Vektor-Illustration eines gelben Hintergrunds, auf dem ein weißes Prozentzeichen steht. Über dem Prozentzeichen ist ein Pfeil, der in einer Kurve nach unten zeigt
© Who is Danny | stock.adobe.com

Die Bank of Japan im Zinsdilemma

Ende der Negativzinsen mit unklaren Konsequenzen

Lesedauer: 2 Minuten

Japan Banken/Versicherungen
10.07.2024

Die dramatische Abwertung des Yen innerhalb der letzten zwei bis drei Jahre hat nicht nur zu enormen Preissteigerungen innerhalb des Landes geführt (Japan ist in vielen Bereichen auf Importe angewiesen), sondern hat Japan auch den Platz der drittgrößten Volkswirtschaft gekostet. Sowohl gegenüber Dollar als auch Euro werden fast täglich neue Rekord-Tiefstände gemeldet, außer den Touristen und einigen Exporteuren freut sich inzwischen wenige.

Ein wesentlicher Grund für die Abwertung war und ist das Zinsgefälle zu den anderen großen Wirtschaftsräumen. Japan hat bis zuletzt an seiner Null- (und tw. Negativzinspolitik) festgehalten, während andere große Nationalbanken in Angesicht steigender Inflationsraten längst die Zinsschraube nach oben drehten.

Nun hebt auch die Zentralbank Japans (BoJ) zum ersten Mal seit 2007 ihre Zinssätze an und kommt damit nach acht Jahren wieder in positive Zinsbereiche von 0,0% bis 0,1% zurück. Noch ist die Signalwirkung für den Währungsmarkt gering, der Yen legt nicht zu. Damit steht der Ruf nach weiteren Anhebungen im Raum, was aber die BoJ selbst vor Schwierigkeiten stellen könnte. Die entstehenden Verluste könnten die BoJ selbst gefährden, die Bilanz der Bank würde ab bestimmten Zinshöhen ins Negative kippen, warnen Analysten.

Hintergrund: die BoJ hält die große Mehrheit an japanischen Staatsanleihen im Wert von 470 Billionen Yen (2,7 Billionen Euro), welche zum Großteil mit verzinslichen Einlagen privater Finanzinstitute finanziert werden. Der Zinssatz beläuft sich dabei auf 0,1%. Ein Anstieg auf nur 1% würde bereits bedeuten, dass die BoJ jährlich etwa 5 Billionen Yen (28,6 Milliarden Euro) an Zinsen zahlen muss. Folglich plant die BoJ, ihre Anleihen zu reduzieren, um ihre Bilanz von derzeit rund 750 Billionen Yen (4,3 Billionen Euro) zu verringern.

Eine Erhöhung würde auch zahlreiche andere Sparten betreffen, langfristige, niedrig verzinste Kredite sind in Japan sowohl im privaten Immobilienbereich als auch bei Firmenkrediten ein Rückgrat der Wirtschaft geworden. Schon warnen zahlreiche Analysten vor weitreichenden Folgen.

Die BoJ selbst betont, dass sie ihre Aufgaben auch bei negativer Bilanz erfüllen könne. Auch andere Notenbanken wie die US Federal Reserve tauchen immer wieder in Verluste ab.

EXPO 2025 Kansai in Osaka

Sie haben darüber hinaus Interesse am Thema Japan? Kennen Sie schon die „Road to Expo 2025“ – eine Initiative der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA zur Vorbereitung auf die Weltausstellung in Osaka 2025? Hier finden Sie Informationen, wie Sie dabei sein können, welche Themen im Zentrum der Vorbereitungen stehen und Links zu vielen dazu passenden, spannenden Veranstaltungen in Österreich und Japan: Road to EXPO 2025

Kontakt

Österreichisches AußenwirtschaftsCenter Tokio
+81-3-34031777
z.H. Dr. Arnold Ackerer 

Weitere interessante Artikel
  • Münzen liegen verstreut auf einer Oberfläche. In der Mitte des Bildes stehen vier unterschiedlich große Münzstapel. Aus jedem Stapel wächst ein kleiner, grüner Setzling

    31.05.2024

    Japan richtet spezielle Finanzzonen ein, um ausländische Investoren anzuziehen
    Weiterlesen
  • Skyline von Tokyo beleuchtet bei Nacht

    14.06.2024

    Steigende Immobilienpreise in Japan: Ursachen und Trends
    Weiterlesen