Wiens Hotelbetten laden zum Träumen ein
Wiens Tourismus schreibt wieder Rekordzahlen und ist besser aufgestellt denn je. Viele Hotels wurden umgebaut, erweitert - oder entstehen ganz neu. Damit hat die Bundeshauptstadt mehr Hotelbetten denn je. Braucht Wien so viele?
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Im Bild: Übernachten in historischem Ambiente: Einige der Zimmer des umgebauten Hotels Imperial Riding School bieten Blick auf die russisch-orthodoxe Kathedrale zum heiligen Nikolaus.
Wie man sich bettet, so liegt man. Und offenbar liegt man besonders gut in Wiens Hotelbetten: Knapp 73.000 davon stehen für Gäste aus dem In- und Ausland heuer zur Verfügung. Aber auch Wiener verbringen gerne einmal eine Nacht im Hotelbett - und das nicht nur für ein Schäferstündchen mit oder ohne Übernachtung, sondern auch bei besonderen Anlässen wie Muttertag oder Hochzeit. Tatsächlich hat es manchmal den Anschein, dass Hotels in Wien wie die Pilze aus dem Boden schießen. Egal in welcher Kategorie, es wird umgebaut, erweitert oder ganz neu konstruiert. Mit mehr Hotels gibt es natürlich auch mehr Betten, die auf Gäste aus dem In- und Ausland warten. Eine logische Schlussfolgerung, geht es Wiens Tourismus doch besser denn je. Nach pandemiebedingten Rückgängen im Jahr 2021 zeigen die Statistiken 2023 und 2024 (jeweils März) von WienTourismus, dass die Anzahl der verfügbaren Betten in Wien um fast 2500 gestiegen ist. Wenn man alle Betten jener Hotels zusammenzählt, die sich derzeit im Bau befinden, kommt man auf 1498 Betten, die auf Übernachtungsgäste warten. Welche Konsequenz hat dieser Hotel- und damit Bettenboom denn eigentlich für Wien? Für den Wien-Tourist stellt sich nun die Qual der Wahl bei dieser breiten Palette an Unterkünften - für jeden Geschmack und Geldbeutel. Von luxuriösen 5-Sterne-Hotels bis hin zu gemütlichen Boutique-Hotels in den historischen Vierteln der Stadt bietet Wien eine Vielzahl von Übernachtungsmöglichkeiten. Die Innere Stadt beherbergt viele renommierte Hotels, darunter das traditionsreiche Hotel Sacher, das nicht nur für seine berühmte Sachertorte bekannt ist. Für Reisende, die eine hippe Atmosphäre bevorzugen, bieten Stadtteile wie die Leopoldstadt und Neubau trendige Designhotels und Hostels mit zeitgemäßem Flair. Konzepte wie das „Grätzelhotel” der Urbanauts, die Gäste direkt vom Hotelzimmer in das Grätzel bringen und somit einen viel „lebendigeren und direkteren” Kontakt zu Wien versprechen, liegen besonders bei jüngeren Reisenden im Trend.
Tradition in neuem Outfit
Im Trend liegt offenbar auch der Um- und Ausbau von renommierten Hotels wie der Imperial Riding School oder dem Hotel Astoria in der Inneren Stadt. Das Astoria hat nach anderthalb Jahren Umbau- und Renovierungszeit vor kurzem wieder eröffnet. Die Gäste erwarten 125 neu gestaltete Zimmer, eine Lobby mit Bar und einem großen Frühstückssalon. Die neue 70 Quadratmeter große Beletage Suite ist mit einem Himmelbett, historischen Kaminen und originalen Wandspiegeln ausgestattet. Von den französischen Balkonen der sieben Junior Suiten eröffnet sich der Blick auf die Kärntner Straße. Die historischen Art Deco Elemente des Hauses wurden bewahrt und die vorhandenen Möbel im klassischen Wiener Stil revitalisiert. Insgesamt investierte das Wiener Verkehrsbüro rund 15 Millionen Euro in denUmbau. „Das Hotel Astoria Wien ist seit 111 Jahren ein Ort mit viel Persönlichkeit, individuellem Service und Wiener Charme. Wir freuen uns sehr, dass wir nach einer umfassenden Modernisierung und behutsamen Renovierung der Art Deco Substanz dieses traditionsreiche Haus unseren Gästen in neuer Pracht präsentieren dürfen”, erklärt Martin Winkler, Vorstandsvorsitzender der Tourismusgruppe Verkehrsbüro, des Eigentümers des Hotels Astoria.
Adresse für Touristen und Kongressgäste
Ebenfalls in der Klasse der oberen Kategorie reiht sich die neu designte Imperial Riding School ein. „Imperial Riding School hat eine ausgezeichnete Lage am Rande der Wiener Innenstadt, verfügt über einen der größten innerstädtischen Privatgärten, eine Parkgarage und eine optimale Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz: Grund genug, in diesen Standort mit seiner reichen Geschichte zu investieren”, erklärt General Manager Jürgen Fleischhacker. Man wolle mit dem Hotel eine einzigartige Erfahrung für Touristen und Businessgäste aus dem In- und Ausland bieten und auch den Wienern einen Aufenthalt mit inspirierendem, kreativem Flair ermöglichen. „Es ist der ,place to be’, wenn man Design schätzt. Außerdem machen die Vielseitigkeit und die Großzügigkeit des Konzepts mit 342 Zimmern das Hotel auch für Business-, Event und Kongressgäste zur richtigen Adresse”, so Fleischhacker. Die Auslastungszahlen steigen von Monat zu Monat: „Ab Herbst rechnen wir mit einer marktkonformenAuslastung zwischen 70 und 75 Prozent.”
Nachhaltigkeit und Digital Guest Journey
Bewusst ein breiteres Publikum spricht die familiengeführte Wiener Hotel-Gruppe Schani Hotels an. Auch hier macht sich eine größere Gästenachfrage bemerkbar und deshalb gibt es seit Anfang 2024 einen vierten Standort gegenüber der UNO-City. Das Hotel bietet 202 Zimmer und fünf unterschiedliche Zimmerkategorien. „Unsere Digital Guest Journey ist bei den Gästen sehr beliebt. Sie ermöglicht die individuelle Zimmerauswahl, den mobilen Check-in, den Zimmerschlüssel am Smartphone und vielesmehr”, erklärt General Manager Alexander Lang, der das Schani Hotel Uno City seit einigen Monaten leitet. „Ich freue mich, einen Teil dazu beigetragen zu haben, unser neuestes Projekt aus der Taufe zu heben. Die Identität als Wiener Familienunternehmen hat viel Liebe zum Detail und Qualität im neuen Hotel Schani Uno City ermöglicht. Wir freuen uns über den großen Zuspruch und über das zu erwartende Maßder Buchungen”, so Lang. Darüber hinaus tragen alle Schani-Hotels das österreichische und europäischen Umweltzeichen.
Der „Swift-Effekt”
Wenn Großevents in Wien stattfinden oder sich internationale Popgrößen wie Taylor Swift ein Stelldichein in der Bundeshauptstadt geben,sind besonders viele Konzertgäste auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Das Vergleichsportal Check24 Österreich hat die Hotelbuchungen an den drei Taylor Swift- Konzerttagen (8., 9. und 10. August 2024) mit dem Buchungsvolumen der Woche vor dem Event verglichen. Die Analyse ergibt aktuell ein Plus von 246 Prozent. Dabei sind 36 Prozent der Hotelzimmer schon im Juli und August des Vorjahres gebucht worden - also rund um den Verkaufsstart der Konzerttickets Mitte Juli. Die Zimmerpreise haben sich im Schnitt um 22 Euro pro Nacht erhöht. Die Buchungslage zeigt, dass auch für andere Konzerte viele Fans nach Wien kommen, die alle ein Hotelbett brauchen. So gibt es etwa auch Ende August, wenn die Band Coldplay nach Wien kommt, signifikant mehr Hotelbuchungen. Check24 Österreich-Geschäftsführer Florian Reichert: „Der Swift-Effekt ist auch in Wien deutlich spürbar. Die Hotelbuchungszahlen sind während der Konzerttage deutlich angestiegen und die Zimmer sind in dieser Zeit teurer. Besonders ist auch, dass viele Hotelzimmer lange im Voraus gebucht worden sind. Wer noch auf der Suche ist, sollte zeitnah buchen.”
Anstieg der durchschnittlichen Betriebsgröße
Wien kann somit die vielen Betten gut vertragen. „Wien verfügt über einen qualitätsvollen Mix aus familiengeführten Unternehmen, internationalen Marken, modernen Tagungshotels und zeitgemäßen Konzepten, deren Bandbreite sich von einfachen Betrieben bis hin zu High-end-Angeboten im Luxusbereich erstreckt”, erklärt WienTourismus-Direktor Norbert Kettner. „Die umfangreichen Investitionen in die Erneuerung bestehender sowie die Errichtung neuer Hotels, verbunden mit einem leichten Anstieg der durchschnittlichen Betriebsgröße, zeugen davon, dass Wien die Pandemie erfolgreich genutzt hat, um jetzt mit einem verbesserten Angebot und einer wirtschaftlich tragfähigeren Visitor Economy durchzustarten”, so Kettner. In Wien findet sich laut WienTourismus mit 18 Prozent knapp ein Fünftel aller mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifizierten Beherbergungsbetriebe bzw. mit rund 34 Prozent ein gutes Drittel aller entsprechend zertifizierten Betten im Land. Insgesamt zählte Wiens Tourismuswirtschaft Ende 2023 160 Betriebe mit dem Umweltzeichen oder einem vergleichbaren internationalen Label.
Mehr als die Hälfte des Betten-Angebots im gehobenen Bereich
„Rund 60 Prozent des aktuellen Wiener Hotelbetten-Angebots sind der gehobenen Hotellerie, also dem Vier- bzw. Fünfstern-Bereich, zuzuordnen”, so Kettner. Markus Grießler, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der WK Wien, sieht in dieser Entwicklung einen deutlichen Trend zu „Gästen, die mehr auf die Qualität und Individualität ihrer Reise und damit ihrer Übernachtungsmöglichkeit schauen”, und fügt hinzu: „Wien kann durch ein gehobenes Hotelangebot und das damit gehobene Bettenangebot nur punkten. Somit bin ich überzeugt, Wien kann sehr wohl mehr Betten vertragen, wenn sie einem bestimmten Niveau entsprechen, das Gäste jetzt vermehrt suchen.” Damit scheint sich eine klare Tendenz herauszukristallisieren, die auch Wien als Touristenmagnet gut tut: „Wenn Masse, dann mit Klasse”, so Grießler.