu nehmen und Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen, die es den Unternehmerinnen und Unternehmern ermöglichen, sich mit aller Kraft gegen den deutlich erkennbaren Abwärtstrend zu stemmen“, betonte heute der Vorsitzende des Wirtschaftspolitischen Beirates (WiPo), Unternehmer und Vizepräsident der Wirtschaftskammer Kärnten, Otmar Petschnig, bei einer Pressekonferenz mit Wirtschaftsreferent Sebastian Schuschnig und den beiden WiPo-Stellvertretern Beate Gfrerer (Geschäftsführerin der Kärntner Volkshochschulen) und Meinrad Höfferer (Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten).
Koralmbahn als Gamechanger
Der Wirtschaftsbeirat als gesetzlich verankertes Gremium ist in Österreich einzigartig. Er berät die Landesregierung bei wirtschaftspolitischen Zielsetzungen und den daraus ableitbaren Förderschwerpunkten. Mit der neuen Legislaturperiode im April des vergangenen Jahres setzte der Beirat seine Arbeit fort, der bisher bereits wichtige Eckpfeiler für das Regierungsprogramm erarbeitete. „Wir nehmen den Auftrag sehr ernst, mehr als die Hälfte des Arbeitsprogramms wurde in das Regierungsprogramm der Kärntner Nachhaltigkeitskoalition aufgenommen. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit dem Beirat die Stärken und Potenziale für den Wirtschaftsstandort Kärnten zu bündeln. Die Koralmbahn, die in beide Richtungen fährt, ist der größte Gamechanger und bietet für das exportorientierte Kärnten viele neue Möglichkeiten“, betonte Schuschnig. Nun gelte es, Kärnten als attraktiven Wirtschafts- und Lebensstandort entlang der Koralmbahn konkurrenzfähig zu machen.
Leitfaden für die Politik
Für Petschnig mahlen die Mühlen etwa beim Energiewendebeschleunigungsgesetz noch zu langsam. Um in dieser sich verändernden Welt erfolgreich zu sein, brauche es eine klare Wirtschaftspolitik. „Der Beirat hat sich in den vergangenen Monaten zu zahlreichen Arbeitssitzungen getroffen. Wir haben das bestehende Arbeitsprogramm adaptiert und werden nun die Inhalte in einen wirtschaftspolitischen Leitfaden gießen. Dieser soll als Orientierungshilfe für die Politik dienen. Wir müssen mit allen Stakeholdern noch enger zusammenrücken und uns noch intensiver und besser austauschen. Nur so können wir die Wirtschaft in eine nachhaltige und gerechte Richtung entwickeln“, so Petschnig, der bereits morgen zur ersten Sitzung des Wirtschaftspolitischen Beirats in diesem Jahr einlädt.
Empfehlungen des Beirates
Die Empfehlungen des Wirtschaftspolitischen Beirats gliedern sich in die drei Themenbereiche Bildung & Arbeitskräftepotenzial, Kärnten als Nachhaltig(st)e Region sowie Alpen-Adria-Raum und Koralmbahn. Beate Gfrerer stellte die Maßnahmen im Bereich Bildung vor: Der Auf- und Ausbau von Bildungshubs und Bildungszentren, die Bündelung regionaler Einrichtungen und die Abstimmung mit den Unternehmen hinsichtlich des regionalen Bildungsbedarfs sowie die verstärkte Nutzung des Arbeitsmarktpotenzials stehen dabei im Mittelpunkt. Ebenso der große Themenblock Coaching und Weiterbildung von Frauen, insbesondere mehr Frauen von Teilzeit- in Vollzeitbeschäftigung zu bringen.
Meinrad Höfferer hob die Bedeutung der AREA Süd/Koralmbahn hervor. „Das ist eine Jahrhundertchance, die mit der Inbetriebnahme Ende 2025 weit über die Landesgrenzen in den Alpen-Adria-Raum ausstrahlen wird. Für Kärnten bedeutet das nicht nur eine wesentlich verbesserte Anbindung an den starken Wirtschaftsraum Graz im Osten, sondern auch an den Mittelmeerraum im Süden mit dem Zollkorridor vom Hafen Triest bis zur neuen Logistikdrehscheibe LCA Süd bei Villach. Die Koralmbahn schafft neue Verbindungen, mehr Dynamik und mehr Chancen.“ Eng mit der neuen Bahninfrastruktur verbunden sind die Logistikzentren Fürnitz, Kühnsdorf und St. Paul, die Kärnten vom Transitland zum hochrangigen Wirtschaftsraum machen. Auch die Außenwirtschaft profitiere von der Koralmbahn: Die Außenhandelszahlen zeigen, dass Kärntens Exportunternehmen auch in schwierigen Zeiten wirtschaftlich erfolgreich sein können.
Standortmarketing hat oberste Priorität
Wichtig, da sind sich alle einig, ist der Ausbau des Standortmarketings. „Kärnten ist attraktiver, als wir denken. Wir müssen die Standortmarke Kärnten stärker und vor allem bei der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften besser nutzen. Wir sind ein attraktiver Ort zum Leben und Arbeiten“, so Petschnig. Denn: Das Zusammenwachsen der beiden Zentralräume Graz und Klagenfurt löst laut Studien der Wirtschaftskammern Kärnten und Steiermark einen starken Impuls für die gemeinsame Standortentwicklung aus, die Folgen sind höheres Wirtschaftswachstum, bessere internationale Sichtbarkeit und mehr qualifizierte Zuwanderung.
Wer ist im Wirtschaftspolitischen Beirat vertreten?
Der Wirtschaftspolitische Beirat (WIPOL) setzt sich aus 16 Mitgliedern zusammen. Neben allen im Landtag vertretenen Parteien sind die Interessensvertretungen, darunter die Wirtschaftskammer Kärnten, die Arbeiterkammer, die Industriellenvereinigung sowie der Österreichische Gewerkschaftsbund, der Kärntner Gemeindebund, die Kreativwirtschaft und Start-ups vertreten. Weitere vier Mitglieder werden von der Landesregierung entsendet. Die Mitglieder werden für die Dauer einer Legislaturperiode bestellt.