Elnara Amirova
© Florian Wieser

Zukunft des Wiener Modehandels: Spezialisierung und Nischenmärkte als Erfolgsfaktor

Mode-Obmann Rossmanith: „Spezialisierung, starke Vernetzung und Kundenbindung als Erfolgsfaktoren“ – In Wien derzeit rund 1000 spezialisierte Mode-Boutiquen - Zahl der Mode-Händler rückläufig

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Aktualisiert am 30.10.2024

Das "Mon Debut" auf der Josefstädterstraße ist eine von rund 1000 spezialisierten Modeboutiquen in Wien. 4 von 5 Menschen, die bei Inhaberin Elnara Amirova einkaufen, zählt sie zu ihrer Stammkundschaft. Amirova's Erfolgsrezept: "Es ist mir wichtig, dass die Menschen zu uns kommen, um zu entspannen und nicht zwangsläufig etwas kaufen müssen. Unser Fokus liegt auf umfassender und persönlicher Beratung."

Der Modehandel durchläuft einen tiefgreifenden Strukturwandel. „Die Zeiten sind geprägt von einer spürbaren Konsumzurückhaltung der Kunden, hohen Fixkosten und der Konkurrenz durch internationale Online-Plattformen. Das zwingt den stationären Modehandel dazu, innovative Wege zu finden, um trotz veränderter Kaufgewohnheiten zu bestehen“, so Günther Rossmanith, Obmann des Mode-Einzelhandels in der Wirtschaftskammer Wien. Die Zeiten für den stationären Modehandel sind schwierig: Über die letzten zehn Jahre ist die Anzahl der Modehändler in Wien von 3.450 auf 2.808 gesunken.

Wir haben in Wien ganz viele Beispiele von Modehändlern, die sich mit innovativen Konzepten behaupten und sogar expandieren

Der Verdrängungswettbewerb im Modehandel hat sich in den letzten Jahren verschärft, doch gerade in diesem Umfeld entstehen Chancen für jene, die durch Kreativität, Anpassungsfähigkeit und neue Geschäftsmodelle den Markt neu definieren, so Rossmanith: „Trotz herausfordernder Zeiten gibt es in Wien viele Händler, die mit Mut und Offenheit für neue Konzepte und Veränderungen den großen Herausforderungen begegnen, sich neu erfinden und sogar neu gründen.“ Große Einzelhändler fokussieren sich vermehrt auf Flagshipstores, die das Kundenerlebnis in den Vordergrund rücken und oft als Aushängeschild ihrer Marke dienen. Gleichzeitig entstehen neue spezialisierte Geschäfte, die durch ihre Nischenangebote die Vielfalt im stationären Handel erweitern und gezielt auf individuelle Kundenbedürfnisse eingehen. Im ersten Halbjahr 2024 gab es in Wien 271 Neugründungen im Modehandel. Rossmanith betont: „Bei den Neugründungen sehen wir, dass es mehrheitlich spezialisierte Betriebe sind, deren Inhaber gut vorbereitet in die Unternehmensgründung gehen.“ Durch Spezialisierung und ein starkes Einkaufserlebnis wird der stationäre Handel in Wien weiterhin eine wichtige Rolle spielen, ist der Obmann überzeugt: „Wir haben in Wien ganz viele Beispiele von Modehändlern, die sich mit innovativen Konzepten behaupten und sogar expandieren.“ Individuelle Einkaufserlebnisse, einzigartige Produkte, persönliche Kundenbindung und eine Kombination aus Online- und Offline-Verkauf machen den Wiener Modehandel unverwechselbar und beleben die Einkaufsviertel der Stadt.

Spezialisierung als Schlüssel zum Erfolg

Besonders kleinere Boutiquen, die sich auf exklusive Einzelstücke und maßgeschneiderte Mode konzentrieren, gewinnen an Bedeutung. Derzeit gibt es in Wien rund 1000 Boutiquen und kleine Modehändler. Sie bieten nicht nur ein handverlesenes Sortiment, sondern schaffen durch ihre individuelle Ansprache ein besonderes Einkaufserlebnis. „Die Rückkehr der kleinen Boutiquen ist ein ermutigendes Zeichen. Sie zeigen, dass es nach wie vor Raum für individuelle Konzepte und einzigartige Angebote gibt, die den stationären Handel neu beleben. Gerade durch ihre persönliche und authentische Kundenbindung schaffen diese Händler ein Einkaufserlebnis, das sich von der Anonymität des Online-Shoppings abhebt“, so Rossmanith.

Starke Vernetzung und Kundenbindung als Erfolgsfaktoren

Boutiquen setzen etwa auf exklusive Modeartikel, die oft in limitierten Auflagen oder als Second-Hand-Waren angeboten werden. Kunden schätzen das Gefühl, etwas Besonderes und Individuelles zu erwerben. Eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Modedesignern und anderen Boutiquen fördert den Austausch von Ideen und die Schaffung einzigartiger Kollektionen. „Die Zukunft liegt in der Vernetzung“, betont Rossmanith. „Lokale Händler, die gemeinsam mit Designern und anderen Geschäften Events und Promotionen organisieren, stärken nicht nur ihr eigenes Geschäft, sondern auch die gesamte Modebranche in Wien.“ Gleichzeitig setzen die Boutiquen auf eine starke Kundenbindung: Stammkunden werden zu Markenbotschaftern, die das Geschäft weiterempfehlen und für regelmäßige Umsätze sorgen.

Wiener Modehandel als wirtschaftlicher Motor

Mit insgesamt 3.300 Modehändlern, 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 300 Lehrlingen trägt der Wiener Modehandel erheblich zur lokalen Wertschöpfung bei. „Unsere Modehändler sorgen nicht nur für Vielfalt im Angebot, sondern leisten einen wichtigen Beitrag zur städtischen Kultur und Wirtschaft“, betont Rossmanith. „Jeder Einkauf vor Ort stärkt die lokale Wirtschaft und sichert Arbeitsplätze in Wien.“ Um die Zukunft des stationären Handels und die Lebendigkeit der Wiener Einkaufsstraßen zu sichern, ist es entscheidend, den lokalen Modehandel zu unterstützen. „Wenn wir wollen, dass Wien lebendig und vielfältig bleibt, dann müssen wir bewusst im stationären Handel einkaufen“, appelliert Rossmanith. „Nur so können wir eine attraktive und nachhaltige Einkaufslandschaft bewahren, die uns allen zugutekommt.“


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