Obmann Sertic - Außenaufnahme Porträt
© Florian Wieser | WK Wien

Deutsche Zug-Baustelle verursacht täglich 2.600 Tonnen mehr CO2

Die Wiener Transport- und Logistikbranche warnt vor den Auswirkungen der Komplettsperre auf der Bahnstrecke bei Passau für Umwelt und Wirtschaft

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Aktualisiert am 12.07.2024

„Die Generalsanierung des deutschen Bahnnetzes ist zwar längst überfällig, muss aber in der geplanten Form dringend überdacht werden“, warnt Davor Sertic, Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Wien sowie Präsident der Union europäischer Industrie- und Handelskammern für Verkehrsfragen (UECC). Denn vorgesehen sind 2026 unter anderem zwei fünfmonatige Totalsperren der für Österreich und besonders Wien so wichtigen Verbindung zwischen Nürnberg und Passau.
Über den Grenzbahnhof Passau laufen rund 73 Prozent des heimischen Warenverkehrs mit Deutschland, was bis zu 140 Güterzügen täglich entspricht. Ein Teil davon wird über weniger leistungsfähige und bis zu 300 Kilometer längere Strecken - etwa über Tschechien - umgeleitet werden müssen, was pro Zug bis zu 12.000 Euro an höheren Transportkosten verursacht.

Mehr Emissionen durch Zugausfälle und Umleitungen

Allerdings werden bis zu 40 Güterzüge täglich komplett ausfallen und auf die Straße verlagert werden müssen. Laut Berechnungen der Sparte Transport und Verkehr verursachen diese Zugausfälle durch ihre Verlagerung auf die Straße sowie die Umleitungen der restlichen Züge rund 2.600 Tonnen mehr CO2-Emissionen pro Tag. 

„Es wäre daher im Sinne der Umwelt und der Transportbranche besser, anstatt von mehrmonatigen Totalsperren eine sanfte Sanierung der Strecke über Passau vorzunehmen“, erklärt Sertic. „So sollte stets zumindest eine Spur für den Güterverkehr in Betrieb bleiben, um die Umweltbelastung und die Beeinträchtigung der Lieferketten so gering wie möglich zu halten.“ Denn selbst eine kurze nächtliche Streckensperrung von nur ein bis zwei Stunden kann zu massiven Gesamtverspätungen von bis zu 24 Stunden führen. Der Wirtschaftsstandort Wien ist besonders betroffen, da sich zwei der wichtigsten und größten Güterterminals Österreichs im Hafen Wien und in Wien-Inzersdorf befinden.

Es wäre im Sinne der Umwelt und der Transportbranche besser, anstatt von mehrmonatigen Totalsperren eine sanfte Sanierung der Strecke über Passau vorzunehmen.

Unterstützung für Unternehmen

Im Rahmen des Intermodal-Coachings, das Transport- und Industriebetrieben bei der Kombination von Straße und Schiene hilft, werden betroffene Unternehmer beraten: „Unsere Experten klären Unternehmen individuell über die Auswirkungen der Streckensanierung auf ihren Betrieb und Alternativrouten auf“, sagt Sertic.

Die Kombination von Schiene und Straße ist auf Langstrecken ein hervorragendes Mittel, um unsere Klimaziele zu erreichen.

Damit möglichst viele Unternehmen ihre Straßentransporte mit der Schiene kombinieren, fordert Sertic mehr staatliche Anreize zum Einstieg in den intermodalen Verkehr: „Wenn das Investitionsförderprogramm Kombinierter Güterverkehr des Klimaschutzministeriums 2025 ausläuft, dann muss ein Nachfolgeprogramm gezielt die Bedürfnisse von KMU berücksichtigen.“