Leidenschaftlicher Nachfolger: Markus Zanier ist seinem Vater beim Tiroler Familienunternehmen nachgefolgt
Und hat Entscheidendes aus dem Übergabeprozess gelernt
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Hand aufs Herz: Im Rückblick scheint oft alles eitel Wonne gewesen zu sein. Vergessen sind die Mühen, die Schwierigkeiten, die Herausforderungen. Die Übergabe eines Unternehmens ist da keine Ausnahme. Doch während der Blick in die Vergangenheit gelegentlich verklärt wird, so kennen Insider doch die Wahrheit: Gerade bei der Übergabe eines Familienunternehmens sind Generationenkonflikte keine Seltenheit. Markus Zanier kann sich noch sehr gut an diese Konflikte erinnern.
Und der 36-jährige, seines Zeichens Geschäftsführer und Inhaber des Tiroler Wintersporthandschuh-Spezialisten Zanier, spricht Klartext: „Ich bin der Überzeugung, dass jede Übergabe in einem Familienbetrieb eine Zerreißprobe ist.“ Und das weniger aus wirtschaftlichen, sondern aus strategischen Gründen. „Die junge Generation ist in den meisten Fällen zu ungeduldig. Die übergebende Generation hingegen unterschätzt oft, wie schnell der Zeitpunkt kommt, um leiser zu treten.“
Stolz und Ungeduld
Markus Zanier spricht aus Erfahrung. Auch beim 1969 von seinen Eltern Gabi und Werner Zanier gegründeten Unternehmen (Meilensteine waren die ersten Gore-Tex Handschuhe 1984 und die Markteinführung einer Heiztechnologie für Handschuhe 1999) stand man vor ähnlichen Herausforderungen.
Nach seinem Studienabschluss an der Universität Innsbruck sowie einigen Praktika war Markus Zanier vor zwölf Jahren als Geschäftsführer in den Familienbetrieb eingestiegen, und zwar anlässlich des 60ers von Vater Werner Zanier. „2006 habe ich dann die Kapitalmehrheit übernehmen dürfen. Von 2006 bis 2010 war mein Vater noch recht aktiv“, erzählt der Sohn.
Entscheidender Nachsatz: „Ich würde sagen, dass ich seit drei Jahren zur Gänze selbst entscheide.“ Doch der kontinuierliche Übergabeprozess zuvor war wie angedeutet nicht immer reibungslos abgelaufen. Eine Mischung aus Stolz über das Geleistete, Unzufriedenheit und Ungeduld führt zu Meinungsverschiedenheiten. Auch für das Vater-Sohn-Gespann sei die Übergabe somit „eine arge Zerreißprobe“ gewesen, erinnert sich der junge Firmenchef.
Respekt, Visionen & Spaß
„Wir standen auch einige Male vor der Entscheidung, die Übergabe durch einen gemeinsamen Verkauf zu de-eskalieren. Dafür hatten wir aber dann beide doch zu viel Respekt vor dem Werk meines Vaters.“ Nach vielen Gesprächen schwenken Firmengründer Werner Zanier und Neo-Chef Markus schließlich wieder auf einen gemeinsamen Weg und eine gemeinsame Übergabe-Strategie ein. Nachdem die Fronten geklärt sind, kommt der Senior noch heute mehrmals in der Woche ins Büro, um sich über seine langjährigen Kunden zu informieren. Markus Zanier: „Das finde ich schön. Er hat die Partnerschaft mit unseren Kunden mehr als 45 Jahre lang wirklich gelebt und freut sich auch im Ruhestand noch, wenn es ihnen gut geht.“
Der Sohn hat indes strategisch und wirtschaftlich längst völlig freie Hand, um das Familienunternehmen nach seinen Vorstellungen in die Zukunft zu führen. Seine Motivation: „Ich liebe es, Aufgaben anzugehen und dafür verantwortlich zu sein. Ich liebe es, aus Visionen Ideen zu schmieden, daraus ein Projekt zu starten und dann das Endergebnis zu sehen und auch zu verantworten.“ Nachsatz: „Wo kann man dabei mehr Spaß haben als im eigenen Familienbetrieb?“
Aus alt mach neu
Wie groß Zaniers unternehmerische Leidenschaft ist, zeigt auch dieses Bekenntnis: „Wenn ich ehrlich bin, fordert mich das Unternehmertum bis an meine Grenzen – und die will ich regelmäßig weiter hinausschieben. Ich bin immer der Meinung, dass es noch weiter und besser geht und wir viele tolle Projekte vor uns haben.“
Derzeit steht unter anderem die Verlegung vom Osttiroler Lienz nach Innsbruck und Hall auf der Agenda. „Für meinen Vater und für mich ist das jetzt eigentlich der Schritt, der alles abgeschlossen hat und aus Zanier alt Zanier neu macht“, findet der 36-jährige. Parallel dazu soll sich auch der Ansatz am Geschäftsmodell „wirklich radikal“ ändern, etwa mit einem verstärkten Fokus auf Sales, Design und externe Logistik. Zanier: „Mein Ziel ist es, uns für die nächsten Schritte der Unternehmensentwicklung zu positionieren.“ Auf das schwierige Marktumfeld mit warmen Wintern reagiert das auf Wintersport-Handschuhe und Kälteschutz spezialisierte Unternehmen übrigens mit zusätzlichen Angeboten für die warme Jahreszeit, etwa für Biking, Running oder Walking.
Professionelle Hilfe
Zwei Dinge hat der 36-jährige Zanier-Chef jedenfalls bei der nicht ganz reibungslosen Übergabe gelernt: „Eine Übergabe ist immer ein sehr langwieriger Prozess.“ Und vor allem: „Ich empfehle unbedingt die Beiziehung eines Mediators – das würde einen Großteil der Probleme verhindern.“ Wirtschaftskammer und Gründerservice haben den jungen Unternehmens-Nachfolger übrigens von Anfang an mit Rat und Tat unterstützt: „Besonders die Bezirksstelle Lienz war immer wohlwollend und helfend an meiner Seite und hat mich wirklich als jungen Unternehmer unterstützt, wo sie nur konnte.“
Zudem baut Zanier auf das Know-how externer Spezialisten für IT, Recht, Organisationsentwicklung oder Logistik: „Ich setze gerne auf die Erfahrung von Profis, die sich nur mit speziellen Fragestellungen beschäftigen.“ Ein weiterer entscheidender Tipp für angehende Nachfolger ist dieser: „Möglichst viel Erfahrung der Übergeber aufsaugen, diese weiterverwenden und an die zukünftigen Marktanforderungen anpassen.“ Und einen letzten Rat hat Markus Zanier, der sich im Rückblick selbst als „schon sehr ungestüm und ungeduldig“ erlebt hat, auch noch auf Lager: „Wichtig ist, dass man aus seinen Fehlern lernt und auch mit sich selbst wirklich kritisch umgeht.“
Kontakt
Mag. Markus Zanier
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