Wiens letzte Fleischermeister
Tradition trifft Leidenschaft trifft Handwerk - zu Besuch bei einem von Wiens letzten Fleischermeistern – Neumann: „Die Wertschätzung dieser Betriebe ist von größter Bedeutung“
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im Bild: Maria Neumann, Spartenobfrau des Wiener Gewerbe und Handwerks, zu Besuch bei Herbert Klaghofer, einem von Wiens letzten Fleischermeistern: „Die Wertschätzung dieser Wiener Betriebe ist von größter Bedeutung."
Die fetten Jahre sind vorbei, doch Qualität überlebt: Herbert Klaghofer ist einer von Wiens letzten, traditionsbewussten Fleischermeistern und leitet die Fleischerei Klaghofer in zweiter Generation. Seit der Gründung im Jahr 1956 hat sich der Betrieb stetig weiterentwickelt und modernisiert. „Wir sind stolz darauf, seit über 60 Jahren ein fester Bestandteil der Wiener Wirtschaft zu sein“, erklärt Klaghofer.
Familienbetrieb mit Tradition
Die Fleischerei, die ursprünglich in Stammersdorf eröffnet wurde, hat seit 1962 ihren Standort in der Rankgasse und bietet heute neben dem klassischen Thekenverkauf auch Belieferungen von Betrieben und Catering-Services an. Mit derzeit acht Mitarbeitern an zwei Standorten setzt Klaghofer weiterhin auf Handwerkskunst und hohe Qualität. Klaghofer sammelte Erfahrungen auf der ganzen Welt und übernahm 2005 das Geschäft vom Vater in Ottakring. Ein Geschäft, das, als er klein war, auch seine Wohnung war. Am Platz, wo jetzt Tische stehen, auf denen man einen Imbiss einnehmen kann, war früher sein Schlafzimmer. Der Fleischerbetrieb mit acht Mitarbeitern ist einer der wenigen noch bestehenden Traditionsbetriebe dieser Art in Wien. Klaghofer ist aber Teil der großen Wiener Unternehmerfamilie. 149.894 Unternehmen gibt es in Wien mittlerweile - so viele wie noch nie. „Die Wiener Betriebe sind ein Garant für ein besseres Wien. Sie schaffen und sichern hunderttausende Jobs, bilden nachfolgende Generationen aus, machen unser Leben lebenswerter und den Alltag liebenswerter. Sie sind es, die die Stadt am Laufen halten, sie sind der Motor der Metropole. Das kann man nicht hoch genug schätzen. Danke!“, sagt Maria Neumann, Spartenobfrau des Wiener Gewerbe und Handwerks.
Rückgang der Fleischerbetriebe in Wien
Die Zahl der Fleischerbetriebe in Wien ist in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen. Im Jahr 2023 waren 117 Fleischer (dazu zählen auch Supermärkte mit eigenen Fleischtheken) aktiv tätig. Zehn Jahre zuvor, im Jahr 2013, waren es noch 131 Betriebe, 2003 lag die Zahl bei 198 Betrieben. Dieser Trend des Rückgangs ist seit den 1990er Jahren besonders deutlich. Ende 1990 gab es in Wien noch knapp 500 Fleischer. Je weiter man zurückgeht, desto deutlicher wird der Wandel: 1980 waren 700 Fleischer registriert, im Jahr 1970 lag die Zahl bei 1.267 Betrieben. Klaghofer: „Diese Entwicklung verdeutlicht den schrittweisen Rückgang der Fleischerbetriebe in Wien, der über mehrere Jahrzehnte anhält. Aktuell gibt es in Wien vielleicht noch rund 20 traditionelle Wiener Fleischereibetriebe wie meinen - wir sind stolz, die Tradition aufrecht zu halten.“
Wertschätzung gegenüber Wiener Traditionsbetrieben
Neumann unterstreicht: „Die Wertschätzung dieser Betriebe ist von größter Bedeutung, da sie eine zentrale Rolle für die regionale Wirtschaft spielen. Sie sind nicht nur ein wichtiger Teil unserer kulturellen Identität und kulinarischen Vielfalt, sondern auch ein essenzieller Faktor für die lokale Versorgung und die Aufrechterhaltung traditionellen Handwerks. In Zeiten, in denen kleine Betriebe zunehmend von großen Ketten und globalen Anbietern verdrängt werden, ist es umso wichtiger, das Bewusstsein für die Bedeutung dieser lokalen Strukturen zu schärfen und ihnen den nötigen Rückhalt zu geben. Sie tragen wesentlich zu einer nachhaltigen und stabilen Wirtschaft bei, indem sie Arbeitsplätze schaffen und regionale Wertschöpfungsketten stärken.“
Wertschätzung gegenüber Mensch und Tier
Für Herbert Klaghofer ist Wertschätzung ein zentraler Wert, sowohl im Umgang mit den Tieren als auch in der Zusammenarbeit mit seinem Team. „Wertschätzung bedeutet für mich, Tiere respektvoll zu behandeln, denn das zeigt sich in der Qualität des Fleisches wider“, betont er. Dies spiegelt seine Überzeugung, dass ethische Grundsätze und handwerkliche Exzellenz untrennbar miteinander verbunden sind. Auch gegenüber seinen Mitarbeitern pflegt Klaghofer eine Kultur des Respekts und der Anerkennung: „Ein respektvolles und unterstützendes Arbeitsumfeld motiviert mein Team, täglich ihr Bestes zu geben. Diese Wertschätzung stärkt den Zusammenhalt und sorgt für eine positive Atmosphäre.“
Leidenschaft fürs Fleischerhandwerk
Klaghofer lebt seine Leidenschaft für das Fleischerhandwerk täglich aus und beschreibt seinen Beruf als eine Kombination aus Tradition und Innovation. „Ich habe das Glück, mit hochwertigen Zutaten zu arbeiten und die Kunst der Fleischveredelung weiterzuführen“, sagt er stolz. Seine Kreativität zeigt sich in der Entwicklung neuer Wurst- und Fleischspezialitäten, die nicht nur geschmacklich, sondern auch ästhetisch ansprechend sind. Zudem schätzt er den direkten Kontakt zu seinen Kunden: „Es bereitet mir Freude, meinen Kunden die Qualität und den Wert unserer Produkte näherzubringen.“
Wertschätzung dem Unternehmertum
Für Herbert Klaghofer bedeutet das Unternehmertum vor allem Freiheit und Verantwortung. „Als selbstständiger Unternehmer kann ich meine Visionen umsetzen und meinen Betrieb nach meinen Vorstellungen führen“, erklärt er. Diese Freiheit bietet ihm die Möglichkeit, auf die individuellen Bedürfnisse seiner Kunden einzugehen und flexible Arbeitsmethoden zu entwickeln. Gleichzeitig ist sich Klaghofer der Verantwortung bewusst, die mit der Selbständigkeit einhergeht: „Ich trage die Verantwortung für die Qualität meiner Produkte und das Wohl meiner Mitarbeiter. Das erfordert ständige Weiterentwicklung und die Bereitschaft, Neues zu lernen.“
Wien - kulturelle und kulinarische Vielfalt
Wien als Unternehmensstandort bietet für Herbert Klaghofer viele Vorteile. „Die kulturelle und kulinarische Vielfalt der Stadt erlaubt es uns, auf die unterschiedlichsten Kundenbedürfnisse einzugehen,“ betont er. Die hohe Bevölkerungsdichte und die verschiedenen Zielgruppen ermöglichen es ihm, ein breites Spektrum an Produkten und Spezialitäten anzubieten. Zudem profitiert die Fleischerei von der guten Infrastruktur der Stadt: „Wien hat ein großes Einzugsgebiet, aus dem unsere Kunden kommen. Das erleichtert uns, unser Sortiment an veränderte Trends und Wünsche anzupassen.“ Herbert Klaghofer ist überzeugt, dass seine Fleischerei auch in Zukunft erfolgreich bleibt, indem sie Tradition mit Innovation verbindet und den hohen Anspruch an Qualität und Wertschätzung weiterführt.